Sebastian Hinze grinst. Und das nicht nur zwischendurch, sondern bei fast jedem seiner Sätze. Noch dazu benutzt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen am Freitag immer wieder das Wort „cool“. 14:0 Punkte? „Eine coole Momentaufnahme.“ Ein Auswärtsspiel beim THW Kiel? „Es ist cool, da jetzt hinzufahren.“ Mal ganz abgesehen davon, dass die Gesamtsituation nach dem traumhaften Saisonstart in der Handball-Bundesliga auch „cool“ sei.
Die Neugierde des Trainers
Voller Vorfreude hatte man den gebürtigen Wuppertaler seit seinem Dienstantritt im Juli schon häufiger erlebt, nun aber mischt sich bei Hinze dieser ausgeprägte Spaß an der täglichen Arbeit auch mit einer gewissen Neugierde. Was nur allzu verständlich ist. Denn nicht nur er stellt sich ja die Frage und will wissen, wie gut diese perfekt gestarteten und mit einem zielstrebigen Hochgeschwindigkeits-Handball durch die Liga düsenden Löwen tatsächlich sind.
Entspricht der Ist-Zustand dem wirklichen Potenzial dieses bislang so begeisternd auftretenden Teams oder eher nicht? Nach der Begegnung am Sonntag (14 Uhr) beim Meisterschaftsfavoriten und Tabellendritten THW Kiel (12:2 Punkte) wird Hinze gewiss ein wenig schlauer sein, wenngleich ihm durchaus bewusst ist, dass seine Mannschaft weiterhin eher kein Favorit auf einen der vorderen Ränge ist.
Er selbst spricht nach wie vor von den Plätzen „fünf, sechs und sieben“, was in diesem konkreten Fall kein Akt der vorsätzlichen Untertreibung ist, sondern vielmehr vorgelebte Demut gepaart mit einer immer noch realistischen Selbsteinschätzung.
Nichtsdestotrotz ist es aber sein Team, das gerade die Liga aufmischt und mit einem ausgesprochen guten Gefühl und jede Menge Selbstvertrauen in Richtung Norden reist. Noch dazu als Tabellenführer, aber eher nicht als Gejagter. Zumindest sehen und empfinden die Löwen das so, wie Hinze verrät: „In Kiel ist man ohnehin nie der Favorit. Und bei uns hat keiner das Gefühl, dass wir gejagt werden. Ob andere das Gefühl haben, uns zu jagen, ist mir egal.“
Appelgren vor Rückkehr
Auf keinen Fall möchte er aber so verstanden werden, dass seine Mannschaft nun ganz entspannt in die Partie gehen könne, weil sie ja nichts zu verlieren habe: „Es geht um zwei Bundesligapunkte und nicht darum, ob eine Niederlage in Kiel besser zu verkraften ist als anderswo.“
Deutlich mehr kann er sich da schon mit dem Gedankengang anfreunden, dass sich die Löwen dieses Spiel, diese Tabellenkonstellation und somit auch die geballte Aufmerksamkeit verdient haben: „Wir haben bislang sieben gute Bundesligaspiele gemacht. Und es ist eine Belohnung, jetzt mit 14:0 Punkten nach Kiel zu fahren - das ist der allgemeine Tenor.“
Nachdem Mikael Appelgren den Löwen zuletzt gegen Minden wegen Problemen an der Schulter gefehlt hatte und deshalb auch seine Länderspiele mit der schwedischen Nationalmannschaft absagen musste, steht der Weltklasse-Torwart vor einer Rückkehr. Am Donnerstag stieg er ins Training ein, „sehr gut“ sieht es bei ihm laut Hinze aus. Das gilt ebenso für Kreisläufer Jannik Kohlbacher, der zuletzt krankheitsbedingt ausgefallen war. Und auch beim seit Monaten fehlenden Rückraum-Rechtshänder Lukas Nilsson naht das Comeback. Nach überstandener Verletzung an der Achillessehne wird der Schwede am Montag im Mannschaftstraining erwartet.
Deutlich größer sind da die Personalsorgen beim THW Kiel, der auf seine Topstars Hendrik Pekeler und Sander Sagosen sowie auf die beiden Linksaußen Rune Dahmke und Magnus Landin verzichten muss, was für die Löwen zumindest mal kein Nachteil ist. Hinze erwartet von seiner Mannschaft, dass sie stabil auftritt. „Und es wäre unser Wunsch, wieder viel aus dem Tempospiel zu agieren.“ Gelingt das in Kiel erneut, sind auch zwei Punkte drin. Das wäre dann mehr als eine „Momentaufnahme“. Und vor allem „cool“.
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