Bayreuth. Selbstironie ist ein feiner Zug, der einem im modernen Profi-Fußball nicht täglich begegnet. Aber Bentley Baxter Bahn ist ganz offensichtlich mit der Fähigkeit ausgestattet, die eigenen Unzulänglichkeiten auch mal auf die Schippe nehmen zu können. „Wir sind solche Auswärtsmaschinen“, tönte der Mittelfeldspieler des SV Waldhof am Samstag nach dem 3:1 (2:1)-Sieg bei der SpVgg Bayreuth, als er vom Platz in die Mixed-Zone kam - und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Schließlich hatte der SVW mit dem dritten Saisonsieg in der Fremde gerade erst die Abstiegsränge der Auswärtstabelle verlassen und auch der Spielverlauf hatte gezeigt, dass noch ordentlich Sand im Getriebe der „Auswärtsmaschinen“ ist.
So hatte der SVW zwar die ersten 40 Minuten klar dominiert und lag durch das Tor von Fridolin Wagner (10.) und die sehenswert vollendete Sprint-Einlage von Marten Winkler (38.) verdient mit 2:0 in Front. Durch eine Nachlässigkeit in der Nachspielzeit der ersten Hälfte holte der Waldhof den Aufsteiger mit dem Treffer von Markus Ziereis (45.+2) aber wieder in die Partie zurück und musste in der zweiten Halbzeit auch das Glück bemühen. Erst als Bayreuth alles nach vorne warf, machte Baris Ekincier nach einem Konter den Deckel auf drei wichtige Punkte im Aufstiegsrennen (90.+2).
„Hinten raus war es dann ein dreckiger Sieg“, wusste auch Bahn um die Umstände. „Ein Pfostenschuss, ne blöde Elfer-Situation - da stand es dann auf Messers Schneide“, blickte der nach seiner Gelbsperre zurückgekehrte Waldhof-Profi auf die kitzlige zweite Hälfte, die auch Kapitän Marcel Seegert gerne ruhiger gestaltet hätte. „Wir hätten früh schon höher führen können, was ein bisschen ärgerlich ist“, sagte der Abwehrchef nach seinem 250. Einsatz für den Waldhof, was mit einem besonders beflockten Trikot gefeiert wurde.
Lebeau droht wieder eine Pause
Allerdings hatte der Waldhof auch mit einigen Nackenschlägen zu kämpfen, die die Statik der Blau-Schwarzen ordentlich ins Wanken brachten. So stand Innenverteidiger Julian Riedel krankheitsbedingt erst gar nicht zur Verfügung, nach 20 Minuten meldete sich der zuletzt so formstarke Adrien Lebeau mal wieder mit den überwunden geglaubten Problemen in der Oberschenkelrückseite ab. In der zweiten Halbzeit verloren die Mannheimer dann auch noch Linksverteidiger Alexander Rossipal nach einem Kopftreffer und Torschütze Wagner signalisierte schon zur Halbzeit, dass es infektbedingt nicht mehr zu 100 Prozent geht, biss dann aber noch bis zur 75. Minute auf die Zähne. So konnte der Waldhof auch von der Bank nur reagieren statt agieren, verlor etwas die Kontrolle, nahm am Ende aber die Punkte mit, was die Hauptsache war. „Deshalb kann man da jetzt auch mal drüber lachen“, erklärte Bahn seinen „Maschinenspruch“.
Zudem waren die Waldhöfer froh, auch ihrem krankheitsbedingt in Mannheim gebliebenen Trainer Christian Neidhart ein Genesungsgeschenk mit auf den Weg gegeben zu haben. „Das war schon etwas kurios, der Sieg war für unseren Trainer“, bestätigte Kapitän Seegert und Torschütze Winkler pflichtete bei: „Ich denke, wir haben ihn glücklich gemacht - das zählt.“
Die Verantwortung teilten sich vor Ort Asif Saric und Theodoros Dedes, auch Sportgeschäftsführer Tim Schork war mit auf der Bank. Das Trio war mit allen technischen Möglichkeiten vernetzt und holte am Ende auch Neidhart per Tablet mit in den Mannschaftskreis. „Diese Absprachen haben wir ja sonst auch - jetzt eben auf die Distanz“, beschrieb Dedes die besondere Konstellation und war froh, dass alles gut gegangen war.
Nach dem trainingsfreien Montag geht der Blick intensiv auf die Partie am Mittwoch gegen den FC Ingolstadt (19 Uhr, Carl-Benz-Stadion). Dann wird sich auch klären, wer die Blessuren am besten überstanden hat und wieder zur Verfügung steht. „Wenn jemand fehlt, werden wir das als Mannschaft auffangen müssen und wir haben jetzt ein Heimspiel. Die liegen uns in dieser Saison ja offensichtlich mehr“, betonte Baxter Bahn. Wenn er dabei das Wort „Heimmaschinen“ benutzt hätte, wäre das sogar als völlig ironiefrei durchgegangen.
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