Altensteig. Olle Forsell Schefvert sank zu Boden, fasste sich sofort ans Knie und humpelte anschließend mit einem schmerzverzerrten Gesicht vom Feld. Für den Abwehrchef der Rhein-Neckar Löwen war am Sonntag das Finale beim Sparkassen-Cup in Altensteig schon nach wenigen Minuten beendet. Entsprechend fiel beim Handball-Bundesligisten die Freude über den Turniersieg nach einem 41:37 (21:17)-Erfolg über den Ligarivalen Frisch Auf Göppingen ein wenig kleiner aus - auch wenn noch keine genaue Diagnose bekannt ist. „Es lohnt nicht, über die Verletzung zu spekulieren. Wir schicken Olle am Montag zum Arzt“, sagte Trainer Sebastian Hinze, der von Freitag bis Sonntag viele Erkenntnisse gewann.
Wie ist der Turniersieg einzuordnen?
Ein Vorbereitungsturnier bleibt grundsätzlich erst einmal das, was es ist: ein Vorbereitungsturnier. Und doch fiel auf, mit welch großer Intensität, Konsequenz und Ernsthaftigkeit die Löwen jedes Spiel angingen und auch Trainer Hinze nach Perfektion und Präzision strebte. Selbst beim lockeren 44:29-Sieg über den Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang gab es klare, bisweilen sogar lautstarke Anweisungen und Korrekturen von ihm. Ymir Gislason musste sich beispielsweise anhören, wie er denn bitte die schnelle Mitte zu spielen habe, damit nicht „drei Sekunden verloren gehen“. Kurzum: Beim Pokalsieger war richtig Zug drin. Nichts wurde dem Zufall überlassen. „Ich bin sehr zufrieden, aber es ist auch klar, dass wir zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung noch viel Arbeit vor uns haben“, sagte Hinze: „Im Angriff haben wir uns noch zu viele einfache Fehler erlaubt.“
Wie haben sich die Neuzugänge geschlagen?
Den besten Eindruck hinterließ Gustav Davidsson. Der Schwede agierte mit viel Zug zum Tor und großer Dynamik. Er kam nicht nur auf der halblinken Position zum Einsatz, sondern auch als Alternative für Juri Knorr auf der Mitte. „Er hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Seine Leistungen waren sehr gut“, lobte Hinze den Schweden.
Kreisläufer Steven Plucnar erhielt viel Spielzeit und Kapitän Patrick Groetzki ist sich sicher, dass der Däne den Löwen „in der Abwehr sofort helfen wird“. Jon Lindenchrone zeigte auf der halbrechten Position, dass er genau der Spielertyp ist, den Hinze für sein bevorzugtes Tempospiel benötigt. Arnór Óskarsson spielte auf der halbrechten Position, auf Rechtsaußen und auf der Mitte. Der variable Isländer zeigte, dass er viel Tempo mitbringt - trotzdem wird der Linkshänder wohl noch ein wenig Zeit brauchen, um eine wertvolle Alternative zu werden.
Wo hat Trainer Hinze viel ausprobiert?
Im Innenblock herrschten mit Blick auf die personellen Möglichkeiten paradiesische Zustände. Mit dem zum besten Turnierspieler gewählten Jannik Kohlbacher, Plucnar, Gislason, dem nach schwerer Schulterverletzung zurückgekehrten Halil Jaganjac und Forsell Schefvert (bis zu dessen Ausfall) standen Hinze in Altensteig nicht weniger als fünf Profis für die zwei wichtigen Positionen im Deckungszentrum zur Verfügung. Der Trainer testete insgesamt fünf unterschiedliche Kombinationen. Das gab es lange nicht. „Nun geht es an die Feinabstimmung“, sagte Hinze.
Welchen Eindruck hinterließ Jaganjac nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause?
Fast neun Monate musste der Kroate pausieren, weil er sich im November die Schulter ausgekugelt hatte. Der 25-Jährige fühlt sich gut, kam in Altensteig am Freitag und Samstag sowohl im Angriff als auch in der Abwehr zum Einsatz. Am Sonntag wurde er geschont. „Es fehlt noch ein wenig an der Wurfkraft“, räumte Jaganjac ein.
Linksaußen Uwe Gensheimer fällt monatelang aus - was nun?
Die Löwen setzen auf den 19-jährigen David Móré und den ein Jahr älteren Lion Zacharias. Beide machten ihre Sache gut. „Auch bei ihnen gibt es zwar noch Steigerungspotenzial, aber wir fühlen uns darin bestätigt, diesen zwei Jungs zu vertrauen“, sagte Hinze. Als Ansprechpartner für die jungen Linksaußen war Gensheimer in Altensteig mit vor Ort. „Er gibt uns Tipps, man hört ihn eigentlich immer“, freute sich Móré über die prominente Unterstützung.
Wie sieht die Konstellation im Tor aus?
Mikael Appelgren, Joel Birlehm und David Späth - jeder aus diesem Trio hat seine Qualitäten und Trainer Hinze entsprechend einen „offenen Konkurrenzkampf“ ausgerufen. Die drei Keeper verstehen sich gut, sehen sich als Team - und doch hat jeder eben auch den Ehrgeiz, zwischen den Pfosten zu stehen. Bei den drei Spielen in Altensteig sah der Plan eigentlich vor, dass in jeder Partie ein Torhüter aussetzt. So viel zur Theorie. Appelgren verletzte sich aber schon am Freitag gegen Oppenweiler/Backnang an der Hand. „Ich habe einen Ball gefangen und dann ist der Daumen umgeknickt. Hoffentlich ist er nicht ausgekugelt“, sagte Appelgren.
Toptalent Späth bestätigte beim 36:29 über den Ligarivalen HBW Balingen-Weilstetten mit 16 Paraden (Fangquote 36 Prozent) einmal mehr seine Topform, die er bereits im Endspurt der vergangenen Saison und bei der Junioren-WM gezeigt hatte.
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