Handball

So will Löwe Lukas Nilsson zu alter Stärke finden

Weil er verletzt war, fiel Lukas Nilsson ein halbes Jahr bei den Rhein-Neckar Löwen aus. Jetzt ist er wieder dabei und hat einen klaren Plan

Von 
Marc Stevermüer
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Lukas Nilsson (hier mit Albin Lagergren und Uwe Gensheimer, von links) kann endlich wieder lachen. © Sörli Binder

Mannheim. Die Leidenszeit war lang. Sehr lang sogar. „Acht oder neun Monate“, sagt Lukas Nilsson. Er weiß es selbst nicht so genau, weil die Schmerzen auch schon auftraten, als er noch spielte, der Schwede sich aber in den Dienst der Mannschaft stellte. So ging das bis zum 8. April. Dann war für den Rückraum-Rechtshänder von den Rhein-Neckar Löwen jedoch erst einmal Schluss. Die schmerzende Achillessehne zwang ihn zu einer langen Pause.

Vor knapp zwei Wochen beim Pokalerfolg in Leipzig feierte er ein knapp zehnminütiges Comeback. Damals fehlte ihm noch die Bindung zum Spiel. Sieben Tage später - beim 32:32 in Magdeburg - sah das aber schon anders, nämlich besser aus. Nilsson kam etwas mehr als eine Viertelstunde zum Zug und erzielte noch dazu zwei Treffer.

„Erleichterung“ nach erstem Tor

„Eine Befreiung“ sei das gewesen, gibt der 25-Jährige offen und ehrlich zu: „Ich war erleichtert. So wäre es aber auch jedem anderen nach einer solch langen Pause gegangen.“ Nilsson erlebte, dass er immer noch sehr hart und sehr präzise aus sehr großer Distanz werfen kann. Eine besondere Gabe, was ihn zu einem Spieler macht, der für die sogenannten einfachen Tore aus dem Rückraum sorgt.

Das entspricht zwar nicht zwingend dem bevorzugten Spielstil von Löwen-Trainer Sebastian Hinze, andererseits gibt es im Laufe einer Saison immer mal wieder Situationen, in denen die Qualitäten eines Lukas Nilsson benötigt werden. Um den Gegner vor andere Aufgaben zu stellen. Oder weil der ursprüngliche Plan nicht funktioniert und dringend ein Spieler gebraucht wird, der den Ball nicht nur auf das Tor wirft, sondern schleudert. Ganz so, als habe er ein Katapult im Arm. Nilsson ist solch ein Mann.

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Auch am Samstag (20.30 Uhr) im Topspiel beim überraschend stark in die Saison gestarteten HC Erlangen wird der wurfgewaltige Rechtshänder wieder zum Kader gehören - und vermutlich erneut Einsatzzeit bekommen. Wenn auch nicht allzu viel. „Wir tun gut daran, Lukas über das Training aufzubauen“, sagt Trainer Hinze, der die Rückkehr des 25-Jährigen ganz vorsichtig und behutsam vorantreiben will.

Das Gute: Auch Nilsson ist trotz seines ausgeprägten Tatendrangs bewusst, dass eine kleinere Rolle für ihn momentan die deutlich bessere ist: „Es ist einfach mega-schön, endlich wieder dabei zu sein. Ich freue mich über jede Spielminute, über jedes Training.“

Ungewisse Zukunft

Die lange Reha, die vielen Extra-Einheiten als Einzelkämpfer seien nicht immer einfach gewesen. „Ganz ehrlich“, sagt Nilsson und grinst, „den Kraftraum im Kronau kann ich nicht mehr sehen.“ Dort verbrachte er in den vergangenen Monaten die meiste Zeit. Nun ist er wieder mittendrin statt nur dabei. Auch wenn es für ihn erst mal nur darum geht, wieder ein Gefühl für das Zusammenspiel zu bekommen. „Das Timing, der Rhythmus und die Feinabstimmung fehlen noch, aber es kommt langsam zurück.“ Bis Weihnachten ist sein Ziel entsprechend klar definiert: „Ich bin dafür da, Halil Jaganjac zu entlasten, damit er seine Pausen bekommt.“

Und dann? Will er neu angreifen, nachdem seine ersten zwei Jahre bei den Löwen - gelinde gesagt - äußerst bescheiden verliefen. Mit großem Tamtam vom THW Kiel gekommen und als Heilsbringer von den Löwen präsentiert, erfüllte Nilsson nur ab und zu die hohen Erwartungen. Eigentlich waren die Phasen, in denen es wirklich gut für ihn lief, sogar nur kurze Episoden. Vereinzelte Ausrufezeichen. Mehr nicht. Was keinesfalls nur an ihm, sondern auch an der teils außer Kontrolle geratenen Gesamtsituation lag.

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Nilsson ist seit Juli 2020 ein Löwe - und erlebt nun mit Hinze nach Martin Schwalb, Klaus Gärtner und Ljubomir Vranjes bereits seinen vierten Trainer, den er nun von seinen Qualitäten überzeugen muss. Der Vertrag des Rechtshänders bei den Mannheimern endet in einem knappen halben Jahr - und was eine weitere Zusammenarbeit angeht, ist momentan noch alles offen.

Geschäftsführerin Jennifer Kettemann spricht mit Blick auf Nilssons bisherige Leistungen im gelb-blauen Dress von „Höhen und Tiefen“, Trainer Hinze sei allerdings optimistisch, „Lukas in sein Spielsystem einbauen zu können.“ Grundsätzlich scheint der Schwede einen Wandel vollzogen zu haben und seinen Ruf als ewiges Talent ablegen zu wollen. „Ich habe den Eindruck, dass Lukas es noch einmal wissen will“, sagt Kettemann.

Die nächsten Monate werden zu einem abschließenden Urteil führen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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