Mannheim. Tim Schork hatte eine Vorahnung. „Heute Nachmittag wird auf meinem Handy sicher einiges los sein“, sagte der Sport-Geschäftsführer des SV Waldhof am Mittwoch, nachdem der Drittligist die Trennung von Trainer Patrick Glöckner zum Saisonende bekanntgegeben hatte. Die Mannheimer suchen einen neuen Coach, der mit der klaren Zielvorgabe startet, mit dem SVW in die 2. Liga aufzusteigen. Das große Trainer-Casting hat begonnen, spätestens nach dem Verbandspokal-Finale gegen Türkspor Mannheim am 21. Mai soll nach Angaben Schorks der Glöckner-Nachfolger feststehen.
Nach welchem Trainer-Profil hält der SV Waldhof Ausschau?
Da hält sich Schork „aus ermittlungstaktischen Gründen“ bedeckt. „Die Rahmenbedingungen sind bekannt. Die bekommt auch jeder Trainer von mir klipp und klar gesagt“, meinte er nur. Heißt: Der neue Waldhof-Coach soll in der nächsten Saison die ersten beiden Plätze erreichen. Das Alter soll dabei keine Rolle spielen. „Dynamik ist wichtig. Aber wenn man in die Bundesliga schaut, sieht man, dass auch der eine oder andere Ältere dieses Feuer hat“, sagte Schork. Man darf allerdings davon ausgehen, dass der SVW keine Experimente mit einem unerfahrenen Fußballlehrer wagen, sondern eher auf einen gestandenen Coach mit Drittliga-Erfahrung setzen wird. Ein Mann, der im Idealfall schon gezeigt hat, dass er weiß, wie Aufstieg funktioniert. „Er muss unverbraucht sein und sich mit voller Energie unseren Zielen widmen“, sagte Schork.
Wie soll das Trainer-Casting beim SVW ablaufen?
Schork erklärte am Mittwoch, dass er bereits einige lose Vorgespräche mit Kandidaten geführt habe, die aber eher informellen Charakter besaßen. In die heiße Phase der Trainersuche geht es in den kommenden 14 Tagen, und dafür hat der Sportchef einen klaren Etappenplan entworfen. „Erstmal gibt es eine größere Auswahl, dann eine kleinere Auswahl, dann gibt es eine Entscheidung“, sagte er. Er habe eine „einstellige Zahl“ von Kandidaten in der „engeren Auswahl für potenzielle Vorgespräche“.
Wer ist überhaupt auf dem Markt, der als Trainer infrage käme?
Die ganz große Auswahl an zurzeit vereinslosen und möglicherweise passenden Trainern gibt es nicht. Allerdings hat Sportchef Schork auch nicht ausgeschlossen, einen Coach anzusprechen, der noch anderswo unter Vertrag steht. „Das kommt grundsätzlich auf die Konstellation an. Es heißt ja nicht, dass jeder Trainer, der noch Vertrag hat, auch Ablöse kostet“, sagte der 31-Jährige. Zurzeit ohne Arbeitgeber ist etwa Alexander Schmidt (53), der mit Dynamo Dresden in der Vorsaison in die 2. Liga aufstieg. Uwe Neuhaus (62) brachte Union Berlin aus der 3. in die 1. Liga, und stieg auch mit Arminia Bielefeld vor zwei Jahren in die Bundesliga auf. Ex-Waldhof-Coach Kenan Kocak (41) arbeitet momentan als Co-Trainer der türkischen Nationalmannschaft, dürfte aber beim Wechsel auf einen Chefposten eher Richtung 1. und 2. Liga oder ins Ausland blicken. Gegen SVW-Ikone Hanno Balitsch (41), zurzeit im Nachwuchsbereich des DFB angestellt, spricht das Thema Erfahrung. Gerüchte gibt es um Ex-Bayern-Profi Markus Babbel (TSG Hoffenheim), der in Weinheim wohnt. Der Rest der möglichen Interessenten ohne Job hört sich eher nach klassischem Drittliga-Karussell ohne viel Fantasie an: Torsten Frings, Florian Schnorrenberg, Ismail Atalan, Dirk Lottner oder Christian Preußer.
Wer sind denn die heiß gehandelten Kandidaten beim SVW?
Drei Namen fallen immer wieder: Bei Bernhard Trares (56), seit dem Drittliga-Ausstieg 2019 von den Waldhof-Fans in den Kultstatus erhoben, soll Schork bereits vorgefühlt haben. Nach einer unerfreulichen Zweitliga-Episode in Würzburg wäre der Bensheimer sicher bereit für einen neuen Job – aber würde eine Rückholaktion funktionieren? Ein zweiter heißer Kandidat ist der frühere KSC- und Ingolstadt-Coach Tomas Oral (49), der beim 3:1 gegen Duisburg auf der Tribüne saß. Oral stößt aber bei Teilen der Fans auf Vorbehalte. Ein Konsenskandidat könnte Dirk Schuster (54) sein. Der Chemnitzer, zu Oberliga-Zeiten von 2004 bis 2006 auch beim SVW am Ball, lebt in Karlsruhe und gilt seit dem Durchmarsch mit Darmstadt 98 aus der 3. in die Bundesliga als erwiesener Aufstiegsexperte. Nach Informationen dieser Redaktion wäre Schuster nicht abgeneigt, mit seinen langjährigen Assistenten Sascha Frank und Frank Steinmetz nach Mannheim zu kommen – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört vor allem, dass der Waldhof-Kader entsprechend verstärkt wird, um das Ziel Aufstieg in Angriff nehmen zu können.
Welche Konsequenzen hat Glöckners Weggang für den Kader?
Überschaubare. „Es gibt Spieler, denen es wichtig ist zu wissen, wer der Trainer ist. Es gibt Spieler, denen ist das völlig egal“, sagte Sportdirektor Schork nur lapidar. Für die kommende Spielzeit hat der SVW 14 Profis unter Vertrag. „Wir haben ein Gerüst“, erklärte Schork, „aus dem aktuellen Kader sollen idealerweise noch zwei oder drei Spieler dazukommen.“ Von den Stammkräften haben Torhüter Timo Königsmann, Jesper Verlaat, Joseph Boyamba und Marcel Costly bisher kein Arbeitspapier über den Sommer hinaus. Auch mit potenziellen Neuzugängen wurde schon gesprochen, Verträge will Schork aber erst nach Rücksprache mit dem Glöckner-Nachfolger aufsetzen lassen. „Mir ist wichtig, dass wir da mit dem neuen Trainer gemeinsam drüberschauen. Vorher wird es keine Neuzugänge geben.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar SV Waldhof und Trainer Glöckner trennen sich: Ein klarer Schnitt