SV Waldhof - Mit sieben neuen Clubs und einigen alten Bekannten startet die 3. Liga in die nächste Saison

Ausblick auf die 3. Liga: Waldhof-Wiedersehen mit Conrad und Sulejmani

Von 
Alexander Müller
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Von wegen „norddeutsch unterkühlt“: Die Fans des VfB Oldenburg feierten den Aufstieg in die 3. Liga nach der Relegation gegen den BFC Dynamo Berlin (3:1/1:2) derart emotional, dass auf dem städtischen Rathausplatz sogar Feueralarm ausgelöst wurde. Zuletzt spielte der Verein, bei dem einst Frank Ordenewitz, Mirko Votava oder Hans-Jörg Butt kickten, vor 25 Jahren im Profifußball, ehe es bis in die Oberliga runterging.

Die Oldenburger komplettieren als 20. Verein das Teilnehmerfeld der 3. Liga in der Saison 2022/2023, die am Wochenende 23./24. Juli startet. Im Vergleich zur abgelaufenen Spielzeit hat die unterste deutsche Profiklasse die maximal mögliche Frischzellenkur verpasst bekommen: Sieben Vereine gingen, sieben Clubs kommen hinzu. Wir stellen die Neulinge und ihre Ziele vor.

VfB Oldenburg

Nach der großen Aufstiegsparty suchten die Niedersachsen umgehend ein Ausweichstadion vor allem für die Abendspiele, weil das in die Jahre gekommene Marschwegstadion unter anderem nicht über das erforderliche Flutlicht verfügt. Am Mittwoch fiel die Entscheidung: Der VfB geht in die immerhin 175 Kilometer entfernte Hannoveraner WM-Arena, in der in der Vorsaison noch Absteiger TSV Havelse spielte.

Im neuen professionellen Umfeld muss der Traditionsverein aus der 170 000-Einwohner-Stadt, bei dem in den 90er Jahren der legendäre Rudi Assauer als Manager arbeitete, kleine Brötchen backen. „Wir haben Auflagen vom DFB, die ein aufstrebender Verein erst mal erfüllen muss. Da sind Vereine wie Dynamo Dresden, die etabliert sind und ein großes Stadion haben, unglaublich im Vorteil. Unser Etat ist natürlich kleiner als bei solchen Traditionsvereinen“, sagte Präsident Wolfgang Sidka, einst in der Bundesliga Trainer und Spieler bei Werder Bremen, dem „Deutschlandfunk“.

RW Essen

Die zig gescheiterten Versuche von RWE, den Amateurfußball hinter sich zu lassen, erinnern ein wenig an das dreifache Relegationstrauma des SV Waldhof bis zum Aufstieg 2019. Nach 15 Jahren sind die Essener wieder da - und irgendwie freuen sich alle auf diesen wuchtigen Traditionsverein mit seinen vielen Fans. „Der schlafende Riese ist erwacht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig. RWE kalkuliert mit einem fünfstelligen Zuschauerschnitt, das Kultstadion an der Hafenstraße wird sicher auch viele Anhänger des SV Waldhof anlocken. Wobei das Duell Essen gegen Mannheim ein durchaus pikantes Wiedersehen beinhaltet: Zwei Spieltage vor Saisonende in der Regionalliga West beurlaubte der Ruhrpott-Club bekanntlich den neuen SVW-Coach Christian Neidhart, um in einem Fotofinish dann doch noch Preußen Münster von der Tabellenspitze der Regionalliga West zu verdrängen.

SpVgg Bayreuth

Nach dem Aufstieg verabschiedete sich Trainer Timo Rost gleich zu Erzgebirge Aue. Nachfolger wird der frühere Bundesliga-Profi Thomas Kleine. Das große Geld zu verdienen gibt es nicht in der bayerischen Wagner-Stadt. Das macht die Rückkehr in den Profifußball nach 32 Jahren umso bemerkenswerter. „Ich sage immer, dass wir so gut aufgestellt sind, wie ein Club überhaupt aufgestellt sein kann, der keinen Mäzen im Hintergrund hat. Unser Aufstieg müsste Fußball-Deutschland Mut machen. Wir haben bewiesen, dass man den Sprung aus der Regionalliga schaffen kann, ohne über unseren Verhältnissen zu leben“, sagte Präsident Wolfgang Gruber bei „liga3-online.de“. Der Mann ist im Hauptberuf Chirurg und will die Bayreuther auch ohne größere Operationen in der 3. Liga etablieren.

SV Elversberg

Er ist wieder da. Kevin Conrad, Kapitän der Waldhof-Aufstiegsmannschaft, hat es wieder getan. Die SV Elversberg hat sich nach etlichen gescheiterten Anläufen aus der Regionalliga Südwest verabschiedet - mit Conrad als Stabilisator in der Abwehr. „Wir wollen uns in der 3. Liga langfristig etablieren“, formulierte Trainer Horst Steffen das Ziel der Saarländer, die mit dem Grundgerüst aus der Regionalliga auch eine Klasse höher bestehen wollen. Neben Conrad könnte es für den SV Waldhof übrigens auch ein Wiedersehen mit Kevin Koffi geben - dem sympathischen, aber die meiste Zeit glücklosen Stürmer aus der ersten Mannheimer Drittligasaison 2019/20.

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Dynamo Dresden

Ein Abstieg im eigenen Stadion, das tut sehr weh. Aber realistisch betrachtet fühlte es sich im Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern von der ersten Minute so an, dass Dynamo am Ende dran glauben musste. Der sofortige Wiederabstieg in die 3. Liga führt bei diesem großen Traditionsverein zur üblichen Reaktion: ein Neustart mit neuem Trainer. Der Ex-Verler Guerino Capretti verabschiedet sich nach einem halben Jahr ohne Sieg aus Dresden, Markus Anfang soll laut Medienberichten sein Nachfolger werden. Eine brisante Entscheidung nach dessen Impfpass-Skandal. Ansonsten lässt sich keine seriöse sportliche Prognose abgeben: Dynamos Team gleicht noch einer Großbaustelle.

Erzgebirge Aue

Gekommen, um nur kurz zu bleiben: Erzgebirge Aue will den vermeintlichen Betriebsunfall Abstieg mit Macht sofort korrigieren. Mit dem neuen Trainer Timo Rost (Bayreuth) wollen die Sachsen wieder hoch. Dabei helfen sollen die Jahre in der 2. Liga, in denen sich der FC Erzgebirge an vergleichsweise üppigem Fernsehgeld bedienen konnte. Nach Marvin Stefaniak (Würzburger Kickers), Felix Göttlicher (SpVgg Unterhaching), Alexander Sorge (Türkgücü München) und Linus Rosenlöcher (1. FC Nürnberg) ist Bayern-II-Stürmer Lenn Jastremski bereits der fünfte Neue beim Absteiger.

FC Ingolstadt

Anderer Absteiger, gleiche Herangehensweise: Wie Erzgebirge Aue will sich auch der FC Ingolstadt nicht lange in der 3. Liga aufhalten. Trainer Rüdiger Rehm, einst unter Uwe Rapolder Außenverteidiger beim SVW in der 2. Liga, durfte bleiben - und bekam bereits namhafte Wünsche erfüllt. Vom FC St. Pauli kommt beispielsweise Maximilian Dittgen, vom SV Sandhausen Torjäger Pascal Testroet. Bereits sieben Verstärkungen hat der FCI fix gemacht und muss damit als einer der größten Aufstiegskandidaten gelten. In Ingolstadt spielt mittlerweile auch ein guter alter bekannter Bekannter aus erfolgreichen Waldhof-Zeiten: Angreifer Valmir Sulejmani, der mit vielen Toren in den Jahren 2019 und 2020 zum Publikumsliebling im Carl-Benz-Stadion wurde.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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