Karl-Heinz Erny malt sich am 8. März 2020 die Meisterschaftschancen seines Teams aus. Mit dem 4:2-Sieg im Landesduell gegen die Schwenninger Wild Wings haben die Adler die Hauptrunde gerade hinter München auf dem zweiten Platz abgeschlossen. Die Mission Titelverteidigung mag zwar holprig angelaufen sein, doch die Mannheimer haben sich im Saisonverlauf gesteigert. Keine Frage: Wenn sich die Adler auf ihre Stärken besinnen, sollte doch auch der bayrische Rivale keine Hürde sein!
Wenige Tage später sind diese Gedankenspiele Schall und Rauch. Die Deutsche Eishockey Liga bricht die Saison wegen der Corona-Pandemie nach der Hauptrunde ab, die Play-offs werden abgesagt. Für Erny bricht eine Welt zusammen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange auf das nächste Adler-Spiel in der SAP Arena warten muss“, sagt er am Abend des 2. September. An diesem Tag, 543 Tage nach dem Schwenningen-Match, endet für ihn und viele Mitstreiter eine lange Leidenszeit. Während der gesamten Spielzeit 2020/21 sind keine Zuschauer in den DEL-Stadien zugelassen. Statt ausgelassener Freude herrscht gespenstische Stille. Das ändert sich erst im Heimspiel der Champions Hockey League gegen die Cardiff Devils. Die SAP Arena darf zur Hälfte ausgelastet werden (7033 Zuschauer), gegen den Club aus Wales feiern 4183 Fans ihre Rückkehr wie eine Erlösung.
Unter ihnen Erny. „Ich habe das Live-Erlebnis bei den Adler-Spielen schon sehr vermisst“, sagt der 84-Jährige, der sich zurecht als „einer der eingefleischtesten Fans“ bezeichnet. Erny, der im Oberrang seinen Stammplatz hat, hält nicht erst seit gestern dem Mannheimer Eishockey die Treue, sondern „seit dem Spätjahr 1951“. Er erlebte noch die Zeiten, „als die Spieler über Dielen in den Friedrichspark liefen“.
Vereinstreue seit 1951
Obwohl für ihn - wie für alle Anhänger - die SAP Arena in der vergangenen Saison verschlossen bleibt, verfolgt er die Spiele seines Teams weiter intensiv. Statt im Stadion vor dem heimischen Fernseher. „Ich habe so um die 240 DEL-Spiele gesehen, allein sonntags bis zu drei“, berichtet Erny voller Stolz. Doch klar: Eishockey im Stadion ist noch einmal ein ganz anderes Erlebnis. „Dass ich heute hier sein darf, ist für mich auch eine Belohnung“, sagt er.
Im vergangenen Jahr musste er einige Wochen im Krankenhaus verbringen. Die nicht immer ganz so schöne Zeit brachte er mit seiner positiven Einstellung auch deswegen gut hinter sich, weil er seinem nächsten Adler-Spiel in der SAP Arena entgegenfiebern konnte. „Irgendwann hieß es, dass es beim ersten Champions-League-Heimspiel so weit ist“, erzählt Erny und antwortet auf die Frage, ob die SAP Arena sein zweites Wohnzimmer sei: „Mein zweites? Nein, sie ist mein erstes.“
Da er auf die Rückerstattung der Dauerkarte verzichtet, bekommt er vom Club ein Helfer-Trikot. Dieses trägt er am 2. September mit Stolz. Er genießt es, sich mit seiner Clique wieder über die Adler austauschen zu können. Zum großen Glück fehlen noch zwei Dinge: Trainingsbesuche und der nächste Meistertitel.
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