Handball

Wie die Rhein-Neckar Löwen die Lücke auf Linksaußen füllen wollen

Die Youngster David Móré und Lion Zacharias sind die Zukunft bei den Löwen. Gemeinsam haben sie für die nächsten Monate eine hohe Hürde zu meistern. Doch eine Clublegende steht dem Duo dabei zur Seite

Von 
Marc Stevermüer
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Lion Zacharias. © Krause

Mannheim. Lion Zacharias und David Móré sind Handballprofis. Zumindest auf dem Papier. Sie haben sogar schon für die Rhein-Neckar Löwen in der Bundesliga gespielt, sich einen Traum erfüllt. Und doch wissen beide sehr genau, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt, dass es in dieser besonderen, vielleicht sogar exklusiven Welt noch viel zu erleben und zu entdecken, vermutlich sogar noch mehr zu erarbeiten gibt. Entsprechend freuen sie sich über Kleinigkeiten, auch in Freundschaftsspielen.

Erzielt einer von ihnen ein Tor, wirken die Linksaußen glücklich wie kleine Kinder, denen gerade ein Weihnachtswunsch erfüllt wurde. Was vielleicht auch daran liegt, dass ihre Kindheit noch gar nicht so lange zurückliegt. Móré ist 19 Jahre alt, Zacharias 20. Und beide werden in den nächsten Monaten die Linksaußenposition beim deutschen Pokalsieger besetzen und damit genau dort zum Einsatz kommen, wo ein gewisser Uwe Gensheimer bislang seinen Job verrichtete. Also kein Geringerer als die Clublegende und einer der besten Linksaußen aller Zeiten. Vielleicht sogar der Beste.

„So höre ich nicht auf“

Die Fans lieben einen Spieler wie Gensheimer. Weil er ein Handballer ist, der mit großen Überraschungen große Momente schafft. Weil er Dinge beherrscht, die andere nicht können. Und auch nicht lernen werden. Weil man es nicht lernen kann. Eine Gabe bekommt man geschenkt. Doch Galionsfigur Gensheimer schaut nun zu. Notgedrungen. Der 36-Jährige fällt nach einer Kreuzband- und Meniskusverletzung noch sehr lange aus.

Die Jahre des Raubbaus am eigenen Körper in der Knochenmühle Bundesliga gehen eben auch am Ex-Nationalspieler nicht spurlos vorbei. Vor ihm liegt eine Quälerei in der Reha, was im Vergleich mit einem Handballspiel in etwa so viel Spaß macht wie das Lernen von Lateinvokabeln. Doch klar ist auch. Er will noch einmal zurückkommen: „So höre ich nicht auf.“ Es soll zurück aufs Feld gehen. Doch bis es soweit ist, hat er noch eine andere Aufgabe. Und zwar als Mentor für die Jungen.

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„Uwe gibt uns Tipps, wir hören ihn praktisch immer“, sagt Zacharias. Er und Móré saugen Gensheimers Ratschläge auf. So wie ein Schwamm, um es beim nächsten Mal (noch) besser zu machen. Oft geht es nur um Kleinigkeiten. Wie lässt sich der Anlauf optimieren? Welche Armhaltung beim Wurf ist besser? Wo sollte man in der Abwehr stehen? „Gerade was das Defensivverhalten angeht, ist es einfach eine Erfahrungssache“, sagt Gensheimer, der sehr aufmerksam verfolgt, was die beiden Toptalente da so machen. Er spricht von einer „großen Chance“ für Móré und Zacharias, die als die personifizierte Zukunft des Mannheimer Bundesligisten gelten. Nun aber erst einmal die Gegenwart überlisten müssen.

Umbruch beginnt notgedrungen

Beide stammen aus der Talentschmiede der Löwen, Zacharias wuchs gar wie Gensheimer in Mannheim auf. Klingt fast schon ein bisschen kitschig. So wie im Märchen. Es entspricht aber den Tatsachen, zu denen eben auch gehört, dass der irgendwann nahende Umbruch auf der Linksaußenposition schon jetzt beginnt. Zwangsläufig und notgedrungen. Schleichend. Eine spezielle Konstellation. „Ohne Uwe haben wir schon den Druck, jetzt zu liefern“, meint Móré. Auch Zacharias spricht von „keiner leichten Situation“. Doch eines ist sicher: Bei den Löwen wird man beiden sehr viel, eher sogar alles verzeihen. Selbst wenn ein Spiel mal in die Hose geht.

„Wenn es dazu kommen sollte, wissen wir als Mannschaft sehr genau, wie wir mit diesem Thema umzugehen haben“, stärkt Gensheimer dem Duo den Rücken und gibt zu, beim Blick auf die beiden Youngster ein wenig zurückzuschauen: „Ich erinnere mich an meine Anfänge.“ Vor vielen, vielen Jahren bekam er das Vertrauen geschenkt und startete so richtig durch. Ähnlich erging es Kapitän Patrick Groetzki, der die Chance für die Jugend begrüßt: „Man kann Talente im eigenen Verein nur zu Topspielern entwickeln, wenn man sie auch mal ins kalte Wasser wirft.“

Immerhin: Zacharias kommt etwas erfahrener daher, nahm in der vergangenen Saison eine gute Rolle beim Zweitligisten Eulen Ludwigshafen ein. Die Löwen hatten den waschechten Mannheimer mit einem Zweitspielrecht ausgestattet. Eine Maßnahme, die sich nun auszahlt, wie der 20-Jährige meint: „Das eine Jahr in Ludwigshafen hat mich extrem weitergebracht. Ich habe viel Spielzeit erhalten, bin erfahrener geworden.“ Nun will er - wie auch Móré - das in ihn gesetzt Vertrauen bestätigen und seine Chance nutzen, ohne jedoch zu sehr auf sich zu schauen: „Es geht weniger um persönliche Ziele, sondern darum, die Lücke zu füllen.“ Er wolle „keine Schwachstelle im Team sein“. Bislang sieht es nicht danach aus.

Der 19-jährige David Móré. © Krause
Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer fehlt den Löwen verletzt, war als Ansprechpartner für die Jungen aber auch beim Turnier in Altensteig dabei. © Krause

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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