Paderborn. Beim Gang zu den 500 Mannheimer Fans in der Gästekurve gab es viele frustrierte Gesichter und hängende Köpfe zu besichtigen. Der SV Waldhof hat beim 2:2 (0:1) am Sonntag gegen den SC Verl in der fünften Minute der Nachspielzeit einen sicher geglaubten Sieg verspielt. Mael Corboz traf zum späten Ausgleich für die Ostwestfalen, nachdem erst kurz zuvor Alexander Rossipal per Foulelfmeter die 2:1-Führung für den SVW erzielt hatte (90.). Es wäre allerdings ein schmeichelhafter Mannheimer Dreier nach einer schwachen ersten Halbzeit gewesen, in der Verl nach einem Treffer von Eduard Probst (41.) verdient führte. Stefano Russo (51.) glich aus, bevor es in der turbulenten Schlussphase hin und her ging.
„Das darf uns nicht passieren. In der fünften Minute der Nachspielzeit darfst du nicht so naiv sein und noch das 2:2 kassieren“, sagte Waldhofs Mittelfeldantreiber Baxter Bahn. „Es war ein ekelhaftes Auswärtsspiel, in dem wir uns für eine etwas bessere zweite Halbzeit hätten belohnen und die drei Punkte mitnehmen müssen.“
Der erste Durchgang bot bei idealen äußeren Bedingungen um die 25 Grad in der Paderborner Arena schwer verdauliche Drittliga-Kost. Gerade was der SV Waldhof fußballerisch auftischte, war indiskutabel. Erst in der 34. Minute gab es bei einem Freistoß von Berkan Taz in die Arme von Verls Torhüter Niclas Thiede den ersten richtigen Mannheimer Torschuss zu notieren, ansonsten blieb im Offensivspiel des zu passiven SVW vieles Stückwerk.
Gehirnerschütterung bei Gohlke
Die Ostwestfalen spielten wahrlich auch nicht die Sterne vom Himmel, verdienten sich aber die Halbzeitführung mit einem couragierten Auftritt. Gerrit Gohlke musste zu allem Überfluss nach einem Kopf-Zusammenprall früh vom Platz (24.), er blieb mit einer Gehirnerschütterung über Nacht zur Beobachtung in einem Paderborner Krankenhaus. Der für Gohlke in die Innenverteidigung gerückte Julian Riedel ließ sich von Probst vor dem 0:1 nach einem leichten Ballverlust im Spielaufbau und einem scharfen Vertikalpass von Sapina viel zu einfach düpieren (41.). Am Ende hatte der Waldhof sogar noch Glück, dass Behrens in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gegen Nicolas Sessa stark parierte (45.+4). Es gab erhöhten Gesprächsbedarf in der Mannheimer Kabine.
„Ich bin nicht laut geworden, aber ich habe die Dinge deutlich angesprochen“, sagte Neidhart, dem vor allem eine zu lasche Zweikampfführung und die Unentschlossenheit bei den Offensivaktionen missfielen. Der SVW musste ein anderes Gesicht zeigen - und dass die Mannheimer mehrere Minuten vor dem Gegner schon wieder auf dem Rasen standen, konnte man als sicheres Indiz dafür werten, dass genau dies auch der Plan war. Was folgte, waren zehn ganz starke Minuten, die demonstrierten, was für den Waldhof an diesem Nachmittag möglich war.
Die erste Großchance brachte Dominik Martinovic nicht über die Linie (48.), dann schoss Taz vorbei. Die folgende Ecke jedoch brachte Rossipal exakt auf Russo, der aus gut elf Metern stramm zum Ausgleich ins lange Eck köpfte (51.). Drei Minuten später wäre der Waldhof mit ziemlicher Sicherheit in Führung gegangen, wenn nicht die Fußspitze des Verlers Nico Ochjski verhindert hätte, dass das Zuspiel von Martinovic Taz erreicht. „Da hätten wir das Spiel frühzeitig drehen können“, haderte Neidhart.
Stattdessen konnte sich Verl sukzessive wieder vom Mannheimer Druck befreien und stresste die SVW-Defensive mehrfach, ohne aber zwingend gefährlich zu werden. Mit voller Konsequenz auf Sieg spielte die Neidhart-Elf nicht - auch wenn der eingewechselte Dominik Kother nach einem Mannheimer Konter wieder mal eine gute Gelegenheit hatte (79.).
Die letzten fünf Minuten entschädigten mit viel Spannung für das überschaubare fußballerische Niveau. Erst zwang Martinovic Verls Torhüter Thiede, der einen Pass falsch eingeschätzt hatte, mit einem energischen Sprint zu einem Foul. Es gab Elfmeter, den Rossipal sicher mit links verwandelte (90.). Und als die Waldhof-Fans schon den zweiten Dreier der Saison feierten, kam Verl noch einmal über die erstaunlich blanke rechte Mannheimer Seite. „Corboz fällt der Ball vor die Füße, er wird abgefälscht und geht rein. Das passte dann zu diesem Spiel“, meinte Neidhart, der von einem gerechten Remis sprach, aber auch das Verhalten seiner Spieler in der allerletzten Situation kritisierte. Statt mit einem Foul das Spiel zu unterbrechen, ließen die Waldhöfer Verl gewähren. „Wir waren nicht clever genug, um die Führung über die Zeit zu bringen“, sagte Neidhart - und deshalb gab es nur einen Punkt für den SVW. Ein Remis, das sich ein bisschen wie eine Niederlage anfühlte.
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