Mannheim. Nach einem Interview- und Gratulationsmarathon kommt Torwart David Späth als letzter Spieler der Rhein-Neckar Löwen zur Kabine, vor der sich bereits Trainer Sebastian Hinze etwas ungeduldig postiert hat. „Komm rein, beeil dich“, ruft der Coach des Handball-Bundesligisten seinem Keeper zu, der zuvor beim 37:28 (16:14)-Sieg über den TBV Lemgo Lippe eine zentrale Rolle eingenommen hat.
Nach 25 Minuten rückt der 20-Jährige für Joel Birlehm zwischen die Pfosten. Zu diesem Zeitpunkt ist die Partie beim 11:11 noch komplett offen. Beim Schlusspfiff steht Späth bei acht Paraden – und das Duell ist schon lange zuvor entschieden. Auch dank des Keepers, dessen Leistung Hinze als „gut“ bezeichnet: „Er hat uns geholfen.“
Lange Leidenszeit
Keine Frage: Späths Leistung ist eine der Geschichten dieses Spiels. Vor knapp einem Jahr hat sich der Junioren-Nationaltorwart einen Kreuzbandriss zugezogen. Gegen Lemgo steht er nun erstmals wieder für längere Zeit in der Bundesliga zwischen den Pfosten – und wird zum Faktor. „Überragend“ sei das Gefühl gewesen, freut sich der Schlussmann nach einer Begegnung, in der es eine Halbzeit lang nicht nach einem Kantersieg für die Löwen aussieht.
Die Mannheimer starten ohne den zuletzt überragenden, aber auch angeschlagenen Albin Lagergren, der letztlich nur wenige Minuten zum Einsatz kommt. „Er hat zwei Tage nicht trainiert und immer noch Scherzen“, sagt Hinze, der deswegen Niklas Kirkeløkke auf der halbrechten Position vertraut.
Ansonsten starten die Badener mit der bekannten Stammformation, doch recht früh wird Hinze zu personellen Korrekturen gezwungen. Kreisläufer Jannik Kohlbacher leistet sich in der Anfangsviertelstunde zwei technische Fehler und zwei Fehlwürfe. Für ihn rückt Kristjan Horzen in die Mannschaft.
Der Slowene ist sofort präsent, erzielt vier Treffer. Später kommt Ymir Gislason für ihn. Auch auf den Isländer ist Verlass. „Jannik spielt eine überragende Saison. Er hat aber ein paar Probleme mit der Achillessehne und kam nicht richtig ins Spiel. Das muss man ihm verzeihen bei den bislang gezeigten Leistungen. Kristjan und Ymir machen das dann auch gut“, lobt Hinze.
Nach einem 4:7-Rückstand (13.) besorgt Horzen das 10:10 (23.). Sein Auftritt ist die zweite Geschichte dieses Spiels, nachdem der Kreisläufer zuletzt wenig zum Einsatz gekommen war. „Endlich“, sagt der 22-Jährige nach dem Schlusspfiff, als er lächelnd und sichtbar erleichtert durch die Katakomben der Mannheimer SAP Arena läuft: „Ich bin sehr glücklich.“ Wegen des Sieges. Und weil Hinze ihm vertraut.
Bis zum 13:14 (28.) bleibt es trotzdem ein sehr ausgeglichenes Duell. Das Angriffsspiel der Löwen lebt von Einzelaktionen. Der überragende Juri Knorr gibt phasenweise den Alleinunterhalter. „Uns hat die Energie gefehlt. Im Tempospiel war die Handbremse drin und im Angriff haben wir zu viel aus dem Stand agiert“, so Hinze, der diesbezüglich Verbesserungspotenzial sieht.
Dennoch geht seine Mannschaft mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause, weil Späth in der letzten Minute der ersten Halbzeit seine erste Parade zeigt und Kirkeløkke zum 15:14 trifft. Und weil nur wenige Sekunden später Gislason den Ball in der Abwehr erkämpft, Horzen auf Patrick Groetzki passt und der Kapitän mit dem Halbzeitpfiff im Gegenstoß zum 16:14 vollendet. „Das hatte sich jetzt nicht so angedeutet“, gibt Hinze ehrlich zu.
Mit diesem Doppelschlag kommen die Löwen in eine kleine „Euphoriephase“, wie es der Trainer hinterher nennt. Entsprechend erhöht seine Mannschaft direkt nach dem Seitenwechsel mit einem 3:0-Lauf auf 19:14 (33.) und bleibt auch ganz cool, als der TBV noch einmal auf 18:20 verkürzt (38.).
Mit dem siebten Feldspieler versuchen die Lipperländer, die Begegnung irgendwie noch zu drehen. Doch auf dieses von ihnen gerne praktizierte taktische Mittel sind die Löwen sehr gut vorbereitet und agieren fortan mit Olle Forsell Schefvert auf der Spitze einer 5:1-Abwehr sowie Gilason und Halil Jaganjac im Zentrum.
„Olle hat das überragend gemacht“, sagt Hinze, dessen Team in dieser Formation Torwartparaden gegen die Würfe von der Außenposition benötigt. Späth muss also liefern – und macht das auch.
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