Mannheim/Gävle. Nach vier Jahren haben sich Thomas Larkin und Daniel Paille erstmals wiedergesehen. Vor Gericht. Denn für beide Eishockeyspieler hat sich seit dem 7. November 2017 ihr jeweiliges Leben verändert. Das erklärten beide in ihren Aussagen vor dem Bezirksgericht im schwedischen Gävle. Staatsanwalt Joel Teran hat Anklage gegen Adler-Verteidiger Larkin erhoben. Der Vorwurf: Körperverletzung. An jenem Novemberabend liefen die Schlussminuten des Achtelfinal-Rückspiels der Champions Hockey League, als Larkin mit einer äußerst unglücklichen Aktion Paille heftig checkte. Die CHL ahndete die Aktion mit vier Spielen Sperre für Larkin. Paille beendete wenig später seine Karriere, sein damaliger Club Brynäs IF sprach von einem „Mordversuch“.
Seit Montag läuft nun der Prozess, in dem Paille und Brynäs IF außerdem fünf Millionen schwedische Kronen (rund 490 000 Euro) Schadenersatz von Larkin beziehungsweise den Adlern Mannheim fordern. Am Dienstag erhielt Larkin die Gelegenheit, sich zu den Vorfällen zu äußern. „Was eigentlich ein Routinespiel sein sollte, hat mich in den letzten vier Jahren beschäftigt“, wird Larkin in der Zeitung „Aftonbladet“ zitiert. „Unmittelbar nach dem Vorfall erhielt ich mehrere Morddrohungen gegen mich und meine Familie. Sie haben sogar meine Frau und meinen Vater kontaktiert. Ich habe nach diesem Vorfall unter Angstzuständen und Depressionen gelitten und habe Hilfe bei einem Psychologen gesucht. Die Anschuldigungen haben mich wirklich getroffen und mich als Spieler, Vater und Ehemann beeinflusst“, so der heute 30-Jährige weiter. Den Vorwurf der Körperverletzung verneinte er. „Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe. Meine Einstellung zu dem, was geschehen ist, hat sich nie geändert. Das war ein Unfall. Ein Zusammenstoß in einem Spiel, der immer wieder vorkommt“, so Larkin laut „Aftonbladet“.
Hopp und Binder befragt
Als Zeugen wurden neben dem italienischen Nationalspieler auch Adler-Geschäftsführer Matthias Binder sowie Adler-Gesellschafter Daniel Hopp gehört. „Da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, darf ich über die Aussagen nichts berichten“, erklärte Binder gegenüber dieser Redaktion.
Beide waren nicht in Gävle vor Ort, sondern aus Stockholm per Telefon-Konferenz in den Gerichtssaal zugeschaltet. „Wir werden am Mittwochvormittag nach Mannheim zurückreisen. Der Prozess ist noch bis Freitag angesetzt. Ob dann bereits das Urteil verkündet wird, ist nicht bekannt“, sagte Binder.
Von „vielen Emotionen“ sprach Daniel Paille im Prozess. Der heute 37-Jährige hatte bei dem Zusammenstoß eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, die ihn nach eigenen Aussagen noch heute beeinträchtigt. Daher bat ehemalige Stürmer darum, nach seiner Befragung am Dienstag zurück in die USA zu seiner Familie zurückreisen zu dürfen. Dies lehnte das Gericht laut dem Bericht im Aftonbladet“ zwar ab, Paille müsse aber nicht im Gerichtssaal anwesend sein, sondern sich nur zur Verfügung halten.
Der gebürtige Kanadier sagte aus, „dass es sich um eine vorsätzliche Aktion von Larkin handelte und dass es eine Art von Gewalt war, die auf einem Eishockeyfeld nicht zu erwarten sei. „Er schaute überhaupt nicht auf den Puck, sondern direkt auf mich und tat nichts, um mir auszuweichen“, wird Paille im „Aftonbladet“ zitiert.
Während der gebürtige Kanadier gegenüber dem schwedischen Journalisten Hans Abrahamsson sagte, Larkin habe sich Tage nach dem Vorfall lediglich per E-Mail entschuldigt, danach habe er nichts mehr von ihm gehört, hatten die Adler und der Verteidiger erklärt, zusätzlich zur schriftlichen Entschuldigung den Kontakt zu Paille gesucht zu haben.
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