Mannheim. Trainer Sebastian Hinze erkennt „keinen klaren Trend“. Zumindest mit Blick auf die Art und Weise, wie die Rhein-Neckar Löwen in dieser Saison die knappen Spiele für sich entscheiden. Soll heißen: Es gibt kein bestimmtes Schema und erst recht kein Patentrezept. Und doch ist die Bilanz der engen Löwen-Kisten in der Handball-Bundesliga eindeutig. Zwei Punkte gegen die SG Flensburg-Handewitt, zwei Punkte gegen die TSV Hannover-Burgdorf, zwei Punkte beim Bergischen HC und zuletzt auch zwei Punkte bei Frisch Auf Göppingen. Nie fiel der Sieg für die Mannheimer mit mehr als zwei Treffern Differenz aus. Und niemals wurden die Löwen nervös. Zumindest sieht Hinze darin einen Erklärungsansatz.
„Wir haben es geschafft - und das ist eine Qualität -, im Plan zu bleiben, auch wenn wir mal fehleranfälliger agieren“, sagt der Trainer vor dem Heimspiel am Donnerstag (19.05 Uhr) gegen die HSG Wetzlar und freut sich über eine gewisse Systemtreue seiner Mannschaft. Auch wenn es eng und hektisch wird, bleiben die Löwen bei sich. Sie glauben an das große Ganze, an die Spielidee, an das Konzept des Trainers. Oder anders ausgedrückt: Die Spieler folgen ihrem Coach, der gewiss kein Magier oder Hexer ist, aber zweifelsohne Ruhe ausstrahlt. Eine Ruhe, die Vertrauen schafft. In die Taktik. In den Trainer. Ins eigene Tun.
Was wird aus Späth?
„In engen Spielen läuft man immer Gefahr, in den Glauben zu verfallen, alles verteidigen und aus dem System zu müssen. Das kann mal gut gehen. Aber eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Erfolg hat man in solchen Phasen, wenn man im System bleibt, weil man darin eine hohe Sicherheit hat“, sagt Hinze, dessen Mannschaft genau das zuletzt in Göppingen gelang. Dort drehten die Löwen in der Schlussphase sogar einen Drei-Tore-Rückstand, spätestens nach dem Ausgleich spielte dann auch die Psychologie eine Rolle, wie der Trainer glaubt. Bei seinem Team sei die Lust auf den Sieg gestiegen, während sich bei Frisch Auf die Angst vor der Niederlage bemerkbar gemacht habe. „Und wenn man dann so viele Spiele wie wir gewonnen hat, sind Glaube und Selbstvertrauen sicherlich größer. Aber das ist völlig normal“, sagt Hinze.
Neben dem Vertrauen in die eigene Stärke und der Psychologie war aber auch erneut die Torwartleistung ein Grund für den nächsten Sieg. Lange Zeit hielt Mikael Appelgren stark, am Ende wurde aber Joel Birlehm zum Matchwinner. Eine Woche zuvor gegen den TVB Stuttgart überragte David Späth, der nun von Sonntag bis Dienstag sogar zum Lehrgang der A-Nationalmannschaft reist und sich dort präsentieren darf. Hinze hat also die Qual der Wahl und freut sich darüber: „Wir wollen doch aus etwas Schönem kein Problem machen. Es ist wunderbar, dass alle funktionieren.“
Nur kommt der 20-jährige Späth möglicherweise ein wenig zu kurz, um sich entwickeln zu können. Hinze weiß, dass das Megatalent Spielpraxis braucht. „Ich möchte, dass David irgendwann Torwart der Rhein-Neckar Löwen wird. Das möchte ich wirklich. Bis zum Sommer müssen wir gemeinsam entscheiden, wie sich diese Idee am besten umsetzen lässt. Uns ist bewusst, dass David Spielpraxis braucht. Und wir werden eine Entscheidung im Sinne von David und nicht im Sinne der Rhein-Neckar Löwen treffen. Immer davon ausgehend, dass wir davon irgendwann profitieren“, sagte der Trainer im Dezember.
Ein Leihgeschäft wäre also eine denkbare Variante. Nach Informationen dieser Redaktion haben genau daran auch mehrere Vereine ein gesteigertes Interesse. Was nicht heißen muss, dass der Torwart auch wirklich geht.
Zacharias kehrt zurück
Klarheit herrscht indessen bei der Besetzung der Linksaußenposition, für die noch ein Ersatz für Benjamin Helander (wechselt nach Schweden zu Alsingsas HK) gesucht wurde. Erwartungsgemäß kommt Eigengewächs Lion Zacharias im Sommer zurück zu den Badenern und steht dann ausschließlich den Löwen zur Verfügung. In dieser Runde ist der 19-jährige Mannheimer dank einer Zweitspielregelung auch für den Zweitligisten Eulen Ludwigshafen aktiv, bei den Pfälzern überzeugte er mit 82 Toren in 18 Einsätzen.
„Lions Entwicklung freut uns sehr und zeigt, dass diese Leihe für alle Seiten ein Gewinn war und ist“, sagt Hinze, der wegen der Verletzung von Uwe Gensheimer auch gegen Wetzlar mit Zacharias plant. Im Duell mit den Mittelhessen peilen die Löwen die nächsten zwei Punkte an. Auf Spannung wie in Göppingen würden sie allerdings gerne verzichten.
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