Mannheim. Das richtige Kribbeln beginnt erst, wenn der Anpfiff näher rückt. Am Donnerstag war Christian Neidhart nach eigenen Angaben noch „tiefenentspannt“. Doch das war nur eine Momentaufnahme. „Die Anspannung kommt nach dem Abschlusstraining am Freitag, wenn es Richtung Spiel geht“, gestand der 53-Jährige vor seiner Pflichtspiel-Premiere als Trainer des SV Waldhof. Am Samstag, 14 Uhr, werden erwartete 8000 bis 9000 SVW-Fans im Carl-Benz-Stadion Neidhart lautstark daran erinnern, dass es endlich losgeht: 3. Liga, Saison 2022/23, Heimspiel gegen Viktoria Köln.
Die Mannheimer wollen natürlich mit einem Sieg in die Spielzeit gehen, ihre Aufstiegsambitionen gleich untermauern. „Ein guter Start ist wichtig“, sagte Kapitän Marcel Seegert. Doch das Problem dabei bleibt die Ungewissheit über den tatsächlichen Leistungsstand nach sportlich wenig aussagekräftigen Vorbereitungspartien. „Es wird ein besonderes Spiel, weil es das erste der Saison ist. Das ist immer eine gewisse Unbekannte, weil keiner weiß, wo die eigene Mannschaft steht“, umschrieb Kölns Trainer Olaf Janßen diesen Zustand vor dem Auftaktmatch. Sein Kollege Neidhart schätzt die Viktoria trotz unterschiedlicher Saisonziele als gleichwertigen Gegner ein. „Das wird eine sehr packende Angelegenheit. Gerade am Anfang, wenn man nicht weiß wo man steht, wird das ein Spiel auf Augenhöhe“, sagte der neue SVW-Coach.
Beide Teams mit Sorgen
Beide Teams kämpfen zum Liga-Start mit Verletzungssorgen. Bei Köln fehlen potenzielle Leistungsträger wie Simon Handle, André Becker oder Jeremias Lorch, der Waldhof muss ohne Adrien Lebeau, Marc Schnatterer und gelernten Rechtsverteidiger bereits am ersten Spieltag ein wenig umbauen. „Das ist aktuell schon eine Menge für unseren kleinen Kader“, seufzte Neidhart, der aufgrund ihres Trainingsrückstands ohne die beiden Rechtsverteidiger Johannes Dörfler und Niklas Willy Sommer plant. Auch um Bentley Baxter Bahns (Adduktorenprobleme) Einsatz gibt es ein paar Fragezeichen. Optimal ist das nicht.
Zumal Viktoria Köln als gestandene Drittliga-Truppe nicht zu unterschätzen ist. „Da haben sie uns taktisch gut bearbeitet und wir hatten wenig Lösungen“, erinnerte Kapitän Seegert an die bittere 0:1-Heimniederlage in der vergangenen Rückrunde. Die Viktoria sei, so der Mannheimer Publikumsliebling und Abwehrchef, eine „Wundertüte“ und „schwer einzuschätzen“.
Kein netter Aufbaugegner für ein Team wie den Waldhof, das nach dem kleinen Umbruch im Sommer und mit neuem Trainer noch in der Findungsphase stecken muss. Umso mehr wird es auf eine funktionierende Achse an Führungsspielern ankommen, zu denen Neidhart nicht nur Seegert, sondern auch die übrigen Mitglieder im Mannschaftsrat zählt - Bahn, Schnatterer, Marco Höger und Dominik Martinovic. „Die Verantwortung liegt nicht bei Marcel allein“, sagte der SVW-Coach. „Wir haben das auf mehrere Schultern verteilt.“
Dass Seegert auch unter ihm als Trainer Kapitän bleiben würde, war für Neidhart jedoch schnell klar. „Für mich ist wichtig, dass du jemanden hast, der alle Gegebenheiten kennt, bei den Fans beliebt ist und als Teamplayer die Mannschaft mitreißen kann“, begründete der 53-Jährige die naheliegende Entscheidung, weiter auf Identifikationsfigur Seegert zu vertrauen. Und dass die Kapitänsrolle bei seinem Lieblingsverein für den gebürtigen Mannheimer eine große Ehre und Verpflichtung ist, weiß jeder, der „Cello“ ein bisschen kennt.
„SVW kann oben dabei sein“
Die Gäste aus Köln reisen unterdessen mit einer gehörigen Portion Respekt in Richtung Kurpfalz. „Der Aufstieg ist für Waldhof ein realistisches Ziel. Sie haben einen sehr ausgeglichenen Kader und eine extrem gefährliche Offensive. Ich traue der Mannschaft zu, oben dabei zu sein“, hält Viktoria-Coach Janßen die Mannheimer Ambitionen keinesfalls für übertrieben und warnte sein Team auch vor der traditionell heißen Atmosphäre im Carl-Benz-Stadion. „Es wird ein perfekter Rahmen, da wird eine Bombenstimmung sein. Die Fans werden die Mannschaft nach vorne peitschen. Da erwartet uns eine Wucht, der wir uns stellen müssen. Das wird eine Riesenherausforderung“, sagte der Ex-Profi. Bei Janßen hat das Kribbeln vor dem ersten Liga-Spiel offensichtlich schon begonnen.
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