Mannheim. Elf Jahre bei einem einzigen Verein sind im Profisport eine Seltenheit. Es verwundert daher auch kaum, dass Ljubomir Vranjes von einem „besonderen Spiel“ spricht, wenn der Trainer am Samstag (20.30 Uhr/live bei Sky) mit den Rhein-Neckar Löwen auf seinen ehemaligen Arbeitgeber SG Flensburg-Handewitt trifft. Bei den Norddeutschen erlebte der Schwede – abgesehen von den Erfolgen mit der Handball-Nationalmannschaft – zweifelsohne seine beste Zeit. Noch dazu in unterschiedlichen Rollen. Vranjes prägte den Bundesligisten zunächst als Spieler, dann als Sportlicher Leiter und später auch als Trainer.
Krönung in der Königsklasse
Mit ihm auf der Bank gewann die SG erst den Europapokal der Pokalsieger (2012), dann die Champions League (2014) und schließlich auch noch den DHB-Pokal (2015). Nur mit der ersehnten Meisterschaft wurde es nichts. Zweimal war Vranjes mit den Flensburgern nah dran an der Schale, zweimal scheiterten sie ganz knapp. Und zweimal waren ausgerechnet die Löwen besser. „Diesen Titel hätte man sehr gerne in seinem Lebenslauf stehen. Aber es ist auch so, dass wir unglaublich gut gespielt haben“, weiß der 48-Jährige, wie schwer es ist, in der Bundesliga oben zu stehen – und dass oft Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen.
Doch auch wenn er „seinen“ Verein 2017 ohne Meisterschaft verließ, hat das logischerweise nichts an seiner Liebe zu den Flensburgern geändert. Sein Name ist mit dem Club verbunden, die SG „bleibt nah an meinem Herzen“ – obwohl sein Einstand an der Förde zunächst gar nicht so glücklich verlief.
Als Vranjes 2006 von der HSG Nordhorn zu den Norddeutschen wechselte, sorgte er gleich einmal unfreiwillig für Aufsehen. In Bermuda-Shorts stellte sich der Neue wie auch der ebenfalls gerade erst verpflichtete Anders Eggert vor die Presse, die offiziellen SG-Klamotten hatten beide zuvor noch gar nicht abgeholt. Also: kein Logo, keine Firmenzeichen von Sponsoren auf der Kleidung. „Das war peinlich, eine Katastrophe, einfach unprofessionell“, erinnert sich Vranjes: „Wir sahen wie Urlauber aus.“
Thorsten Storm, damals Manager der SG und später auch Geschäftsführer der Löwen, tobte. „Meine Fresse, was ist der ausgerastet, aber er hatte ja recht, auch wenn wir es nicht besser wussten“, räumte Vranjes zuletzt im Podcast „Hand aufs Harz“ ein: „Aber Anders und ich haben das ja ein wenig zurückgezahlt.“
In der Tat gingen beide vom ersten Tag an mit Leistung voran, Vranjes dann ab 2010 sogar als Trainer. Vier Jahre später folgte der Champion-League Triumph im Finale über den THW Kiel. Ausgerechnet Kiel, den Erzrivalen. Und der Club, gegen den Vranjes 2007 als Spieler das Endspiel der Königsklasse verlor.
Grundlage für Meistertitel gelegt
„Meiner Meinung nach ist die Champions League der größte Titel, den man im Vereinshandball gewinnen kann. Ich war ein Teil davon und bin stolz, dass wir das geschafft haben“, sagt der Schwede, der die SG zweifelsohne wieder in die nationale und europäische Spitze führte und somit die Grundlage dafür legte, dass die Norddeutschen mittlerweile ein Dauergast in der Champions League sind und 2018 und 2019 Meister wurden. Und zwar ausgerechnet in den ersten beiden Jahren, nachdem Vranjes den Verein verlassen hatte. Er hadert damit aber überhaupt nicht: „Ich habe mich gefreut und auch das Gefühl, dass ich ein Teil davon war.“
Sein langjähriger Co-Trainer Maik Machulla beerbte ihn, veredelte zunächst die gelungene Vorarbeit seines einstigen Chefs und vollzog danach im Gegensatz zu den Löwen einen extrem gelungenen und durchdachten Kader-Umbruch, weshalb die Norddeutschen nun am Samstagabend in der Mannheimer SAP Arena als klarer Favorit antreten. Das sieht auch Vranjes so: „Flensburg befindet sich auf einem Niveau, auf dem wir ehrlicherweise nicht sind. Aber wenn wir gut spielen, können wir trotzdem gewinnen.“
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