Mannheim. Die Adler Mannheim schleppten sich in die Deutschland-Cup-Pause. Den Stab wollte Trainer Bill Stewart nach einer mageren Vorstellung allerdings nicht über seine Mannschaft brechen. „Ich bin niemand, der sich in Entschuldigungen flüchtet, und ja, ich habe die vereinzelten Pfiffe gehört. Ich bin aber stolz auf mein Team“, sagte der 65-jährige Kanadier nach dem mühevollen 1:0 (0:0, 0:0, 0:0, 1:0)-Erfolg der Blau-Weiß-Roten nach Verlängerung gegen die Augsburger Panther.
Nach den Siegen gegen München und in Köln taten sich die Adler gegen das Schlusslicht der Deutschen Eishockey Liga (DEL) lange schwer. In der Overtime dauerte es dann aber nur 17 Sekunden, bis Borna Rendulic den Mannheimern immerhin zwei Punkte sicherte. „Für uns war das ein hartes Spiel. Wir haben uns schwergetan, Offensive zu kreieren“, sagte der Kroate, der seinen entscheidenden Treffer so schilderte: „Ich habe das mit Jordan Szwarz und Korbinian Holzer vor dem Bully genau so abgesprochen. Ich habe mir den Puck geschnappt - und auf einmal hatte ich freie Bahn.“ Augsburgs Torhüter Markus Keller war zwar noch dran, die Scheibe fand aber dennoch den Weg über die Linie. So konnte der Großteil der 11 404 Zuschauer beim Familientag in der SAP Arena doch noch mit einem guten Gefühl den Heimweg antreten.
Grippewelle hinterlässt Spuren
Den Adlern half es nicht, dass sie mit einem schmalen Kader antreten mussten. Die Grippewelle hat die Mannheimer fest im Griff. Nachdem zuletzt schon Felix Brückmann und Thomas Larkin erkrankt ausgefallen waren, erwischte es nun auch noch Fabrizio Pilu und Taro Jentzsch, der nun sogar um seine Teilnahme am Vier-Nationen-Turnier in Krefeld bangen muss. „Heute haben bei uns vier kranke Spieler gefehlt. Es hätten auch 14 sein können“, verdeutliche Stewart, dass sich einige angeschlagene Profis in den Dienst der Mannschaft gestellt hatten.
Trotz der Personalmisere: Gegen den psychisch angeschlagenen Tabellenletzten war von den Adlern mehr zu erwarten. In den ersten beiden Dritteln hatten die Panther sogar die besseren Chancen, scheiterten aber immer wieder an Arno Tiefensee.
Der 20-jährige Torhüter feierte in seinem siebten DEL-Spiel seinen ersten Zu-Null-Sieg. „Natürlich freue ich mehr sehr über den Shutout. So etwas ist aber immer auch eine Teamleistung“, sagte Tiefensee, der sich nicht in den Vordergrund stellen wollte. „Wichtig ist für mich, dass ich in der Liga angekommen bin und mir die Trainer das Vertrauen schenken. Ich weiß allerdings auch, dass ich noch viel Arbeit vor mir habe.“
Erst in den letzten 20 Minuten erarbeiteten sich die Adler ein leichtes Übergewicht. Stefan Loibl und Matthias Plachta verpassten die Führung (49.), auf der anderen Seite parierte Tiefensee gegen Niklas Länger (51.). Zwei Minuten später hatten die Gäste den Siegtreffer auf dem Schläger. Samuel Soramies nagelte den Puck an den Pfosten, von dort sprang er an Tiefensees Rücken - mit vereinten Kräften beförderten die Adler die Scheibe aus der Gefahrenzone. Da Rendulic im Gegenzug die Lücke nicht fand (53.), fiel die Entscheidung erst in der Overtime.
Sieben trainingsfreie Tage
„Für uns war das heute ein schweres Spiel. Wichtig ist, dass wir es gewonnen haben und mit einem guten Gefühl in die Pause gehen. Danach dürften wir ziemlich gesund sein“, sprach David Wolf die Hoffnung aus, dass auch die verletzten Joonas Lehtivuori und Ryan MacInnis zurückkehren.
Während einige seiner Teamkollegen die sieben trainingsfreien Tage für einen Kurztrip nutzen - so fliegen Rendulic, Plachta und Loibl nach Dubai - wird Wolf zu Hause bleiben. „Meine Kinder sind drei Jahre und ein Jahr alt. Da gibt es daheim genug zu tun“, so der 33-Jährige.
Coach Stewart wird in einigen Tagen nach Krefeld fahren - unter anderem, um seine Trainerlizenz zu erneuern, wie es Vorschrift ist. Er wird den Deutschland-Cup jedoch auch nutzen, um für die Adler interessante Spieler zu beobachten. „Deutschland wird eine sehr junge Nationalmannschaft stellen. Da ist mit Sicherheit der eine oder andere Kandidat dabei“, betonte der Kanadier.
Am Saisonende laufen bei den Mannheimern viele Verträge aus. Es deutet sich ein Umbruch an. Nachdem zuletzt das Gerücht aufgekommen ist, dass es Nico Krämmer nach München zieht, ist der Wechsel nach Informationen dieser Redaktion inzwischen perfekt.
Auch Tiefensees Arbeitspapier in Mannheim läuft Ende April aus. Es wäre fahrlässig, den jungen Mann, der 2019 aus Bad Tölz nach Mannheim gewechselt ist und sich über die Jungadler fürs Profiteam empfohlen hat, ziehen zu lassen. Der 20-Jährige hat mit seinen abgezockten Einsätzen in den vergangenen Tagen gezeigt, dass er das Zeug dazu hat, mittelfristig mit Brückmann das Torhütertandem zu bilden. Die Zahlen sprechen für sich: Nach seinen 25 Paraden gegen Augsburg führt Tiefensee die Goalie-Statistik bei Fangquote (93,60 Prozent) und Gegentorschnitt (1,86) an.
„Wir können stolz sein auf die zwei Punkte und unsere Leistung in den vergangenen zwei Wochen“, betonte Tiefensee. „Dass ich heute mal nicht hinter mich greifen musste, ist auch mal ganz schön.“

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