Handball - Löwen-Trainer Ljubomir Vranjes will, dass seine Mannschaft am Donnerstag gegen Stuttgart „alles anders“ macht als zuletzt

"Fans sind nicht blind": Löwen-Trainer Vranjes wird deutlich

Von 
Marc Stevermüer
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Löwen-Trainer Ljubomir Vranjes hat klare Vorstellungen. © Uwe Anspach/dpa

Mannheim. Die Bauarbeiten gehen weiter, was bei Ljubomir Vranjes gleich in doppelter Hinsicht gilt. In seiner schwedischen Heimat lässt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen gerade ein 160 Jahre altes Haus restaurieren, was hin und wieder gar nicht so einfach ist, soll doch der ursprüngliche „Charakter des Gebäudes“ beibehalten und noch dazu der Denkmalschutz beachtet werden.

„Bis zum 1. Juni wollen wir fertig sein. Und dann öffne ich eine Flasche Champagner“, sagt der Coach des Handball-Bundesligisten und lacht, wonach ihm bei den Löwen aber nicht unbedingt ist. Denn bei den Badenern muss er seine ganz persönlichen Bauarbeiten erledigen, was ebenfalls extrem herausfordernd ist.

„Unsere Fans sind nicht blind“

Als Beleg dient die bislang desolate Saison, die an Tiefpunkten nicht gerade arm ist und in negativer Hinsicht zuletzt von der blamablen Heim-Niederlage gegen den Aufsteiger HSV Hamburg gekrönt wurde. Um im Bild zu bleiben, gleicht der Club momentan sogar eher einer Ruine als einer Baustelle, wie die ernüchternden Fakten beweisen. Ziemlich sicher wird diese Saison als die schlechteste seit dem Aufstieg 2005 enden. Die Fans bleiben weg, was nicht mehr nur mit Corona zu entschuldigen ist. Und auch der Trainerwechsel im Januar brachte nachweislich keine Trendwende. Vranjes kommt auf einen Schnitt von 0,89 Punkten pro Partie und ist damit nur unwesentlich besser als sein Vorgänger Klaus Gärtner (0,82). Schlimmer als manch ein Resultat war aber noch der eine oder andere Auftritt. Wie eben gegen Hamburg.

Entwarnung bei Appelgren

  • Die Rhein-Neckar Löwen können am Donnerstag (19.05 Uhr) im Handball-Bundesligaspiel gegen den TVB Stuttgart wieder mit Torwart Mikael Appelgren planen. Der Schlussmann hatte zuletzt nach zweijähriger Verletzungspause sein Comeback gegeben, dann gegen Hamburg aber mit Beschwerden im Knie das Feld wieder verlassen.
  • „Bei ihm ist alles in Ordnung“, gibt Trainer Ljubmir Vranjes Entwarnung und spricht davon, dass es bei seinem schwedischen Landsmann nach der langen Leidenszeit auch eine Kopfsache sei, dem Knie wieder zu vertrauen.
  • Fraglich ist gegen Stuttgart der Einsatz von Lukas Nilsson.

Die bisweilen peinliche Vorstellung macht Vranjes vor der Partie gegen den TVB Stuttgart am Donnerstag (19.05 Uhr) aber nicht mehr zum Thema. Von seiner Seite sei dazu auch alles gesagt, meint der Schwede: „Alle wissen, was ich von dieser Leistung halte.“ Entsprechend müsse gegen Abstiegskandidat Stuttgart nun „alles anders“ sein: „Unsere Fans sind nicht blind. Ich möchte Feuer, Einstellung und Wille sehen.“ Gegen Hamburg habe all das gefehlt.

Kurzum: Der Trainer vermisste die Grundtugenden bei seiner Mannschaft, die - und das ist ja beim Blick auf den dreijährigen Niedergang und die aktuelle Tabelle längst kein Geheimnis mehr - von den Entscheidungsträgern zwar katastrophal zusammengestellt wurde, aber auch selbst nicht frei von Schuld ist und sich der Charakterfrage stellen muss.

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„Mich interessiert nicht, was in den vergangenen drei Jahren war“, überlässt Vranjes die Aufarbeitung des Desasters den Baumeistern des Misserfolgs, zumal er selbst den Club im Sommer verlässt. Sehr wohl ist von ihm aber von Bedeutung, wie sich seine Spieler präsentieren, mit welcher Grundhaltung und Arbeitsauffassung sie in jeder Partie gehen: „Wir reden immer über Taktik, aber die ist kein Problem. Wir müssen mental bereit sein.“

Gegen Hamburg waren das die Löwen nicht, weshalb der Trainer Dinge sah, über die er sich „wirklich gewundert“ hat. Seine Mannschaft habe Sachen gemacht, die sie nicht hätte tun sollen und was zuvor auch klar abgesprochen worden sei: „Und trotzdem haben wir denselben Fehler vier- oder fünfmal wiederholt.“ Entsprechend habe sich der Auftritt auch wie eine „Ohrfeige“ angefühlt, sagt Vranjes, der sein Team eigentlich schon auf einem besseren Weg wähnte. Nun bekommt er aber immer mehr ein Bild davon, wie mühsam die Trainerarbeit den Löwen ist.

Hören vielleicht die Handwerker im fernen Schweden sogar besser auf ihn als seine Spieler? „Die Bauarbeiter wissen zumindest, was zu tun ist“, sagt Vranjes und will seinen Satz als Spaß verstanden wissen. Die Botschaft zwischen den Zeilen war allerdings deutlich vernehmbar.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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