Mannheim. Mannheim. Auch wenn sich der Ausklang beim SV Waldhof mit der Vertragsauflösung eher unerfreulich gestaltete, ließ sich Christian Neidhart die Freude am Fußball über Pfingsten nicht nehmen. Am Sonntag schaute er noch seinem Sohn Nico in Rostock beim Zweitliga-Finale gegen Braunschweig zu, danach war dann aber tatsächlich die Zeit gekommen, um etwas Abstand zum Geschehen der vergangenen Tage zu bekommen. Auch dass sich die Pause nun etwas länger gestalten könnte, ist Neidhart bewusst. „Aber das war ja eigentlich schon im vergangenen Jahr so geplant“, erinnert der 54-Jährige an den Zeitpunkt, als ihn Waldhof-Sportchef Tim Schork sogar auf Mallorca besuchte und kurzfristig für ein Engagement in Mannheim begeistern konnte.
Keine zwölf Monate später ist auf beiden Seiten Ernüchterung eingetreten und das eigentlich auf zwei Jahre angelegte Arbeitsverhältnis schon wieder beendet. Doch Neidhart blickt nicht im Zorn zurück, das absehbare Ende wurde auf der Zielgerade immerhin nicht mit weiteren Emotionen aufgeladen. „Alle wussten Bescheid, was passiert. Wir haben eine vernünftige Lösung gefunden und können uns alle weiter in die Augen schauen“, umschrieb Neidhart die dem Vernehmen nach über eine Abfindung geregelte Vertragsauflösung mit zwei Tagen Abstand und blickt auf eine Saison, die ihm im Gedächtnis bleiben wird.
„Lehre für beide Seiten“
„Was da alles in nur einem Jahr auf mich eingeprasselt ist, habe ich so noch nicht erlebt“, beschreibt der Fußball-Lehrer die mit der hohen Erwartungshaltung verbundene Unruhe im Umfeld von Beginn an. Selbst der Status als beste Heimmannschaft konnte die Wogen nie glätten, zu schwer wogen die Patzer in der Fremde und am Saisonende in den direkten Duellen mit den Aufstiegskonkurrenten.
Dafür übernahm Neidhart sportlich die Verantwortung, wollte aber nicht für alles den Kopf hinhalten, was er nach dem 1:3 gegen Oldenburg entsprechend offensiv formulierte. Spätestens da und nach der Funkstille aus der angegriffenen Chefetage war klar, dass sich die Wege trennen müssen. Auf Details wollte Neidhart am Montag nicht noch einmal eingehen, sah seine Brandrede und die Folgen aber weiterhin auch als Denkanstoß. „Vielleicht können beide Seiten ihre Lehren daraus ziehen - und alle die, die daran ihren Anteil hatten“, meinte Neidhart, der sich in der am Sonntag verbreiteten Pressemitteilung ausdrücklich für die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit Sportgeschäftsführer Tim Schork bedankte. Andere Funktionsträger blieben außen vor.
Schork fällt nun die Aufgabe zu, nicht nur die 13 scheidenden Spieler zu ersetzen, sondern zugleich einen Übungsleiter zu finden, der aus den Neuzugängen eine schlagkräftige Mannschaft formt. Da sich die Trennung von Neidhart nicht urplötzlich abzeichnete, sondern der Sportgeschäftsführer schon länger über die Unzufriedenheit des Coaches informiert gewesen sein dürfte, gab es wohl schon einen Plan B. „Seitdem wir mit Christian Klarheit über seine Zukunft erzielt haben, sondieren wir den Trainermarkt. Wir befinden uns in Gesprächen mit verschiedenen Kandidaten“, ließ sich Schork zur aktuellen Trainersuche zitieren, die relativ zügig zum Abschluss kommen könnte. Darüber hinaus wollte Schork trotz Anfrage aber keine Stellungnahme mehr abgeben.
Auch über das Profil für einen Neidhart-Nachfolger kann entsprechend nur gemutmaßt werden. Dabei gäbe es die Option mit bereits in der Dritten Liga erfolgreichen Trainern wie etwa Jens Härtel (zuletzt Hansa Rostock), Mersad Selimbegovic (zuletzt Jahn Regensburg) oder Bernd Hollerbach (noch bis Saisonende in Belgien). Dazu gesellen sich die üblichen Verdächtigen wie der gerade erst in Sandhausen gescheiterte Tomas Oral oder Rüdiger Rehm - der zudem noch eine Waldhof-Vergangenheit aus Spieler-Zeiten hätte. Der 44-Jährige musste im Januar beim Waldhof-Konkurrenten FC Ingolstadt gehen und ist seitdem auf dem Markt.
Vielleicht vertraut der SVW auch einem Trainertalent, wobei für Sportchef Schork der zweite Schuss nach Christian Neidhart nun eigentlich sitzen muss, wenn der Waldhof seine seinen Ambitionen treu bleiben möchte. Demutsbekundungen waren über Pfingsten jedenfalls nicht zu vernehmen. So oder so wird der anstehende Umbruch wieder eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, was auch Kapitän Marcel Seegert umtreibt. „Es ist schade, dass so viele Leute wegbrechen. Ich sage immer, dass Kontinuität ein wichtiges Faustpfand in der Liga sind. Jetzt gilt es wieder, die neuen Spieler zu integrieren“, ist dem Spielführer bewusst, der mit elf weiteren Kollegen noch bis Dienstag auf Mallorca abschaltet.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel 3. Liga Umbruch als Chance beim SV Waldhof