Mannheim. Diesen 7. November 2017 wird niemand vergessen, der damals beim Spiel in der Champions Hockey League der Adler Mannheim in Gävle dabei war. Wenige Sekunden vor der Schlusssirene kam es zu einem heftigen Zusammenstoß: Adler-Verteidiger Thomas Larkin krachte in seinen Gegenspieler Daniel Paille, der benommen liegenblieb und kurze Zeit später aufgrund von gesundheitlichen Problemen seine Karriere beenden musste.
Es folgte ein juristisches Nachspiel, das jetzt - fast vier Jahre später - aller Voraussicht nach beendet ist. Mit einem Freispruch für Thomas Larkin und die Adler Mannheim. „Wir freuen uns unheimlich für Thomas. Die Zeit nach diesem Unfall war für ihn und seine Familie sehr schwer und belastend“, erklärte Adler-Manager Jan-Axel Alavaara im Gespräch mit dieser Redaktion.
Alavaara denkt aber auch an Paille, der noch immer unter den Folgen einer schweren Gehirnerschütterung leidet und nach eigenen Aussagen Konzentrationsschwierigkeiten und Sehprobleme hat. „Es ist traurig, dass die Karriere von Daniel Paille aufgrund dieses Vorfalls vorbei ist. Das ist ein harter Schlag und wir hoffen, dass es ihm besser und besser gehen wird“, so der Manager.
Larkins Anwalt, Ulrik Smedberg, war ebenfalls zufrieden: „Das Urteil ist gut begründet und gut geschrieben. Wenn man sich die Szene nur einmal anschaut, sieht es übel aus. Aber das Bezirksgericht hat eine sorgfältige Analyse vorgenommen, sie in Zeitlupe gesehen und von Fachleuten analysieren lassen“, wird der Jurist im Aftonbladet zitiert. „Mit diesem Urteil haben wir hoffentlich Klarheit bekommen“, rechnet Alavaara nicht damit, dass der Staatsanwalt Berufung eingelegt wird. Dazu hätte er drei Wochen Zeit. „Ich glaube aber nicht, dass das passiert. Die Begründung ist schon sehr deutlich“, verweist der gebürtige Schwede auf Details. Zum Vorwurf der Körperverletzung stellte das Gericht fest: „Alles in allem deutet alles auf einen Zusammenstoß hin, den Thomas Larkin nicht vermeiden konnte, und nicht auf eine vorsätzliche Körperverletzung. Die Anklageschrift sollte abgewiesen werden“, zitiert die schwedische Zeitung „Aftonbladet“ aus dem Urteil.
Risiken sind bekannt
Was den geforderten Schadenersatz von umgerechnet 495 000 Euro angeht, machten die Richter deutlich, dass Paille um das Risiko wusste. Er habe „in die Teilnahme an Eishockeyspielen eingewilligt und damit grundsätzlich akzeptiert, dass er im Laufe des Spiels Verletzungen durch andere Teilnehmer ausgesetzt sein kann“. Daher kam das Gericht zu dem Schluss, dass der Kanadier Larkin und den Adlern die Prozesskosten von umgerechnet rund 178 000 Euro erstatten müsse.
„Dieses Urteil ist gut für Thomas, gut für uns, aber auch gut für den Sport allgemein“, findet Alavaara: „Wäre Thomas schuldig gesprochen worden, hätten viele weitere Prozesse in ähnlichen Fällen gedroht.“ Für Larkin hatte der Vorfall weitreichende Folgen. Während des Verfahrens sagte der 30-Jährige aus, seine Familie und er hätten Morddrohungen erhalten. „Ich habe nach diesem Vorfall unter Angstzuständen und Depressionen gelitten und habe Hilfe bei einem Psychologen gesucht. Die Anschuldigungen haben mich wirklich getroffen und mich als Spieler, Vater und Ehemann beeinflusst“, berichtete er. Dank des Freispruchs dürfte der Kopf jetzt wieder frei sein, um sich um einen deutschen Pass zu kümmern.
Vor Gericht waren Adler-Gesellschafter Daniel Hopp, Adler-Geschäftsführer Matthias Binder sowie die damaligen Teamkollegen Christoph Ullmann und Marcus Kink als Zeugen vernommen worden.