Mannheim. Ein fulminanter Doppelschlag, den Tabellenführer besiegt und wieder bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz herangerückt - für die Tatsache, dass sich am Montagabend die positiven Emotionen auf dem Rasen des Carl-Benz- Stadions gleich mehrfach eruptionsartig entluden, gab es gleich mehrere Gründe. Wegen seiner Rückenprobleme warf sich Waldhof-Trainer Christian Neidhart zwar etwas verhaltener in die blau-schwarzen Jubel-Trauben, doch der 2:1 (0:1)-Erfolg gegen die SV Elversberg dürfte heilender Balsam auf die derzeit etwas empfindlichen Nervenbahnen des 54-Jährigen gewesen sein.
Die 90 aufreibenden Minuten hatte der Coach ohne Schmerzmittel durchgestanden, die Rückschau dürfte ebenfalls noch mildernde Wirkung gehabt haben, bevor sich Neidhart auf die Suche nach einem heißen Bad begab. „Zuhause haben wir nur eine Dusche“, flachste der SVW-Coach, der noch lange von der Atmosphäre im Stadion zehrte.
Trainer Neidhart: „Das ist einfach Wahnsinn“
„Das ist eben einfach Wahnsinn“, blickte Neidhart auf die Stimmung, die fast 12 000 Zuschauer entfachten und die nicht unerheblichen Anteil daran hatte, die Mannheimer vor allem rund um den spielentscheidenden Doppelschlag von Fridolin Wagner (71.) und dem einmal mehr überragenden Adrien Lebeau (72.) Richtung elftem Heimsieg zu treiben. „Diese Energie im Stadion war unglaublich“, bestätigte Linksverteidiger Alexander Rossipal, der den Freistoß auf Wagner getreten hatte. Ein Standard-Tor als Brandbeschleuniger der lodernden Euphorie.
Dabei sah das morgens im Abschlusstraining noch ganz anders aus. „Wir haben noch Standards trainiert, da kam kein Ding. Die waren alle eine Katastrophe“ berichtete Neidhart. Doch als es galt, klappte es - genauso wie die Einwechslung von Berkan Taz endlich Früchte trug. Der Zugang aus Dortmund bekam für die sehenswerte Vorbereitung den ersten Scorer-Punkt gutgeschrieben, auf den er allzu lange warten musste. „Ich freue mich sehr, dass ich der Mannschaft endlich helfen konnte, dafür bin ich ja auch geholt worden“, strahlte der Ex-Dortmunder, der sich zuvor im Benefizspiel gegen den VfR Mannheim mit vier Treffern Mut geholt hatte.
Lebeau humpelt vom Platz - Verletzung?
Und wie sich Selbstbewusstsein aus persönlichen Erfolgserlebnissen speisen kann, bewies Vollstrecker Lebeau, der seit der Winterpause und der Überwindung seiner muskulären Probleme wie ausgetauscht auftritt. Drei Tore und zwei Vorlagen bei sieben Einsätzen stehen in seiner Bilanz. Nachdem der Franzose nach seiner Auswechslung etwas vom Platz gehumpelt war, gab er gleich Entwarnung. „Es ist alles okay, das war eben sehr intensiv“, sagte der Lothringer, der den 2:1-Siegtreffer mit einer Telefon-Geste bejubelte. Der Gruß ging dabei an die im Stadion anwesende Familie, bei der er sich wohl nicht immer pünktlich meldet, der Anruf ging nun aber direkt vom Rasen auf die Tribüne.
„Wir haben in der zweiten Halbzeit mit viel mehr Intensität und Risiko gespielt“, beschrieb Lebeau den Unterschied, nachdem Elversberg zu Beginn der Partie beweisen durfte, warum die Saarländer unangefochten an der Tabellenspitze stehen. „Da sind wir mit viel zu viel Respekt in die Partie gekommen, und wollten danach besser auf den zweiten Ball gehen und besser gegen den Ball arbeiten“, beschrieb Neidhart die Anlaufschwierigkeiten, die dann aber nach und nach abgelegt werden konnten, was letztlich den Erfolg mit Signalwirkung möglich machte.
Vier direkte Konkurrenten warten auf den SVW
„In der zweiten Halbzeit können wir von mir aus ’ne Minute streichen - die gab’s aber und wir lagen 1:2 hinten“, fasste SVE-Trainer Horst Steffen das weitere Geschehen zusammen und gab sich als fairer Verlierer: „Das war einfach verdient, wenn man gesehen hat, was der Waldhof im zweiten Durchgang investiert hat.“ Welchen Schub dieser Heimsieg geben kann, muss sich nun zeigen.
Innenverteidiger Julian Riedel, der den Ball unglücklich zum 0:1 (12.) in die eigenen Maschen bugsiert hatte, brachte es auf einen einfachen Nenner. „Wenn du den Tabellenführer schlägst, dann gibt es nicht viele Mannschaften in der Liga, die du nicht schlagen kannst“, sagte Riedel und fand Zustimmung bei Kollege Rossipal. „In dieser Mannschaft schlummert so, so viel, aber wir müssen eben auch an unsere 100 Prozent kommen“, mahnte der Linksverteidiger.
Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich am Samstag bei Aufsteiger SpVgg Bayreuth, danach schließen sich gleich vier Top-Partien gegen direkte Konkurrenten an. „Das ist ein echter Knaller-März, dann müssen wir mal schauen, wo wir stehen“, wusste auch Trainer Neidhart um die Bedeutung der nächsten Spiele, die bei entsprechender positiver Abarbeitung das beste Schmerzmittel sein dürften.
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