Mannheim. Maik Machulla fühlte sich um zwei Wochen zurückversetzt. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen stand am Sonntag zwar in der ZAG Arena, wo seine Mannschaft mit 24:28 gegen die TSV Hannover-Burgdorf verloren hatte. Doch ein bisschen wähnte er sich auch in der Alsterdorfer Sporthalle, wo die Mannheimer vor 14 Tagen mit 30:33 beim HSV Hamburg unterlagen.
„Die zwei Spiele sind nahezu identisch“, ärgerte sich der Trainer des Handball-Bundesligisten. Und das verständlicherweise. Denn in beiden Partien hatten die Badener mehrfach die Chance, den Gegner unter Druck zu setzen, den Ausgleich zu erzielen oder in Führung zu gehen. Doch als sich die Tür öffnete, gingen die Löwen jeweils nicht hindurch und stehen nun nach fünf Spielen bei 6:4 Punkten. Diese Redaktion zieht nach dem XXL-Umbruch im Sommer ein erstes Fazit.
Drei Siege, zwei Niederlagen. Wie ist der Start zu bewerten?
„Wir haben zwei Punkte zu wenig“, sagt Machulla. Der stets ultraehrgeizige Torwart David Späth spricht sogar von vier Zählern, die fehlen. Doch dafür hätte es wirklich perfekt laufen müssen. Angesichts der schweren Auswärtsspiele in Melsungen, Hamburg und Hannover sind sechs Punkte nicht schlecht. Aber es war eben mehr drin, weshalb Machulla zwar glücklich darüber ist, „wie sich die Jungs präsentieren“. Aber er betont ebenso die „hohen Ziele und Ambitionen“.
Was funktioniert bereits gut?
Auf Torwart Späth und die Abwehrleistung können sich die Löwen verlassen. Das sieht auch Machulla so: „In der Deckung sind wir schon extrem weit.“ Halil Jaganjac ist der unumstrittene Chef in der Verteidigung, neben ihm hat sich zuletzt der 22-jährige Robert Timmermeister etabliert. Keine Frage: Das nach Leih- und Lehrjahren in Kolding und Balingen zurückgekehrte Eigengewächs ist der große Gewinner unter dem neuen Trainer Machulla.
Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer – oder etwa nicht?
Das Wort Verlierer ist gewiss zu hart. Aber Sebastian Heymann wurde von Timmermeister verdrängt und im Angriff spielt der Nationalspieler bislang keine Rolle. Machulla will aber nicht davon sprechen, dass Timmermeister seinen Platz nun sicher habe. „Wir wissen um die Qualität von Basti, gerade auch in der Vorwärtsbewegung in der zweiten Welle. Diese Konstellation spielt jetzt sicherlich nicht bis zum Saisonende durch. Aber mir gefallen Präsenz und Ausstrahlung von Halil und Robert“, sagt der Trainer.
Timmermeister überzeugt – wie sehr helfen die anderen Neuen?
Torwart Mike Jensen ist eine solide Nummer zwei, der erst 20 Jahre alte Rechtsaußen Gino Steenaerts deutete sein Potenzial bereits an. „An ihm werden wir noch viel Freude haben“, legt sich Kapitän Patrick Groetzki fest. Die Rolle von Mathias Larson wurde zuletzt kleiner, die beiden Rechtshänder-Positionen im Rückraum werden von Dani Baijens und Haukur Thrastarson besetzt. Auch sie sind neu im Club.
Auf der halbrechten Position war erwartet worden, dass Lukas Sandell erst einmal vor Edwin Aspenbäck stehen würde. Doch dem ist nicht so. Aspenbäck scheint momentan sogar die Nummer eins zu sein. „Edwin macht das super, er hat eine unglaublich gute Präsenz. Er muss sich spielerisch und in der Abwehr weiterentwickeln. Aber was er jetzt gerade bei uns macht, ist auch schon in der schwedischen Nationalmannschaft sehr positiv angekommen“, sagt Machulla. Unterm Strich steht: Keiner der Neuen hat bislang enttäuscht, einige haben kleinere Rollen. Für Jensen und Steenaerts waren aber auch keine größeren vorgesehen.
Wo gibt es das größte Verbesserungspotenzial?
Im Angriff. „Wir sind manchmal zu naiv und versuchen, die Dinge dann selbst zu lösen, ohne miteinander zu spielen. Das ist schade“, sagt Machulla und dürfte dabei manch eine Szene aus den Partien in Hamburg und Hannover vor Augen zu haben. Einige Spieler hätten „Lehrgeld“ bezahlt, sagt der Trainer: „Es ist etwas anderes, die Hannoveraner Verteidigung auf dem Video zu sehen oder sie mal selbst erlebt zu haben.“
Besonders großen Gefallen hat Machulla an der Hochgeschwindigkeits-Variante mit Haukur Thrastarson und Dani Baijens gefunden. Letzterer versucht, unglaublich viel Verantwortung zu übernehmen. Hin und wieder wirkt es aber so, als überdrehe der Niederländer und wolle mit dem Kopf durch die Wand.
Machulla sieht das ähnlich, wirft den Blick aber ein wenig weiter: „Es ist natürlich immer ein schmaler Grat zwischen Verantwortung und Fehlern. Mir ist ein Spieler lieber, der eine Idee zu viel hat, als jemand, der nur den Ball nach rechts und links spielt. Aber es stimmt schon, dass Dani hin und wieder nicht diese Balance hat, mal den Ball ein bisschen ruhiger laufen zu lassen und dann in die Situation zu gehen. Aber mir ist es so lieber als andersherum.“
Was ist in den nächsten Wochen möglich?
Es könnte sein, dass es in der Bundesliga erst einmal mit der Taktung Heimsieg, Auswärtsniederlage weitergeht. Am Samstag treffen die Löwen in der SAP Arena auf den SC DHfK Leipzig, es folgt die schwere Aufgabe beim THW Kiel.
Anschließend stehen Heimpartien gegen Frisch Auf Göppingen und den TVB Stuttgart an, aber auch Begegnungen beim SCMagdeburg und TBV Lemgo Lippe. Als Favorit in der Fremde treten die Löwen erst Mitte November an. Dann geht‘s zum Bergischen HC.
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