Altensteig. Der Kapitän fand die Quälerei sogar ganz schön. Entsprechend spricht Uwe Gensheimer dann auch von „Spaß“, die ihm die intensiven Laufeinheiten in der Saisonvorbereitung mit den Rhein-Neckar Löwen bislang bereitet hätten – wobei das bei ihm nicht nur mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, sondern auch einen ernsten Hintergrund hat.
„Ich durfte ja eine lange Zeit nicht joggen“, sagt der Weltklasse-Linksaußen, der sich Anfang des Jahres mit Problemen an der Achillessehne erst einmal abgemeldet hatte und anschließend monatelang gar nicht mehr zum Einsatz kam. Nun ist der waschechte Mannheimer aber zurück auf dem Weg zu alter Stärke, alles fühle sich „ganz gut“ an, zuletzt absolvierte der Rechtshänder sogar das komplette Mannschaftstraining beim Handball-Bundesligisten. Kurzum: Das Vertrauen in den Körper ist da, nur übertreiben will es Gensheimer auch nicht. Vorsicht geht vor, weshalb der 35-Jährige am Freitagabend nur sporadisch auf dem Feld stand, als die Löwen im Schwarzwald in den Sparkassen-Cup starteten. Zum Auftakt gab es einen standesgemäßen 53:19-Sieg gegen den Verbandsligisten und Turnier-Gastgeber TSV Altensteig.
Am Samstagabend wurde die Aufgabe schwieriger. Im Halbfinale ging es gegen den Schweizer Erstligisten HC Kriens-Luzern und somit auch gegen die Löwen-Legende Andy Schmid, der die Mannheimer erst im Juni verließ. Gensheimer verfolgte am Freitag die zweite Halbzeit der Luzerner und deren 31:28 über den Zweitligisten Balingen als aufmerksamer Zuschauer. „Es ist ein bisschen komisch, Andy in einem anderen Trikot zu sehen“, sagte der Linksaußen über den Mann, der bis Ende Juni für den zweifachen deutschen Meister aktiv war und nicht nur maßgeblich das Spiel prägte, sondern vor allem die großen Erfolge erst ermöglichte. Ihn in der nächsten Spielzeit zu ersetzen, wird eine der großen Herausforderungen für den neuen Trainer Sebastian Hinze.
Vor etwas mehr als zwei Wochen trat der Coach seinen Dienst beim Bundesligisten offiziell an, die Spieler berichten seitdem von einem sehr, sehr anstrengenden Programm. Und zwar nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist. „Wir müssen Sebastians Philosophie lernen und verinnerlichen. Wenn uns das gelingt, dann ist sehr viel möglich“, glaubt Torwart Joel Birlehm, der beim Sprungtest übrigens nur knapp hinter dem Bestwert von Rückraumspieler Philipp Ahouansou (2,44 Meter) landete. Der ehrgeizige Keeper nimmt diese „Niederlage“ allerdings mit Humor: „In der Regel muss ich nicht so hoch springen wie Philipp.“
Keine Frage: Die Stimmung ist gut bei den Löwen – was aber nicht unbedingt etwas heißen muss. Denn ein gewisser Andy Schmid betonte in der Vergangenheit stets, dass sich in der Vorbereitung immer alles super anfühle, ehe dann die Konfrontation mit der Realität erfolgt. Und die fiel in den vergangenen Jahren eher schlechter als zuvor erwartet aus, weshalb Geschäftsführerin Jennifer Kettemann davon spricht, das „Vertrauen der Fans zurückzugewinnen“ und mit „Demut“ in die Saison gehen zu wollen.
Hinze ist vor dem abschließenden Turnierspiel in Altensteig am Sonntag und dem folgenden Trainingslager in Österreich aber erst einmal zufrieden mit dem, was er bislang von seiner Mannschaft gesehen hat. „Wir werden immer besser und haben eine hohe Intensität in den Einheiten“, sagt der 43-Jährige, der allerdings Wert auf die Feststellung legt, dass es bei den Löwen nicht immer nur gut gelaunt zugeht: „Von mir habe ich bislang nur Trainingsbilder gesehen, auf denen ich lächle. Ich kann sagen: Das gab es auch schon anders.“
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