Mannheim. Der verletzte Kapitän Uwe Gensheimer war der erste Gratulant. Der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen ging nach dem 28:23 (16:11)-Sieg in der Handball-Bundesliga über den TVB Stuttgart sofort zu Torwart Mikael Appelgren, der mit 16 Paraden (Fangquote 41 Prozent) einen großen Teil zum Erfolg beitrug und noch dazu zeigte, dass er langsam wieder zu alter Form findet. „Ich freue mich sehr für Mikael, weil er so lange verletzt war“, sagte der ebenfalls gut aufgelegte TVB-Keeper Tobias Thulin. Appelgren war vor allem erleichtert: „Ich habe das so vermisst, ich bin Sportler. Deswegen war es schön, 60 Minuten durchzuspielen, aber ich bin sehr müde.“
Birlehm fehlt krank
Erwartungsgemäß mussten die Löwen auf Lukas Nilsson verzichten, der über Probleme an der Achillessehne klagt. Da mit Juri Knorr ein zweiter Mann für die halblinke Position angeschlagen in die Partie ging und erst einmal auf der Bank Platz nahm, rückten mit Robert Timmermeister und Matthis Blum zwei Rückraum-Rechtshänder aus dem Drittliga-Kader ins Team.
In die Startformation schaffte es aber keiner aus diesem Duo, denn Linkshänder Albin Lagergren übernahm die Rolle als Spielmacher und Andy Schmid rückte stattdessen auf die halblinke Position. Keine Frage: Trainer Ljubomir Vranjes wurde zu dieser Maßnahme ebenso gezwungen wie zur Nominierung von Torwart Appelgren, da Joel Birlehm kurzfristig krankheitsbedingt ausfiel. Doch beide Personalien zahlten sich nun mal aus.
RNL – Stuttgart
- Löwen: Appelgren, Katsigiannis (n.e.) – Zacharias (3), Kohlbacher (4), Groetzki (1) – Schmid (10/3), Lagergren (2), Kirkeløkke (6) – Patrail, Gislason, Abutovic, Knorr, Horzen (1), Timmermeister, Blum, Moré (1),
- Stuttgart: Pesic, Thulin (ab 13. Minute), Vujovic – Häfner (3), Runarsson, Weiß (1), Hanusz (3), Schulze (1), Röthlisberger (1), Nicolaus, Augustinussen (2), Zieker (5), Müller (3), Pfattheicher (1), Peshevski (1), Kristjansson (2).
- Schiedsrichter: Kuttler/Merz.
- Zuschauer: 4024.
- Strafminuten: Gislason (2), Kirkeløkke (2), Patrail (2) – Weiß (2), Röthlisberger (2).
- Beste Spieler: Schmid, Appelgren, Kirkeløkke – Thulin, Zieker.
Appelgren war von Beginn an im Spiel, nach seiner ersten Parade besorgte Jannik Kohlbacher das 4:2 (5.). Und als Schmid mit mehr als 140 Stundenkilometern den Ball ins Tor jagte, stand es nicht nur 7:3 (11.), sondern er hatte im vierten Versuch auch seinen vierten Treffer erzielt. Dass der Routinier außerdem auch von der Halbposition aus das Spiel lenken und seine Nebenleute in Szene setzen kann, zeigte Schmid in den nächsten zwei Angriffen. Kreis-Anspiel auf Kohlbacher – 8:4 (11). Seitenverlagerung zu Niclas Kirkeløkke – 9:4 (13.).
Was die Löwen da im Angriff veranstalteten, war zweifelsohne sehenswert. Sie spielten mit Mut, Freude und vor allem Sicherheit, die ihnen ihr Schlussmann verlieh. Nach 16 Minuten stand Appelgren bei fünf Paraden und hatte genau 50 Prozent der Würfe auf sein Tor abgewehrt. Ein Weltklasse-Wert, der umso bemerkenswerter nach zweijähriger Verletzungspause und gerade erst gegebenem Comeback ist.
Der TVB stellte Mitte des ersten Durchgangs auf eine 5:1-Deckung um und brachte zudem mit Tobias Thulin einen neuen Torwart, der sofort zu einem Faktor wurde. Sechs Parden (46 Prozent) zeigte der Schwede bis zum Seitenwechsel und sorgte dafür, dass die Löwen nicht schon entscheidend davonzogen. Auch mit der offensiveren Deckungsvariante der Schwaben kamen die Badener nicht mehr ganz so gut klar, es mehrten sich Fehlwürfe und Ballverluste. Doch es gab ja noch Appelgren, der Schlimmeres verhinderte, und Kirkeløkke, der zu Beginn überraschend im Innenblock deckte und in der Schlussphase der ersten Halbzeit zu einem Torgaranten wurde. Zur Pause standen beim Dänen vier Tore bei sechs Würfen in der Bilanz. Seine einzigen zwei Fehlversuche landeten jeweils am Lattenkreuz, beide Abpraller verwandelte aber Kohlbacher.
Mit einer 16:11-Führung wechselten die Löwen die Seiten – und nach der Pause scheiterten sie weiterhin zuverlässig an Thulin, der seine Quote zwischenzeitlich auf sagenhafte 58 Prozent hochschraubte. Dass Stuttgart dennoch nicht richtig näher herankam, lag wiederum am überragenden Appelgren. Nach fast fünf torlosen Minuten erlöste Kirkeløkke die Löwen mit dem 17:12 (35.), doch vom Schwung der ersten Halbzeit war nicht mehr viel übrig.
Nach dem 18:14 (41.) hatte Stuttgart sogar die Chance, den Rückstand auf drei Treffer zu verkürzen. Doch die Schwaben schenkten den Ball einfach her, Kirkeløkke bedankte sich in der zweiten Welle und traf zum 19:14 (42.). Kurzum: Die Löwen spielten längst nicht mehr gut, aber ihr Gegner machte es ihnen leicht, weshalb das große Zittern ausblieb. Als Appelgren erneut hielt und Schmid danach per Siebenmeter zum 23:17 traf (50.), war auch die letzte Gefahr gebannt.
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