Leichtathletik

Ungewisse Zukunft der Bauhaus-Juniorengala in Mannheim

Die 30. Bauhaus-Juniorengala in Mannheim war ein voller Erfolg. Um sie im Michael-Hoffmann-Stadion im Pfeifferswörth zu halten, hofft Meeting-Direktor Rüdiger Harksen auf ein nachhaltiges Konzept

Von 
Christian Rotter
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Rüdiger Harksen hofft, dass für die Fortsetzung der Juniorengala in Mannheim die Kräfte gebündelt werden © Lukas Adler/Pix

Mannheim. Das Michael-Hoffmann-Stadion hat sich geleert, die Leichtathletik-Talente aus 24 Nationen haben nach der 30. Bauhaus-Juniorengala die Heimreise angetreten. Für Meeting-Direktor Rüdiger Harksen von der MTG Mannheim wird die Arbeit nicht weniger. Damit die Veranstaltung mit internationaler Strahlkraft in Mannheim bleibt, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung, wie Harksen im Interview mit dieser Redaktion betont.

Herr Harksen, wie fällt Ihre Bilanz der Jubiläums-Gala aus?

Rüdiger Harksen: Wir blicken auf eine herausragend gute Veranstaltung zurück. Die sportlichen Leistungen waren Weltklasse, wobei eine Nation herausstach: Teilweise hatte ich das Gefühl, dass ich bei britischen Meisterschaften mit internationaler Beteiligung bin. Was die Briten abgefackelt haben, war schon sehr stark. Davon können sich viele Nationen eine Scheibe abschneiden.

Wie sah es bei den anderen Nationen aus?

Harksen: Es gab sehr viele Landesrekorde. Die 24 Nationen aus fünf Kontinenten haben die Heimreise glücklich angetreten. Auch das deutsche Team hat mit 30 Normerfüllungen für die U-20-WM Ende August in Lima überzeugt.

Rüdiger Harksen

  • Rüdiger Harksen wurde am 23. September 1954 in Hockenheim geboren.
  • Der 69-jährige Seckenheimer war ab September 2008 zwei Jahre lang beim Deutschen Leichtathletik-Verband als Cheftrainer für die Bereiche Lauf und Sprint tätig.
  • 2010 kehrte Harksen an die Basis zurück. Viele Jahre war er als Bundestrainer beim DLV für die Hürdensprinterinnen zuständig.
  • Bei der MTG Mannheim ist Harksen Stellvertretender Vorsitzender des Gesamtvereins und Leistungssportchef der Leichtathleten. cr

Hat organisatorisch auch alles geklappt?

Harksen: Ja, es gab zum Beispiel keinen einzigen Fehlstart. Das war bei den Europameisterschaften in Rom Anfang Juni eine der nervigsten Begleiterscheinungen. Trotz modernster Technik haben es die Starter dort nicht hinbekommen, die notwendige Ruhe auszustrahlen, wenn die Sprinter am nervösesten sind. Bei uns gab es keine ernstzunehmenden Verschiebungen im Zeitplan, unser weltweiter Livestream hat ebenfalls höchstes Lob bekommen. Die meistgehörte Aussage der Länderdelegationen war: „Wir sehen uns nächstes Jahr.“ Das sagt alles.

Schon die Ausrichtung der 30. Ausgabe der Bauhaus-Juniorengala war ein Kraftakt, wie ist es um die Zukunft bestellt?

Harksen: Unsere Juniorengala hat sich als Weltmarke in der Nachwuchs-Leichtathletik etabliert. Sie ist ein elementarer Teil der Sportstadt Mannheim. Wir müssen jetzt eine klare Analyse machen. Die Euphorie darf uns den Blick auf die Realität aber nicht verblenden. Im Wesentlichen gibt es drei Faktoren, über die wir intensiv nachdenken müssen: die Sponsorensituation einer Veranstaltung im sechsstelligen Etatbereich, die Personalstruktur und das Stadionthema.

Was bedeutet das konkret?

Harksen: Ein bisschen Gala funktioniert nicht. Nach dem Wegfall der BASF als Hauptsponsor war es eine sehr mühselige Sponsorensuche. Noch mal dieses Klinkenputzen wird schwierig. Es muss eine Planbarkeit her, wir können das Projekt nicht jedes Jahr aufs Neue überdenken. Wir sollten einen Dreijahresplan ins Visier nehmen, wenn wir über eine Fortsetzung der Gala sprechen. Die Partner von Stadt, Land, DLV und vor allem Sponsoren müssen bei der Gala dabei sein.

Stoßen Sie nicht immer auf offene Arme?

Harksen: Ich bin zum Beispiel enttäuscht vom Stadtmarketing Mannheim. Wo gibt es denn eine größere Marke, die weltweit strahlt und Mannheim nach außen trägt? Auf Anfragen wird nicht einmal reagiert. Über ein begründetes Nein würde ich nachdenken, aber nicht über eine solche Gleichgültigkeit.

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Ansonsten ist die Stadt Mannheim ein sehr verlässlicher Partner. Wenn ich Stadtmarketing sage, meine ich nicht die Stadt Mannheim. Die politisch Verantwortlichen der Stadt stehen sehr wohl hinter der Juniorengala, das habe ich am Wochenende gemerkt. Sie gehen mit Beispiel voran.

Sie sprachen die Situation bei den Ehrenamtlichen an, wo drückt da der Schuh?

Harksen: Die 200 Menschen, die bei der Veranstaltung mitwirken, sind ja nicht nur am Wochenende, sondern teilweise schon Wochen zuvor beschäftigt. Wir haben das in diesem Jahr wieder hingekriegt, es muss jedoch immer mehr notwendige Dienstleistung eingekauft werden. Womit wir wieder beim Kostenfaktor sind.

Wie ist es um das Michael-Hoffmann-Stadion bestellt?

Harksen: Das Stadion befindet sich in einem Zustand, der auf Ertüchtigung überprüft werden muss. Das kleine Stadion hat mit seiner Nähe zu den Sportlern Vorteile, die Leichtathletik-Fans lieben die Atmosphäre. In Sachen Infrastruktur stoßen wir aber an Grenzen. Ich musste die Hochsprungmatte aus dem Berliner Olympiastadion ankarren lassen, damit wir internationalen Ansprüchen gerecht werden. Würden wir sie kaufen, sind 20 000 Euro weg. Es sind Investitionskosten nötig.

Wie sieht der Fahrplan aus?

Harksen: Die Aussage, dass wir die Juniorengala wieder machen, werde ich erst treffen, wenn die drei von mir genannten Punkte geklärt sind. Mit der DM in Braunschweig und den Olympischen Spielen in Paris Ende Juli/Anfang August steht die Leichtathletik im Fokus. Man muss die Suppe löffeln, wenn sie warm ist. Bis Herbst benötigen wir Klarheit, wie es weitergeht.

Wie optimistisch sind Sie?

Harksen: Wir müssen auch jüngere Kräfte in die Organisation integrieren, einige sind schon seit 30 Jahren dabei. Dem Deutschen Leichtathletik-Verband liegt viel daran, dass die Juniorengala in Mannheim bleibt. Sportvorstand Jörg Bügner war beide Tage vor Ort. Das ist für mich ein klares Zeichen, dass der DLV weiß, worum es geht. Es hat uns sehr gefreut, dass er sich intensiv für die Veranstaltung interessiert hat.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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