Sandhausen. Kritisch beobachtet er jeden einzelnen Spielzug, unterbricht immer wieder und korrigiert. Seine Idee von Fußball versucht er seinen neuen Schützlingen mit viel Kommunikation nahezubringen. Er wolle etwas entwickeln und akribisch arbeiten, sagte Sreto Ristic bei seinem Amtsantritt am Mittwoch. Auf dem Platz lässt der neue Cheftrainer des SV Sandhausen Taten folgen.
Obwohl der Fußball-Drittligist sich seit vergangener Woche in der Vorbereitung für die anstehende Saison befindet, war es für die Profis erst der zweite Arbeitstag unter dem neuen starken Mann. Der Grund: Sein vorheriger Arbeitgeber, Drittligakonkurrent Hallescher FC, wollte den Deutsch-Serben nicht frühzeitig aus seinem Vertrag entlassen – und das, obwohl er bereits im April freigestellt worden war.
Rückkehr nach 13 Jahren: Ristic wieder am Hardtwald
13 Jahre nach dem Ende seiner Karriere als Spieler ist der 48-Jährige als Trainer zurück am Hardtwald. Bei seiner Rückkehr wirkt Ristic gelassen und geerdet. „Es fühlt sich alles sehr vertraut an“, sagt er über seine ersten Momente in der alten Heimat. Seit 2011 habe Ristic sich immer wieder Spiele vor Ort angeschaut, in Sandhausen hat sich in dieser Zeit allerdings mehr verändert als nur die Spielklasse. Einzig Präsident Jürgen Machmeier ist als bekanntes Gesicht geblieben und hat den neuen Coach wohl an die alte Wirkungsstätte gelockt.
Dort lastet kein so großer Druck auf ihm wie auf seinen Vorgängern. Der mit 49 Drittligaspielern noch relativ unerfahrene Ristic gibt den Aufstieg nicht als Saisonziel aus. Er sieht im Kader aber „genügend Qualität, um ein Wörtchen mitzureden – und das muss auch unser Anspruch sein“. Auch Sportdirektor Matthias Imhof möchte „eine stabilere Saison spielen als die letzte“, in der man „nie eine richtige Stabilität hineingekriegt“ habe. Von der Rückkehr ins Unterhaus spricht er inzwischen aber nicht mehr. Vielmehr soll ein Zweijahresplan greifen, der vorsieht: „Nächstes Jahr würden wir gerne richtig angreifen. Dieses Jahr wollen wir uns stabilisieren und eine gestandene Mannschaft zusammenkriegen.“ Im vergangenen Jahr habe man hingegen „viel gelernt“.
Kaderumbruch beim SV Sandhausen: Mehr Veränderungen als geplant
Mit welcher Idee von Fußball der Neue an der Seitenlinie seine Aufgabe angeht, verrät er noch nicht. Man wolle geschlossen auftreten und „intensiv und mit Mentalität Fußball spielen“, sagte Ristic. Die Aufsteiger der Vorsaison, Ulm und Münster, hätten gezeigt, dass eine „mannschaftliche Leistung“ der Schlüssel zum Erfolg sei.
Die Mannschaft, die Ristic dafür zur Verfügung steht, hat ihr Gesicht stärker verändert als ursprünglich angedacht. Vor der Transferperiode hatte Imhof noch angekündigt, das Team größtenteils zusammenzuhalten und nur punktuell verstärken zu wollen. Davon kann bei aktuell acht externen Neuzugängen und neun Abgängen jedoch keine Rede sein. Und die Arbeit des Sportdirektors ist noch nicht beendet. Fünf bis sechs Akteure „aus allen Mannschaftsteilen“ (Imhof) sollen den Verein noch verlassen, drei neue geholt werden.
Transferpläne: Neuer Torhüter und dynamischer Außen
Mit einem dritten Torhüter, der die U23-Regelung erfüllt, befinde man sich aktuell in Gesprächen und wolle man gerne am 13. Juli ins Trainingslager fahren. Dieser soll genauso wie ein ebenfalls unter 23-jähriger Linksverteidiger ausgeliehen werden. Für den Flügel wünscht sich der neue Cheftrainer außerdem „einen Spieler, der Eins-gegen-eins-Situationen lösen kann und Geschwindigkeit hat“. Ähnlich wie bei Marco Schikora, Dominic Baumann oder Jakob Lewald soll es sich dabei um einen gestanden Drittligaprofi und Leistungsträger handeln.
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Diese Rolle jedenfalls nicht besetzen wird Livan Burcu. Wie der Sportdirektor bestätigt, hat das Arbeitsgericht dem streikenden Youngster Recht gegeben, der Verein habe aber Einspruch eingelegt (wir berichteten). „Das bedeutet, das Urteil ist nicht rechtskräftig“, erklärt Imhof. Und für Burcu, der sich angeblich in Gesprächen mit Darmstadt 98 befindet und auf einen ablösefreien Transfer hofft, heißt das: Er kann noch nicht wechseln. Da die erneute Verhandlung wohl frühestens Ende des Jahres stattfindet, geht der Sandhäuser Sportdirektor derzeit von einer außergerichtlichen Einigung aus.
Mit US-Boy Emmanuel Iwe haben die Kurpfälzer aber womöglich bereits den nächsten Shootingstar in ihren Reihen. „Der Junge hat schon was“, schwärmt Imhof nach den ersten Trainingseindrücken vom 23-jährigen Neuzugang.
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