Ingolstadt. Die Sitzpolster im Audi-Sportpark zu Ingolstadt wurden einem echten Belastungstest unterzogen. Als der Ball in der fünften Minute der Nachspielzeit doch noch auf verschlungenen Pfaden einen Weg ins Tor des SV Waldhof gefunden hatte, ließ Sportdirektor Anthony Loviso seine Emotionen raus. Frust, Wut und Enttäuschung über die verpasste riesige Chance, mit einem Sieg am Sonntagabend beim FC Ingolstadt die Weichen final auf Klassenerhalt zu stellen.
Gegen zehn Mannheimer - Innenverteidiger Malte Karbstein hatte Rot wegen einer Notbremse gesehen (77.) - traf Ingolstadts Sebastian Grönning in einer undurchsichtigen Situation kurz vor Schluss zum schmeichelhaften 1:1. Und statt wohl vorentscheidenden vier Punkten Vorsprung auf den Halleschen FC auf dem ersten Abstiegsplatz geht der SVW nun mit einem Pölsterchen von zwei Zählern in die beiden letzten Spiele der Saison. Plus ein um satte neun Treffer besseres Torverhältnis im Vergleich zu Verfolger Halle.
Auch in den Katakomben der Ingolstädter Arena bat Loviso deshalb noch um ein paar zusätzliche Minuten, um herunterzukühlen, bevor er sich äußern wollte. Dann sagte der 33-Jährige: „Der Frust ist sehr groß. Wir haben wieder in der Nachspielzeit zwei Punkte verloren. Wir müssen den langen Weg gehen. Aber wir haben noch zwei Spiele und ich bin überzeugt davon, dass wir die Klasse halten werden. Heute tut es weh, morgen auch noch - aber wir werden auch diesmal wieder aufstehen.“
Torschütze Okpala: „Wir haben den Vorsprung“
Die blau-schwarzen Stehaufmännchen müssen diesen heftigen emotionalen Rückschlag schnell wieder aus den Kleidern schütteln. Schon am Samstag gegen den SV Sandhausen besteht die Chance, mit einem Heimsieg den Klassenerhalt womöglich perfekt zu machen.
„Es ist keine Zeit, um die Köpfe hängen zu lassen. Wir haben jetzt noch zwei Wochen, noch zwei Spiele, in denen wir die Punkte holen können. Wir haben den Vorsprung. Für uns sieht es nicht so schlecht aus“, sagte Kennedy Okpala, der den SVW bei seiner Rückkehr in die Startelf nach persönlich schwierigen Wochen in Ingolstadt verdientermaßen in Führung gebracht hatte (47.). Wie ein Abstiegskandidat spielen die Kurpfälzer weiterhin nicht, auch wenn die Punkteausbeute nach dem Zwischensprint im März und April zuletzt überschaubarer geriet.
Die Leistungen bleiben dennoch ordentlich: In Ingolstadt geriet erst nach Karbsteins Platzverweis ein bis dahin souverän geführtes Auswärtsspiel außer Kontrolle. Eine Parallele zur Vorwoche, als beim 1:1 in Verl Samuel Abifade sein Team mit einer Gelb-Roten Karte geschwächt hatte.
Trainer Marco Antwerpen machte trotz des vierten Spiels in Folge ohne Sieg (3 Unentschieden/1 Niederlage) auf der Pressekonferenz einen aufgeräumten Eindruck. „Bei uns ist es momentan so: Wir sammeln Punkte, kommen aber nicht richtig weg“, sagte der 52-Jährige zur Lage im Rennen um den Klassenerhalt. Dennoch setzt der Coach auf die Selbstheilungskräfte in einer Mannschaft, die in dieser verkorksten Saison schon so viele Negativerlebnisse verarbeiten musste. „Ich bin überzeugt, dass wir nächste Woche alles eintüten. Wir haben eine charakterstarke Mannschaft, die sich immer wieder schütteln muss. Diese ganzen Nackenschläge, die verkraften andere nicht, aber wir tun es“, bekundete Antwerpen.
Ausgangslage im Abstiegskampf für den SVW immer noch leicht verbessert
Auch wenn in Ingolstadt bei „fünf, sechs Großchancen“ (Loviso) viel mehr drin gewesen wäre: Nüchtern betrachtet hat sich die Ausgangslage im Abstiegskampf für den SVW am zurückliegenden Spieltag immer noch leicht verbessert. Halle hat beim 0:1 einen Pflichtsieg gegen Haching ausgelassen und muss jetzt nach Bielefeld - die Arminia wird bei ihrerseits nur vier Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz garantiert alles in die Waagschale werfen. Gewinnt Bielefeld, würde dem Waldhof gegen Sandhausen schon ein Punkt faktisch zum Klassenerhalt reichen. Denn neun Tore und drei Punkte Rückstand auf den SVW sollte Halle nach menschlichem Ermessen am letzten Spieltag nicht mehr aufholen können, wenn die Sachsen-Anhaltiner gegen Dortmund II und der SVW bei Erzgebirge Aue spielen. „Leidensfähigkeit wird groß geschrieben in Mannheim, das war schon immer so. Entsprechend müssen wir diese beiden Spiele nehmen“, meinte Loviso.
Der Waldhof-Coach demonstrierte Optimismus in schweren Zeiten. „Wir werden gegen Sandhausen wieder eine topmotivierte Mannschaft auf den Platz bringen und die nötigen Punkte für den Klassenerhalt sichern“, sagte Antwerpen.
In die gleiche Kerbe schlug der neue Technische Leiter Sport. „Wir haben es immer noch in der eigenen Hand, es zu schaffen. Diese Überzeugung müssen wir an den Tag legen“, sagte Loviso und richtete einen Appell an Anhänger und Stadt, im existenziell wichtigen Nachbarschaftsduell am Samstag (16.30 Uhr, Carl-Benz-Stadion) alles zu mobilisieren, was möglich ist: „Gegen Sandhausen brauchen wir jeden Fan. Ich bitte jeden, ins Stadion zu kommen. Wir brauchen positive Energie, dann werden wir das Ding schon ziehen.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum der SV Waldhof Mannheim ein Drama bis zum Schluss erlebt