Mal wieder liefen die Spieler der Rhein-Neckar Löwen frustriert zu ihren Fans. Immerhin sind die Anhänger des Handball-Bundesligisten aber Kummer gewohnt. Am Sonntagabend lieferten die Badener den nächsten Nachweis ihrer Mittelmäßigkeit ab. Nach einer im Angriff erneut extrem fehlerhaften Vorstellung verlor der Pokalsieger mit 27:30 (12:12) bei der HSG Wetzlar.
Woche um Woche keine Verbesserung zu sehen
Mit 15 technischen Fehlern hatten die Mannheimer ihren Gegner wieder einmal eingeladen. Kurzum: Die Aussetzer wiederholen sich. Woche für Woche. Oder anders ausgedrückt: Eine Entwicklung bleibt aus. „Es hat wenig gepasst“, gab Torwart David Späth zu. Er war einmal mehr bester Löwe.
Die Badener starteten vor 4317 Zuschauern spektakulär in die Partie, nach Kempa-Anspiel traf Juri Knorr zum 2:1 (4.) für den Viertelfinalisten der European League. Wer allerdings geglaubt hatte, dass die Mannheimer nach zuletzt drei Siegen in Folge mit spielerischer Leichtigkeit in Mittelhessen auftreten würden, wurde recht schnell eines Besseren belehrt. Oder besser gesagt: enttäuscht. Die Löwen boten einmal mehr eine ganze Palette an Unzulänglichkeiten, reihten Ballverluste, vergebene Chancen und unvorbereitete Abschlüsse aneinander. „In der Summe hatten wir mehr Hektik als Wetzlar auf dem Feld“, sagte Trainer Sebastian Hinze: „Wir haben die Nackenschläge nicht gut weggesteckt.“ Wieder einmal.
Sieben technische Fehler in der ersten Halbzeit
Dass der Pokalsieger dafür zunächst nicht schlimmer bestraft wurde, lag an Schlussmann Späth. Mehrfach glänzte der U-21-Weltmeister als Retter in höchster Not. Er wehrte auch einen Siebenmeter von Domen Novak ab. Aus seinen Glanztaten schlugen die Löwen aber eben kein Kapital, beim Gegenstoß-Versuch wurde der Ball den Wetzlarern in die Hände gespielt und in Überzahl passte Knorr ins Aus. Keine Frage: Von einer stabilen Vorstellung war die Mannschaft von Trainer Hinze einmal mehr recht weit entfernt.
Tore erzielten die Löwen praktisch nur über Einzelaktionen aus dem Rückraum. Knorr kam im ersten Durchgang auf drei Treffer - und auch der eingewechselte Philipp Ahouansou zeigte erstmals seit langer Zeit mal wieder, warum er eine besondere Note ins Spiel der Badener bringen kann. Er besorgte aus der Distanz mit seinem zweiten Treffer das 11:11 (28.), mit dem Pausenpfiff glich Tobias Reichmann zum 12:12 aus. Zu diesem Zeitpunkt standen die Löwen schon wieder bei sieben technischen Fehlern. Doch sie hatten ja Teufelskerl Späth, der sein Team mit neun Paraden (Fangquote) fast im Alleingang im Spiel hielt.
Lindenchrone sorgt mit 16:16-Ausgleich für Spannung
Ausgerechnet Ahouansou scheiterte dann nach dem Seitenwechsel, danach ging ein Kreisanspiel der Löwen daneben. Wiederum nur wenig später lud Niclas Kirkeløkke die Wetzlarer mit einem Fehlpass zum Gegenstoß ein - und schon führte die HSG mit 15:12 (33.). Weil sie das machte, was schon vielen Löwen-Gegnern in dieser Saison reichte. Einfach auf die Fehler der Mannheimer warten. Denn eben diese kommen garantiert. „Wir brauchen zu lange, um in schlechten Phasen zu einer Stabilität zurückzufinden“, sagte Hinze. Und zwar nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
In Überzahl zeigten die Badener den nächsten unstrukturierten Angriff und verloren den Ball. In der folgenden Überzahl machten es die Löwen besser - und im Gegenstoß bot sich Jon Lindenchrone sogar die Chance zum Ausgleich. Doch der Däne scheiterte an HSG-Keeper Till Klimpke (39.), behielt in identischer Situation aber eine Minute später die Nerven und traf zum 16:16 (40.). Immerhin: In einer niveauarmen Begegnung bekamen die Zuschauer zumindest ein wenig Spannung geboten.
Birlehm-Aussetzer als negativer Höhepunkt und Sinnbild des Wetzlar-Gastspiels
Dann besann sich Wetzlar wieder auf das, was zuvor schon klappte: Warten auf Löwen-Fehler. Und wieder ging der Plan auf: Knorr passte der HSG den Ball unbedrängt in die Hände, die Mittelhessen liefen den nächsten Gegenstoß und legten ein 20:17 (44.) vor. So einfach kann Handball sein, wenn man immer wieder eingeladen wird. Zu diesem Zeitpunkt waren es dann auch schon zwölf technische Fehler bei den Badenern, bei denen Späth seine Quote aus dem ersten Durchgang nicht hielt.
Für ihn kam Joel Birlehm (46.), der drei Minuten vor dem Abpfiff den Ball direkt vor seinem Tor zum Wetzlarer Stefan Cavor spielte. Die Szene fasste den ganzen Löwen-Auftritt zusammen, der HSG-Linkshänder nahm das Geschenk an und vollendete zum 27:24 (57.).
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