Mannheim. Über die besondere Bedeutung der Torhüter im Handball gibt es ja längst keine zwei Meinungen mehr. Der Platz zwischen den Pfosten und nicht die Rolle im halblinken Rückraum sei die eigentliche Königsposition, sagt einer, der es wissen muss und dessen Wort ein größeres Gewicht hat. Denn er ist nicht nur ein Mann vom Fach, sondern hat diesen anspruchsvollen Job auch selbst auf allerhöchstem Niveau erledigt: Tomas Svensson.
Die schwedische Keeperlegende hat in ihrer Karriere alles gewonnen, wenn man mal von drei verlorenen Olympia-Endspielen absieht. Und Svensson hat sich danach als Torwarttrainer einen Namen gemacht. Zunächst bei den Rhein-Neckar Löwen, danach unter anderem beim SC Magdeburg, bei der isländischen und der dänischen Nationalmannschaft, nun beim FC Barcelona und beim schwedischen Auswahlteam, in der bis Anfang 2020 auch Mikael Appelgren zwischen den Pfosten stand. Bis ihn eine zweijährige Verletzungspause mit Operationen an Knie und Schulter stoppte.
Seit wenigen Wochen steht Appelgren bei den Löwen wieder im Tor. Mit ein paar Ausrufezeichen wie in Balingen und einigen Kurzeinsätzen, die wie gegen Hamburg nicht glücklich verliefen. Wunderdinge hatte aber auch niemand erwartet. Wie sollte das nach dieser schlimmen Vorgeschichte auch sonst sein? Der Keeper sollte behutsam ans frühere Niveau herangeführt werden, 60 Minuten als Nummer eins war er eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gefordert. Bis zum Donnerstag.
Salbe, Eis und Verband
Denn da musste der 32-Jährige gegen den TVB Stuttgart nach dem krankheitsbedingten Ausfall des deutschen Nationaltorwarts Joel Birlehm nicht nur ran, sondern auch liefern. Was Appelgren dann auch tat. Und zwar eindrucksvoll. Mit 16 Paraden (Fangquote 41 Prozent) trug er wesentlich zum 28:23 (16:11)-Erfolg bei, was den Löwen im Allgemeinen und ihm im Speziellen einige Glücksmomente bescherte.
„Ich bin erleichtert, froh und müde“, sagte der Schlussmann, der allerdings schon nach dem Abpfiff wusste, was ihm nach den Strapazen am mehrfach operierten Knie blüht: „Jetzt kommt die Schwellung. Ich muss merken, dass ich keine 20 mehr bin, auch wenn mein Kopf etwas anderes sagt.“ Salbe, Eis und ein Verband sollten noch am Abend helfen, damit die Nachwehen nicht ganz so schlimm werden.
„Gefühlt vier Jahre Umbruch“
Hinter Appelgren liegt fraglos eine schwere Zeit. Einen Comeback-Versuch im Sommer 2021 musste er abbrechen und sich stattdessen erneut einem Eingriff unterziehen, von drohender Sportinvalidität war die Rede. So weit kam es nicht. Doch so wie vorher wird es auch nicht. „Er wird sich vermutlich an Schmerzen gewöhnen müssen“, mutmaßt sein Trainer Ljubomir Vranjes, der vor dem Spiel Wille und Kampf eingefordert hatte. Zwei elementare Dinge, die zuletzt bei der Niederlage gegen Hamburg fehlten. Diesmal aber nicht. Doch schon beim nächsten Mal kann das wieder ganz anders aussehen.
Das zeigt die jüngere Vergangenheit, die neben der eigenen Verletzungsproblematik auch bei Appelgren aufs Gemüt schlug. Er ist neben Andy Schmid, Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki einer der vier verbliebenen Meisterhelden. Oder anders ausgedrückt: Der Schwede hat schon deutlich bessere Zeiten mit dem ins Tabellenmittelfeld abgestürzten Club erlebt und räumte bei „Sky“ ein, dass die Entwicklung „frustrierend“ sei: „Wir haben so oft den Trainer gewechselt - und dann ist es schwierig. Wir hatten gefühlt vier Jahre lang einen Umbruch, wir müssen Kontinuität haben.“
Für die soll auf der Trainerbank in Zukunft Sebastian Hinze sorgen, zwischen den Pfosten ist als zweite Konstante neben Birlehm auch Appelgren fest eingeplant. Am Donnerstag zeigte er, dass mit ihm noch zu rechnen ist. Sein Landsmann Svensson wird es als Torwarttrainer der schwedischen Nationalmannschaft gewiss mit Freude registriert haben.
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