Fußball

Vor seinem 300. Spiel: Warum Marcel Seegert beim SV Waldhof in Rente gehen will

300 Spiele für einen Verein. Das ist eine Marke, die im Profifußball nur noch selten erreicht wird. Waldhof-Kapitän Marcel Seegert spricht vor seinem Jubiläum über seine Karriere - und was er sich für die Zukunft des SVW wünscht

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Alexander Müller
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Kapitän, Anführer, Publikumsliebling: Marcel Seegert ist „Mister Waldhof“ geworden. Gegen Aue steht der Verteidiger zum 300. Mal für den SVW auf dem Platz. © Michael Ruffler

Mannheim. An sein erstes Spiel als Profi für den SV Waldhof kann sich Marcel Seegert noch gut erinnern. „Das war ein 1:1 auswärts bei Freiburg II im Möslestadion in der Saison 2014/15. Zu der Zeit haben wir unter Kenan Kocak extrem hart trainiert. Bis zur 70. Minute hatten wir durch ein Tor von Marcel Sökler 1:0 geführt. Dann sind wir alle zusammengebrochen, wir waren so kaputt!“, erzählt „Cello“ von seinem Debüt in der ersten Mannschaft des SVW.

Zehn Jahre später sind die blonden Haare von damals einer zweckmäßigen Millimeter-Kurzhaar-Frisur gewichen - und Marcel Seegert ist zur unumstrittenen Identifikationsfigur in diesem Verein aufgestiegen. Kapitän, Publikumsliebling, Anführer. Wenn die Mannheimer am Freitag, 18. Oktober (19 Uhr), auf Erzgebirge Aue treffen, feiert der 30-Jährige ein rundes Jubiläum: Es ist sein 300. Pflichtspiel als Profi für den SV Waldhof.

„Das ist natürlich eine Zahl, die einen stolz macht, zumal so etwas nicht mehr so häufig vorkommt. Es ist etwas Besonderes, man freut sich darüber. Aber mir ist wichtig, dass das Spiel gegen Aue für den Verein und die Mannschaft im Vordergrund steht und wir drei Punkte holen“, sagt Seegert beim Treffen am Alsenweg nach dem Training am Mittwochvormittag.

300 Spiele für einen Verein. Das ist eine Marke, die im modernen Profifußball nur noch sehr selten erreicht wird. Unter den aktuellen Drittligisten hat nur Manuel Zeitz, der 390 Partien für den 1. FC Saarbrücken absolviert, mehr Spiele auf dem Buckel. Seegert hält das für eine Zeiterscheinung, was aber nicht in allen Fällen nur an den Spielern läge, die anderswo mehr Gehalt abgreifen wollten. „Man kann nicht immer pauschal sagen: ‚Ein Groschen mehr und der wechselt, was für ein Söldner!’“, sagt der gebürtige Mannheimer. Nach dem Aufstieg 2019 etwa wären einige Spieler gerne geblieben, die den Verein dann aus anderen Gründen verlassen mussten.

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Sein rundes Jubiläum in Blau-Schwarz nimmt Seegert zum Anlass, „ein paar schöne und auch traurige Momente noch einmal Revue passieren zu lassen“. Die Rückkehr in den Profifußball im Frühjahr 2019 sticht natürlich heraus, sein Trainer damals wie heute: Bernhard Trares. „Das war ein geiles Erlebnis“, meint das Waldhof-Urgestein. In einem Atemzug bei den bisherigen Höhepunkten seiner Karriere nennt Seegert die DFB-Pokalsensation gegen Eintracht Frankfurt (2:0) im August 2021. Und sein persönlicher Tiefpunkt? „Das war die verlorene Relegation in Meppen. Ich habe im Elfmeterschießen selbst einen versemmelt, das steckt dir lange in den Knochen.“

Seegert wechselte nach dem schmerzhaften K.o. im Emsland 2017 zu Zweitligist SV Sandhausen, doch anderthalb Jahre später war er zurück bei seinem Herzensclub. „Ich liebe den Verein und bin einfach gerne hier. Ich empfinde die Zeit am Alsenweg keineswegs als Beruf. Ich darf hier sein und Leidenschaft und Beruf verbinden“, betont Seegert.

Der 30-Jährige macht kein Geheimnis daraus, dass er seine aktive Karriere beim SVW beenden will - und dem Club danach in anderer Funktion erhalten bleiben könnte. „Das ist einfach mein Verein, in dem ich gerne etwas voranbringen würde. Ich will erst einmal noch lange die Spielerseite genießen und alles andere muss man dann schauen“, sagt er. Und wie lange sieht er sich noch grätschend auf dem Rasen? „Ich würde mir wünschen, dass ich noch drei Jahre auf einem guten Niveau spielen kann und dann schaue ich weiter. Wenn es mir dann noch Spaß macht und der Körper es hergibt, bin ich der Erste, der sagt: Ich mache weiter.“

Sebert und Dickgießer als ewige Rekordhalter

Ein paar Jahre sollte Seegert schon noch dabei bleiben, um im Ranking der Waldhof-Spieler mit den meisten Einsätzen die ganz großen Namen einzuholen. Karl-Heinz „Kalle“ Bührer (307), Walter Pradt (321), Wolfgang Böhni (330) und Klaus Sinn (353) sind laut Statistiken des Portals „Wikiwaldhof“ nicht mehr weit entfernt, aber die Zahlen der Ehrenspielführer Günter Sebert (692) und Roland Dickgießer (462) wirken fast unerreichbar. „Das ist schon ein Brett“, sagt Seegert mit einem Lachen. „Ich will nie etwas ausschließen, aber ich denke in Etappen. In zwei, drei Jahren können wir noch einmal reden, ob ich die Wolkenkratzer erreichen kann.“

Dickgießer hält es für möglich, dass Seegert zumindest ihn einholen könnte. „Ich traue es Marcel zu. Er hat die Qualität, noch fünf oder sechs Jahre auf diesem Niveau zu spielen, wenn er verletzungsfrei bleibt. Und ich würde es ihm auch gönnen“, sagt der 63-Jährige.

Seegert selbst wünscht sich - neben einem Sieg in seinem Jubiläumsspiel gegen Aue -, dass sich der SVW nach einer sehr unruhigen Phase wieder ein wenig stabilisieren kann. „Die letzten ein, zwei Jahre waren schon sehr anstrengend. Es war eine gewisse Negativität drin“, sagt er. Er hoffe, dass der Verein es schaffe, wieder in einen positiven Flow wie in den Jahren zwischen 2015 und 2020 zu kommen. „Wir hatten Kontinuität drin, das eine Rädchen hat ins andere gegriffen, wir hatten das Momentum auf unserer Seite. Da fiel vieles leichter, es hat einfach Spaß gemacht. Das würde ich mir wieder wünschen.“



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Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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