Mannheim. In den Fußball-Regionalligen stehen die ersten Entscheidungen an. Wir geben einen Überblick.
Südwest: Stuttgarter Kickers im Duell mit Hoffenheim II
Aus dem Mehrkampf ist ein Duell geworden. Noch im März sah es danach aus, dass sich die Stuttgarter Kickers mit den Zweitvertretungen der Erstligisten TSG Hoffenheim, VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt um Platz eins streiten. Nun kommen wohl nur noch die Kickers und die U23 der TSG als Meister im Südwesten infrage.
Die Stuttgarter spielen eine unerwartet gute Saison. Nach fünf Jahren in der Oberliga stieg der Ex-Bundesligist erst im Sommer 2023 in die Regionalliga auf. Jetzt ist der Durchmarsch drin. Eine kaum für möglich gehaltene Entwicklung.
Sportdirektor Marc Stein geht es vor allem um einen langfristigen Aufbau, wie er im Interview mit „transfermarkt.de“ verriet und nennt einige Vorbilder aus dem Südwesten: „Vereine wie Elversberg, Saarbrücken, Mannheim und Ulm haben gezeigt, was möglich ist, wenn man nach einem Aufstieg nachhaltig arbeitet.“
Wie es beim Nachwuchsteam eines Bundesligisten üblich ist, tummeln sich im Hoffenheimer Kader einige Toptalente. Zum Beispiel der 18-jährige U-19-Nationalspieler Tom Bischof, der in dieser Saison auf elf Erstliga-Einsätze kommt und im März 2022 zum ersten Mal für die TSG im Oberhaus. Damals war der Mittelfeldmann keine 17 Jahre alt. Eines seiner Vorbilder ist der Belgier Kevin de Bruyne von Manchester City: „Er spielt überragende Steckpässe und hat eine gute Übersicht - also eine Spielweise, an der ich mich sehr orientiere.“
West: Alemannia Aachen mit „Regionalliga-Ronaldo“
Bereits am Samstag kann Alemannia Aachen den Aufstieg am fünftletzten Spieltag vorzeitig perfekt machen. Keine Frage: Der Spitzenreiter der Regionalliga West wird eine Bereicherung für die 3. Liga sein, allein schon wegen seiner Fans. Im Schnitt besuchen mehr als 18 000 Zuschauer die Begegnungen im Stadion auf dem Tivoli.
2005 nahm die Alemannia noch am UEFA-Pokal teil, scheiterte erst in der K.o.-Runde gegen AZ Alkmaar. Zuvor behauptete sich der Ex-Erstligist gegen namhafte Gegner wie OSC Lille, AEK Athen, FC Sevilla und Zenit Sankt Petersburg. Mit dabei: Jan Schlaudraff, Erik Meijer, Simon Rolfes und Kultfigur Willi Landgraf.
Für den Club wurde die 2008 neue gebaute Arena zum Klotz am Bein. Nach dem rasanten Absturz von der 1. in die 3. Liga konnte die Alemannia ihre Schulden nicht mehr ausreichend tilgen, Aachen ging in der Saison 2012/2013 in die Insolvenz. 2017 musste der Club diesen Schritt noch einmal vollziehen.
In dieser Saison sah es zunächst nicht nach einem Aufstieg aus. Und erst recht nicht nach einer souveränen Meisterschaft. Aachen startete mit vier Punkten aus den ersten vier Spielen, trennte sich dann von Trainer Helge Hohl - Heiner Backhaus übernahm. Es folgte eine beispiellose Siegesserie. Ein Spieler ragt bei der Alemannia heraus: Anton Heinz. Der Standard-Spezialist verwandelte beim 4:3 über den Titelrivalen Wuppertaler SV drei Freistöße direkt, was ihm den Namen „Regionalliga-Ronaldo“ einbrachte.
Der Linksfuß arbeitet fleißig an seiner Stärke: „Mindestens einmal pro Woche lege ich mir ein paar Bälle hin und schieße zehn, zwanzig oder dreißig Minuten. Das ist mehr Training als Talent, man muss immer dranbleiben. Wenn ich mal eine oder zwei Wochen nicht geübt habe, merke ich, dass ich weniger Gefühl in den Freistößen habe.“ 16 Saisontreffer erzielte der Torjäger bislang für den Kult-Club, sechs per Freistoß. Bald wird er seine Künste in der 3. Liga zeigen.
Nordost: Schafft es Cottbus nach dem Frust im vergangenen Jahr?
Dreikampf an der Spitze: Energie Cottbus (58 Punkte), der Greifswalder FC (56) und der BFC Dynamo Berlin (56) liegen gerade einmal zwei Zähler auseinander. Cottbus wurde bereits in der vergangenen Saison Meister, scheiterte aber in den Aufstiegsspielen an der Spielvereinigung Unterhaching. In dieser Runde steigt der Meister der Nordost-Staffel allerdings direkt auf.
Bei Energie sitzt nach wie vor der früherer Lauterer Claus-Dieter Wollitz auf der Trainerbank. Und gegenüber dem „rbb“ schob er noch vor dem Start der Rückrunde den Greifswaldern die Favoritenrolle zu: „Greifswald hat Möglichkeiten - nicht von der Infrastruktur, aber vom Finanziellen her -, die Lichtjahre von dem entfernt sind, was Energie Cottbus hat. Sie können Gehälter zahlen, von denen Cottbus nur träumen kann. Das ist ein offenes Geheimnis. Es scheint so, dass sie sich das leisten können, und das ist zu respektieren.“
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Den Greifswaldern geht es dank des Sponsorings eines Ökostrom-Anbieters finanziell besser als vielen anderen Viertligisten. Mehrere Spieler im Kader haben Zweit- und Drittligaerfahrung, allen voran Top-Torjäger Soufian Benyamina (16 Saisontreffer). Kapitän Tom Weilandt absolvierte sogar 175 Zweitliga-Spiele (u.a. für Rostock, Kiel und Bochum). Er fehlt seit langer Zeit aber erkrankt.
Nord: Ein Lübecker Verein könnte den anderen ersetzen
Der Nord-Meister muss in die Aufstiegsspiele gegen den Sieger der Bayern-Staffel. Die Zweitvertretung von Hannover 96 (63 Punkte) führt die Tabelle an, der SV Meppen liegt schon sieben Zähler dahinter. Es könnte aber sein, dass der eine Lübecker Verein in der neuen Saison den anderen Lübecker Verein in der 3. Liga ersetzt. Denn während der VfB vor dem Abstieg steht, kann Phönix noch aufsteigen. Zehn Punkte beträgt zwar der Rückstand auf Hannover, aber der Club aus der Marzipanstadt hat noch zwei Nachholpartien in der Hinterhand. 2017 spielte Phönix noch in der Verbandsliga, das Stadion namens „Flugplatz“ ist auf keinen Fall drittligatauglich. Krähenschwärme wüteten im März auf dem Rasen, der noch dazu einer Seenplatte glich. Weshalb jetzt noch die Nachholspiele ausstehen. Denkbar wäre bei einem Aufstieg ein Umzug in die „Lohmühle“, das Stadion des Stadtrivalen.
Bayern: Würzburg hat die Aufstiegsspiele sicher
In der Regionalliga Bayern haben schon traditionell wenige Clubs Interesse an einem Drittligaaufstieg. Weshalb sich einmal mehr die berechtigte Frage stellt, warum die Bayern als einziges Bundesland eine eigene Regionalliga haben. Neben den Würzburger Kickers hat nur die Zweitvertretung des FC Bayern München einen Lizenzantrag für die 3. Liga drei gestellt.
Da die Kickers als Spitzenreiter schon satte 25 Punkte vor der Zweitvertretung des deutschen Rekordmeisters liegen, haben sie die Teilnahme an den Aufstiegsspielen gegen den Meister der Nord-Staffel bereits sicher.
Trainiert werden die Würzburger von Marco Wildersinn, der zuvor viele Jahre die Hoffenheimer U 23 betreute. „Wir sind mit dem klaren Ziel in die Saison gestartet, um Platz eins zu spielen. Wir sind auf einem guten Weg“, sagte der Coach zuletzt mit Blick auf die Kickers-Perspektiven. Noch vor einigen Jahren verfolgten die Kickers ganz große Ziele, ein finanzstarker Sponsor wollte mit Bundesliga-Legende Felix Magath an der Spitze die Würzburger in der 2. Liga etablieren. Was im Januar 2020 mit einem großen Medienecho begann, endete aber recht schnell mit viel Frust.
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