3. Fußball-Liga

SV Sandhausen vor dem Saisonstart in der 3. Liga: Verbessert, aber nicht gut genug

Für den SV Sandhausen fällt am Samstag der Startschuss zur neuen Spielzeit. Der Kader wurde großflächig umgebaut, das Trainerteam neu zusammengestellt. Die große Saisonvorschau - inklusive Prognose des Tabellenplatzes.

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Nicolai Lehnort
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Sandhausens neuer Cheftrainer Sreto Ristic legt in der Vorbereitung den Fokus vor allem auf Ballbesitz und Raumaufteilung. © PIX

Sandhausen. Nach Wochen der Vorbereitung startet der SV Sandhausen an diesem Samstag gegen den VfL Osnabrück (Spielbeginn 14 Uhr) in die Spielzeit 2024/2025 der 3. Fußball-Liga. Mit einem runderneuerten Kader, frischen Gesichtern an der Seitenlinie und gegen andere Kontrahenten.

In der großen Saisonvorschau nehmen wir den Verein vor seiner zweiten Drittligasaison genau unter die Lupe – und geben einen Tipp ab, wo der SVS am Ende landet.

Der Kader des SV Sandhausen im Check

Tor: Zwischen den Pfosten bleibt alles beim Alten. Nikolai Rehnen ist weiterhin die Nummer eins. Trotz Patzer mit Ball am Fuß oder im Luftzweikampf sicherte der 27-Jährige seinen Farben mit starken Reflexen in der vergangenen Spielzeit mehrfach Punkte und erhält zu Recht erneut das Vertrauen. Nach dem Leihende von Daniel Klein (Augsburg) gibt es mit Timo Königsmann keinen wirklichen Herausforderer.

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Abwehr: Hier hat der SVS vor allem an Erfahrung dazugewonnen und mit Neuzugang Jakob Lewald von Dynamo Dresden in eines der höchsten Regale gegriffen. An seiner Seite soll mit Jeremias Lorch (Viktoria Köln) ein weiterer gestandener Drittligaprofi helfen, die mit 57 Gegentreffern in der Vorsaison viel zu löchrige Abwehr zu stopfen. Der Verlust von Senkrechtstarter Max Geschwill (Kiel) in der Zentrale schmerzt genauso wie die verlorene Routine von Dennis Diekmeier (nach Karriereende jetzt Co-Trainer). Ohnehin könnten die defensiven Außenbahnen zum Problem werden. Hinter der Einserbesetzung um Jonas Weik links und Luca Zander auf der rechten Seite wird es dünn. Backup für Zander ist aktuell Allrounder Sebastian Stolze, dessen Stärken auf dieser Position sicher nicht am besten zur Geltung kommen. Hinter Weik wird weiter nach einer Ergänzung Ausschau gehalten. Christoph Ehlich ist in der Vorbereitung etwas ins Hintertreffen geraten, Aziz Alagi (Nachwuchs) wohl noch keine echte Option.

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Mittelfeld: Das Duo Alexander Mühling und Yassin Ben Balla (vereinslos) agierte oft zu behäbig, erst in der Rückrunde kam mit Patrick Greil mehr Zug rein. Jetzt verfügt die Zentrale mit Besar Halimi (Halle) und Lucas Wolf (Kiel U23) über mehr Dynamik. Spannend wird sein, wie offensiv Ristic seine Dreierreihe im Mittelfeld aufstellen wird. Setzt der Trainer auf Neuzugang Marco Schikora (Aue) als alleinigen Abräumer oder stellt er Alexander Mühling an dessen Seite? Die Wachablösung des ehemaligen Kapitäns scheint nicht unrealistisch.

Sturm: Stürmer Dominic Baumann (Halle) ist der Königstransfer am Hardtwald und gilt als gesetzt. Bestätigt der bullige Angreifer seine Torquote aus den Vorjahren, kann er zum X-Faktor werden. Dahinter wartet mit Markus Pink ein erfahrener Routinier als Backup. Das neue System kommt besonders David Otto zugute, der auf dem Flügel mehr am Spiel teilnehmen und zuliefern kann als im vergangenen Jahr in vorderster Front – eine Rolle, die ihm besser liegt. Auf der anderen Seite dürfte Tim Maciejewski den Vorzug vor den jungen Richard Meier und Emmanuel Iwe (Minnesota/USA) bekommen. Was der 23-Jährige zu leisten imstande ist, zeigte er eindrucksvoll auf den letzten Metern der vergangenen Spielzeit, als auf den Flügeln weder personell noch leistungstechnisch Kontinuität herrschte. Ein wuseliger Zocker wie Livan Burcu steht ganz oben auf der Liste von Sportdirektor Matthias Imhof – und wird im Kader schmerzlich vermisst.

Sreto Ristic: Der neue Trainer des SV Sandhausen

Nachdem die Gegensätze zwischen Danny Galm und Jens Keller nicht größer hätten sein können, setzt der SVS nun alles auf die Karte Stallgeruch. Ob Cheftrainer Sreto Ristic oder das neu um ihn herum zusammengestellte Trainerteam – alle haben sie eine Vergangenheit im schwarz-weißen Trikot. Im Dreigestirn mit Roberto Pinto und Dennis Diekmeier als Co-Trainer soll das Identifikation schaffen und für Aufbruchstimmung sorgen. Ein gewisses Talent, eine Mannschaft mitreißen und Euphorie entfachen zu können, darf den Übungsleitern nach den ersten Eindrücken attestiert werden. Diekmeier hatte es schon auf dem Platz vorgelebt.

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Ob das reicht, um im Aufstiegskampf mitzumischen, wird die Zeit zeigen. Zwar hat Ristic seinen beiden Vorgängern etwas voraus: Er kennt die 3. Liga. Der obere Teil der Tabelle war für den Deutsch-Serben in seiner Zeit beim Halleschen FC aber Sperrgebiet. Dass Ristic nicht nur Ab-, sondern auch Aufstiegskampf kann, muss er also erst beweisen.

Mit welchem Ziel Sandhausen in die zweite Saison in der 3. Liga geht

Aus der in der Vorsaison selbst auferlegten Rolle als Aufstiegsanwärter haben die Verantwortlichen gelernt. Zumindest manche. Sportdirektor Imhof, der nach nun zwei Transferperioden unter seiner Ägide und genauso vielen verschlissenen Trainern liefern muss, nimmt das A-Wort gar nicht mehr in den Mund. Er spricht von einem Zweijahresplan, will sich in dieser Spielzeit stabilisieren und eine gestandene Mannschaft aufbauen. Die vergangene Spielzeit hakt er als Lehrjahr ab. Ähnliche Töne schlägt auch Ristic bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte an. „Wir wollen oben ein Wörtchen mitreden“, ließ er sich als zarten Anspruch aber entlocken. Seinen Schützlingen hat er das zu Beginn noch nicht eingeimpft. Kaum standen sie in der Vorbereitung erstmals auf dem Platz, sprachen Rehnen und Schikora vom Fußball-Unterhaus.

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Gar ein Fremdwort ist Tiefstapelei an der Spitze des Vereins. Präsident Jürgen Machmeier ruft die Rückkehr in die 2. Liga erneut öffentlich als Ziel aus – am besten lieber gestern als morgen – und setzt seine Angestellten damit unter Druck. Zwei Trainer hat das in der Vorsaison den Kopf gekostet, droht die Mission wieder zu scheitern, könnte es diesmal dem Sportdirektor an den Kragen gehen.

Transfers: Neuzugänge und Abgänge beim SV Sandhausen

Imhof hat geliefert. Der Sportdirektor hat seinen Worten in Windeseile Taten folgen lassen und mehrere Profis mit Charakter an Land gezogen. Lewald, Schikora und Baumann gehören in der 3. Liga mit zur obersten Güteklasse. Auch von den drittligaerprobten Lorch und Besar Halimi (Halle) darf viel erwartet werden. Auf der Abgabenseite wiegt der Verlust von Geschwill am schwersten. Auch die Mentalität eines Diekmeier wird der Mannschaft fehlen. Nach einem Nachfolger für die Finesse eines Burcu wird noch gefahndet.

Jakob Lewald, Neuzugang aus Dresden, führt den SV Sandhausen als neuer Kapitän in die Saison 2024/2025. © PIX-Sportfotos/Oliver Zimmermann

Alles in allem kann Sportdirektor Imhof – bei dem mit neun externen Zugängen und und zwölf Abgängen größer als angekündigt ausgefallenen Umbruch – auf dem Papier ein gutes Arbeitszeugnis ausgestellt werden. Und ein Monat bleibt dem Strippenzieher ja noch, um die Vakanzen links hinten und auf dem Flügel zu besetzen – vermutlich mit Profis, die in der 1. oder 2. Bundesliga hinten herunterfallen.

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Abgänge: Abu-Bekir El-Zein (Magdeburg), Felix Göttlicher (Hannover II), Max Geschwill (Kiel), Livan Burcu (Union Berlin), Franck Evina (Emmen/Niederlande), Joe-Joe Richardson (Halle), Dennis Egel (Walldorf), Yassin Ben Balla (vereinslos), Dennis Diekmeier (Karriereende), Rouwen Hennings (vereinslos), Daniel Klein (Leihende, Augsburg), Lucas Laux (Leihende, Mainz II).

SV Sandhausen verliert an Marktwert

Mit Geschwill (500 000 Euro) und Burcu (450 000) hat der SVS zwei seiner wertvollsten Profis verloren. Dem Portal Transfermarkt zufolge haben Baumann (350 000) und Lewald (325 000) unter den Neuen die teuersten Preisschilder um. Entsprechend hat Sandhausen an Wert eingebüßt. Das Portal errechnet für den 28-Mann-Kader einen Gesamtwert von 6,83 Millionen Euro, im Vorjahr lag waren es fast 800 000 Euro mehr. Damit rutschen die Kurpfälzer in der Marktwerttabelle von Rang sieben auf neun ab. Wertvollster Akteur ist der Österreicher Patrick Greil, der auf eine halbe Million Euro taxiert wird.

Eines der ältesten Teams der 3. Liga

Zwar haben sich die Hardtwald-Kicker im Durchschnitt von 25,5 auf 25,4 Jahre verjüngt, damit stellen sie aber nach wie vor eines der ältesten Teams der Liga. Nur die Kader von Aufsteiger Cottbus (25,8) und Saarbrücken (26,1) sind älter. Routine hat sich in der Vorsaison bezahlt gemacht: Preußen Münster und Ulm stellten ein ähnlich altes Team – beide stiegen auf.

Die neuen Gegner in der Saison 2024/2025

Die Liga hat an Anziehungskraft gewonnen. Einziger schmerzhafter Verlust ist der Absturz des MSV Duisburg in die Viertklassigkeit. Mit den zuschauerstarken Absteigern Rostock und Osnabrück sowie den Traditionsvereinen Cottbus und Aaachen könnte die 3. Liga einen neuen Zuschauerrekord anvisieren.

So lief die Vorbereitung des SV Sandhausen

Ausgerechnet in der Generalprobe wurde die weiße Weste versaut. Gegen den Ligakonkurrenten Unterhaching verloren die Sandhäuser 0:1. Dennoch stimmte die Leistung weitestgehend. Es war die einzige Niederlage in sechs Testspielen, allerdings auch der einzige Sparringspartner auf Augenhöhe. Die Kurpfälzer sind ohne Verletzungen durch die Vorbereitung gekommen und das Team war schnell zusammengestellt. Ristic verbucht die vier Wochen zu Recht als gelungen.

Voraussichtliche Aufstellung am Samstag gegen den VfL Osnabrück

Rehnen – Weik, Lorch, Lewald, Stolze – Halimi (Mühling), Schikora, Greil – Otto, Baumann, Maciejewski.

Prognose: So schneidet der SV Sandhausen in der 3. Liga ab

Personell sind die Sandhäuser stärker aufgestellt als in der Vorsaison. Die Neuen wissen, wie 3. Liga geht. Das dürfte sich auszahlen. Obendrein stand der Kader größtenteils früh fest und hatte so genügend Zeit, sich zu finden. Nach dem Hammerprogramm zum Auftakt wissen die Schwarz-Weißen gleich, wo sie stehen. Erst Absteiger Osnabrück, dann der ganz heiße Aufstiegskandidat Saarbrücken und anschließend das Pokal-Highlight gegen den 1. FC Köln.

Kommentar

Zum neuen Trainer des SV Sandhausen: Mutige Entscheidung

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Nicolai Lehnort
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Ob es Ristic gelingt, die ersehnte Euphorie am verschlafenen Hardtwald zu entfachen, wird stark von seinem Einstand abhängen. Der Weg auf die oberen Tabellenplätze führt letztlich über mehr Konstanz. Die schwankenden Leistungen brachen den Kurpfälzern in der Vorsaison das Genick. Mit der neu gewonnenen Abgezocktheit spricht viel dafür, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Für einen Platz unter den Top drei wird es für den SVS aber auch in seiner zweiten Drittligasaison nicht reichen. Dafür ist die Konkurrenz zu stark. Dresden, Rostock und Saarbrücken stehen bei Buchmachern wie Trainern am höchsten im Kurs. Ingolstadt und 1860 München, die ihren Erwartungen fast traditionell hinterherhinken, wollen wieder oben angreifen. Und von den Überraschungsmannschaften war noch gar keine Rede. Sreto Ristic wird sein Team nach Rang acht in der Vorsaison deshalb nicht viel höher hinaufführen. Der SV Sandhausen läuft zwischen Platz vier und sechs in der Abschlusstabelle ein.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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