Handball

Deutliche Worte nach nächster Löwen-Niederlage

Nach der 37:42-Niederlage gegen den VfL Gummersbach vermisst Trainer Sebastian Hinze einige Grundtugenden bei den Rhein-Neckar Löwen

Von 
Marc Stevermüer
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Die Enttäuschung steht Uwe Gensheimer ins Gesicht geschrieben. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Mit schwierigen Situationen kennt sich Sebastian Hinze aus. Er hat sie als Trainer des Bergischen HC mehrfach erlebt. Und zwar im Abstiegskampf der Handball-Bundesliga. Nun aber steht er bei den Rhein-Neckar Löwen vor einer etwas anderen Herausforderung. Denn nach überragendem Saisonstart samt überraschender Tabellenführung durchlebt der 43-Jährige gerade mit den Mannheimern seine erste Krise. Viermal in Folge verloren die Badener zuletzt. In Leipzig. Gegen Hamburg. In Lemgo. Und nun am Ostersonntag nach desolater erster Halbzeit auch mit 37:42 (18:24) gegen den VfL Gummersbach.

Hinze, ansonsten eher für die schützende Hand bekannt, wurde nach der Partie recht deutlich - allerdings ohne in den Modus einer Brandrede zu verfallen. Im Gegenteil: Er sprach seine Sätze eher unaufgeregt aus, was die Wirkung seiner Worte aber nur noch vergrößerte. Die Botschaft des Trainers war klar. Sogar unmissverständlich. Und lautete in Kurzform zusammengefasst, dass er so etwas wie in der ersten Halbzeit nicht noch einmal sehen will.

Vier Niederlagen - nicht gegen die Schwergewichte der Liga

Hinze suchte bei seiner Mannschaft den „Kampf“ und die „Härte“ in der Abwehr. Und zwar vergeblich. Oder anders ausgedrückt: Er vermisste die Basiselemente des Löwen-Spiels, die auch anderswo als Grundvoraussetzung gelten, um überhaupt für Siege infrage zu kommen. Den Mannheimern fehlte schlichtweg die richtige Haltung zu diesem Spiel. „Was wir in der ersten Halbzeit in der Defensive angeboten haben, war . . .“, sagte Hinze und sprach seinen Satz nicht zu Ende. Es fehlte aber ohnehin nur noch der Zusatz „nicht bundesligatauglich“.

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Das hatte jeder der 11 534 Zuschauer gesehen - und für Entsetzen bei Hinze gesorgt: „Wir hatten uns Leidenschaft und Intensität von Beginn an vorgenommen. Aber die Wahrheit lautet: Es sah nicht so aus.“ Und genau das ist im Handball-Weltbild des Trainers unverzeihlich, weshalb es in der Pause „lauter“ wurde und der gebürtige Wuppertaler auch weiterhin akuten Klärungsbedarf sieht: „Das müssen wir ganz dringend besprechen. Sonst wird es schwer, Spiele zu gewinnen.“ Und zwar gegen jeden.

Die vier Niederlagen setzte es zuletzt schließlich nicht gegen die Schwergewichte der Liga, sondern die Rivalen hießen SC DHfK Leipzig, HSV Hamburg, TBV Lemgo Lippe und VfL Gummersbach. Erst jetzt folgen die richtig komplizierten Prüfungen.

Nach dem Pokal-Halbfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt stehen die Begegnungen gegen die Meisterschaftskandidaten Füchse Berlin, THW Kiel und SC Magdeburg an. Es drohen vier weitere Niederlagen und plötzlich könnte es bei der TSV Hannover-Burgdorf Mitte Mai zu einer Art „Endspiel“ um den fünften Platz kommen.

Ein Szenario, das vor Wochen noch als ausgeschlossen galt, nun aber sehr realistisch erscheint. Weil die Löwen ihre Spiele momentan nach einem stets wiederkehrenden Muster verlieren, ja sogar herschenken. Weshalb Kapitän Patrick Groetzki „ziemlich sauer“ war.

„Das tut brutal weh. Wir schaffen es nicht, frei im Kopf zu sein“

Gegen Gummersbach gerieten die Badener erneut früh in Rückstand. Keine drei Minuten waren gespielt, da hatten sie dem VfL mit zwei einfachen Ballverlusten schon zwei Tempotore ermöglicht. So ging das weiter. Und so geht das schon seit Wochen. Die erschreckenden Zahlen belegen das. Jeweils 13 technische Fehler in Lemgo und gegen Hamburg, in Leipzig waren es neun, zwölf gegen Gummersbach - und davon zehn allein in der ersten Halbzeit. Eine Statistik des Grauens.

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„Das tut brutal weh. Wir schaffen es nicht, frei im Kopf zu sein“, sagte Hinze, in dessen Mannschaft gerade die Unsicherheit sehr schnell sehr extrem um sich greift. Es fehlen Halt, Stabilität und Orientierung. Entsprechend läuft es in den schwierigen Phasen nicht nur schlecht, sondern teilweise grotesk aus dem Ruder.

Zu wenig Kampf, zu wenig Härte, zu wenig Leidenschaft, zu wenig Intensität

Mit einem Katalog an Unzulänglichkeiten, der kaum zu verstehen und noch weniger zu erklären ist. Außer vielleicht mit der Teampsychologie, die immer ein Teufelskreis sein kann, aus dem es aber am Sonntag auch kein Entrinnen mehr gab, als die Löwen noch einmal auf 34:35 (53.) verkürzten.

Letztlich war die Hypothek der ersten Halbzeit zu hoch, auch weil einmal mehr eine schwache Chancenverwertung für Probleme sorgte. Kreisläufer Jannik Kohlbacher stand nach knapp zehn Minuten bereits bei drei Fehlwürfen. „Es ist nicht so, dass wir uns keine Möglichkeiten herausspielen. Aber wir sind in den entscheidenden Phasen nicht gut genug“, warf Groetzki die Qualitätsfrage auf, die mit Blick auf die Kaderbreite zweifelsohne berechtigt ist.

Wesentlich schwieriger wiegt allerdings, dass augenblicklich ganz Grundsätzliches fehlt, wie Torwart Mikael Appelgren noch einmal deutlich machte: „Wir haben zu wenig investiert.“ Bedeutet konkret: zu wenig Kampf, zu wenig Härte, zu wenig Leidenschaft, zu wenig Intensität. All das hatte schon Hinze moniert - und das wird zweifelsohne ein größeres Thema in dieser Woche sein.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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