Mannheim. Es kochte in Marco Antwerpen, das war unübersehbar. Als der Trainer des SV Waldhof nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen Viktoria Köln den Pressekonferenzraum betrat, gab es Tacheles statt verbalem Schmusekurs. „Wenn du Spiele gewinnen willst, musst du eine ganz andere Einstellung an den Tag legen, eine andere Siegermentalität. Bei einigen gefällt mir die Einstellung nicht. So werden wir Probleme bekommen, weil du in der Liga schon diese Basics an den Tag legen musst, du eine Siegermentalität auf den Platz bringen musst“, zürnte der SVW-Coach.
Die Mannheimer hatten die Partie zuvor fahrlässig aus der Hand gegeben. Nach einer verdienten 1:0-Halbzeitführung durch ein Tor von Nicklas Shipnoski (41.) brach der SVW ein und erlaubte den Kölnern, die Partie durch Treffer von Tyler Rex Lobinger (53.) und Said El Mala (57.) innerhalb von nur vier Minuten zu drehen.
Das brachte auch Sportdirektor Anthony Loviso aus der Fassung. „So eine zweite Halbzeit ist völlig inakzeptabel. Wenn du so gut im Spiel bist, die Partie dominierst und 1:0 führst, darfst du so eine Hälfte nicht hinlegen. Wir bekommen Gegentore, die sind schwierig zu verdauen“, tadelte der 33-Jährige.
Drei Wechsel in der Mannheimer Startelf gab es nach dem 1:2 beim Ligastart in Ingolstadt. Rico Benatelli, Sascha Voelcke und Nicklas Shipnoski kamen für Marcel Seegert (Knieprellung), Niklas Hoffmann (Gelb-Rot-Sperre) und Martin Kobylanski (Bank) neu rein. „Wir wollten nicht zu viele Wechsel auf einmal machen, zumal das Spiel in Ingolstadt ja gut war“, begründete Trainer Antwerpen die Tatsache, dass Felix Lohkemper nach vier Toren gegen den FCI und im Landespokal gegen Kreisligist Diedesheim zunächst draußen saß.
„Selbstbewusst und mit breiter Brust“ – mit diesem Motto auf ihrer Choreographie eröffnete die organisierte Fanszene die neue Spielzeit. Schon zuvor waren Hunderte SVW-Anhänger gemeinsam vom Wasserturm zum Stadion gelaufen. Zum Saisonstart gab es auch wieder mal die offenbar unvermeidliche Pyroshow, die dicke Rauchschwaden durch die Arena sandte. Schön sah das nicht aus, und teuer für den SVW wird es wegen der zwangsläufigen DFB-Strafe außerdem. Das Spiel wurde mit drei Minuten Verzögerung angepfiffen.
Terrence Boyd war dennoch sofort auf Betriebstemperatur. Mit einem Kopfball-Lupfer hätte der Waldhof-Stürmer, Ersatzkapitän für den verletzten Seegert, beinahe schon nach 65 Sekunden Dudu. Doch der Kölner Torhüter bekam noch seine Hand an den Ball.
SV Waldhof - Viktoria Köln 1:2
- SV Waldhof: Hanin – Klünter (70. Yigit), Thalhammer, Karbstein, Voelcke – Fein, Benatelli (65. Rieckmann) – Shipnoski, Arase (70. Abifade), Okpala (65. Lohkemper) – Boyd.
- FC Viktoria Köln: Dudu – May, Greger, Dietz, Lopes Cabral – Lofolomo, Engelhardt, Vrenezi (80. M. El Mala), Henning (83. Schuiz), S. El Mala (75. Handle) – Lobinger (80. Güler).
- Tore: 1:0 Shipnoski (41.) 1:1 Lobinger (53.) 1:2 El Mala (67.).
- Beste Spieler: Karbstein, Hanin/Lobinger.
- Gelbe Karten: Arase/Dietz, Greger, Lopes Cabral.
- Schiedsrichter: Jarno Wienefeld (Lohbrügge).
- Zuschauer: 10.729.
- Nächstes Spiel: TSV Tauberbischofsheim – SV Waldhof. Samstag, 17 Uhr, Achtelfinale badischer Verbandspokal.
Der SVW trat dominant auf, hatte aber bei aller Überlegenheit im ersten Abschnitt Probleme, gefährlich in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Und als sich gegen die tief stehende Viktoria einmal Räume auftaten, agierte Kennedy Okpala bei einem Konter zu eigensinnig. Der Pfälzer versuchte es erfolglos alleine, statt den besser postierten Kelvin Arase zu bedienen (19.)..
Köln, seit dem gemeinsamen Aufstieg 2019 schon zum sechsten Mal zu Gast im Carl-Benz-Stadion, präsentierte sich vor der Pause so bieder und harmlos wie noch nie in diesem Zeitraum. Der Waldhof benötigte aber eine Standardsituation für die verdiente Führung. Adrian Fein brachte den Ball herein, Okpala verlängerte per Kopf an den langen Pfosten, wo Nicklas Shipnoski zu seinem ersten Pflichtspieltreffer in Blau-Schwarz einschoss (41.). In der vierten Minute der Nachspielzeit verzeichnete die Viktoria ihren ersten gefährlichen Abschluss: Der frühere Lauterer Lex Tyger Lobinger verzog nur knapp.
Der kleine Vorbote des Ausgleichs, der kurz nach dem Seitenwechsel fiel. Erst lenkte Waldhof-Schlussmann Omer Hanin einen 17-Meter-Schuss von Bryan Henning noch an die Latte. Es gab Ecke, bei der die Mannheimer viel zu zaghaft verteidigten und Lobinger ein Traumtor ermöglichten: Der Sohn des verstorbenen Stabhochspringers Tim Lobinger zirkelte einen Fallrückzieher aus 14 Metern artistisch ins Netz (53.).
Es war ein klarer, unerklärlicher Bruch im Waldhof-Spiel zu erkennen. Nach Benatellis katastrophalem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung war Lobinger am Fünfmeterraum ganz dicht am Doppelpack, den nur Malte Karbsteins beherzter Eingriff verhinderte (60.).
Antwerpen musste auf diese gravierenden Probleme reagieren und einen neuen Impuls setzen – nach 65 Minuten kamen Julian Rieckmann für den schwachen Benatelli und Lohkemper für Okpala. Doch es half nichts: Kurz danach leistete sich Lukas Klünter einen Aussetzer und schenkte Said El Mala den Ball, der ins lange Eck zum 1:2 abschloss (67.). Klünter musste nach dieser Szene angeschlagen ausgewechselt werden, ein Stürmerfoul hatte Trainer Antwerpen nicht gesehen, wie er hinterher sagte.
SV Waldhof stemmt sich gegen drohende Niederlage
Gut 20 Minuten vor dem Ende lag der SVW zurück – und das bei Temperaturen von weit über 30 Grad unten auf dem Rasen im Carl-Benz-Stadion. Die Mannheimer stemmten sich gegen die drohende Niederlage und verlagerten das Geschehen wieder in die Kölner Hälfte. Wenn es an das Herausarbeiten von Torgelegenheiten ging, wurde es allerdings sehr dünn. Nach einer Fein-Ecke kam Boyd mal frei zum Abschluss, zielte aber weit drüber (84.). Das war einfach viel zu wenig – was auch die 10.729 Zuschauer schon Minuten vor dem Abpfiff mit deutlich vernehmbaren Unmutsbekundungen quittierten.
Zwei Spiele, null Punkte. Als „maximal schlecht“ ordnete Trainer Antwerpen den verpatzten Saisonstart des SVW ein. „Null Punkte nach zwei Spielen sind für unsere Ansprüche viel zu wenig. Wir müssen schnellstmöglich diese individuellen Fehler abstellen, sonst wird es schwierig“, forderte Sportdirektor Loviso. Erst in zwei Wochen greifen die Mannheimer wieder in den Ligabetrieb ein, dann geht es sonntags (16.30 Uhr) beim SC Verl weiter.
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