Fußball

Waldhof-Niederlage in Lübeck: Einbruch statt Befreiungsschlag

Das richtungsweisende Spiel beim direkten Konkurrenten VfB Lübeck hätte ein Katapultstart für den SV Waldhof in das neue Fußball-Jahr werden können. Doch es wurde ein Rückschlag. Die Mannheimer sind die Verlierer des Spieltags

Von 
Thorsten Hof
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Julian Rieckmann (rechts) lässt sich in dieser Szene von Lübecks Cyrill Akono abschütteln © Nordphoto/Imago

Die Fans des VfB Lübeck und ihr Verhältnis zum Schnee an der Ostseeküste ist wohl ein ganz besonderes. Erst sorgten nach dem jüngsten Wintereinbruch an der Trave viele freiwillige Helfer aus dem Umfeld des Aufsteigers mit einer Räumaktion dafür, dass am Samstag an der Lohmühle überhaupt gespielt werden konnte. Dann stand das Keller-Duell gegen den SV Waldhof zwischenzeitlich aber vor dem Abbruch, weil der zuletzt geräumte Schnee aus der VfB-Kurve in kleinen Portionen wieder aufs Spielfeld geworfen wurde und wohl auch Linienrichter Cengiz Kabalakli eine Portion davon abbekam.

Selbst wenn das nicht Sinn und Zweck der Aktion war - am Ende waren die Profis des VfB die Nutznießer dieser kuriosen Episode, weil sie nach der gut zwölfminütigen Unterbrechung offenbar besser mit der unverhofften weiteren Pause umgehen konnten und den 0:1-Rückstand nach dem sehenswerten Mannheimer Führungstreffer von Marcel Seegert (52.) durch zwei Tore des eingewechselten Robin Velasco (78., 86.) noch drehen konnten.

„Im Nachhinein hat uns diese Pause wohl wirklich nicht gutgetan“, räumte der sichtlich zerknirschte Fridolin Wagner ein, der aber nicht alles an der Spielunterbrechung festmachen wollte, die den VfB teuer zu stehen kommen dürfte. „Wir müssen erstens unsere Konter nach der Unterbrechung besser ausspielen, und zweitens haben wir das Spiel auch vor der Pause schon komplett unter Kontrolle und können auf das 2:0 gehen. Und was danach passiert, ist eben Dritte-Liga-Fußball“, sprach Wagner die wilden und langen Bälle der Lübecker an, deren Klärungsversuche Velasco gleich zweimal vor die Füße fielen.

Seegert die tragische Figur

Tragische Figur war dabei SVW-Kapitän Marcel Seegert, der nach seinem Dropkick-Hammer zum 1:0 schon der designierte „Man of the Match“ war. Erstmals seit dem 2. Mai 2022 (!) hatte der Abwehrchef wieder für sein Team getroffen, von seiner Hacke prallte der Ball dann aber vor dem Ausgleich zu Velasco - und auch vor dem 1:2 stand der 29-Jährige im Auge des Sturms: Mats Facklam hatte sich den Ball zu weit vorgelegt, Seegert klärte, bekam dann aber die ganzen 90 Kilogramm des 1,96-Riesen in die Rippen - und wieder war Velasco der Nutznießer, während es für Seegert mit Tränen in den Augen und einer noch nicht genau diagnostizierten Rippenverletzung nicht mehr weiter ging.

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„Das war ein klares Foul. So etwas nicht zu sehen, ist bitter. Auch deshalb gehen wir als Verlierer vom Platz“, beschwerte sich Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm im Nachgang in Richtung Schiedsrichter Nico Fuchs, wobei der Zusammenprall ebenso in die Kategorie unglücklich eingeordnet werden konnte.

"Das ist absolut beschissen"

Viel mehr zu denken geben sollte den Mannheimern, warum sie trotz Führung und Spielkontrolle schon in weiten Phasen der ersten Halbzeit am Ende in Lübeck wieder einmal mit leeren Händen dastanden. Und das ausgerechnet bei einem direkten Konkurrenten im Tabellenkeller, in dem auch der Hallesche FC und 1860 München wichtige Erfolge feierten, während die Mannheimer gemeinsam mit dem MSV Duisburg zu den Verlierern des Neustarts zählen und nach dem ersten Spiel im neuen Fußball-Jahr gleich wieder auf einen der vier Abstiegsplätze abrutschten.

Damit laufen die Blau-Schwarzen schnell Gefahr, nach der zuletzt aufgehellten Stimmung mit zwei Siegen vor der Winterpause wieder in den Winter-Blues abzurutschen. „Wir müssen das Ding 90 Minuten klarer durchspielen“, so Rehm, dessen Gefühlslage mit der von Wagner identisch war. „Das ist absolut beschissen. Wir haben uns das natürlich ganz anders vorgestellt. Jetzt müssen wir schauen, dass wir am Dienstag wieder fähig sind, uns zu wehren, da wir in dieser Woche schon noch ein paar Punkte holen sollten“, sagte der Mittelfeldspieler im Wissen um den Ernst der Lage.

Am Dienstag gegen Dresden

Dass zum Spiel am Dienstag (19 Uhr, Carl-Benz-Stadion) nun ausgerechnet der Tabellenzweite Dynamo Dresden (0:1 gegen den SV Sandhausen) mit Wut im Bauch nach Mannheim kommen wird, macht die Sache sicherlich nicht einfacher. Doch aufgeben wollen sich die Waldhöfer deshalb keinesfalls.

„Wir müssen jetzt die Köpfe oben lassen. In einer Englischen Woche kannst du auch viel holen“, meinte Minos Gouras. Mit Blick auf den Wetterbericht gibt es immerhin eine gute Nachricht: In Mannheim dürfte es definitiv keine „dritte Halbzeit“ wegen Schneebällen geben.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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