Leichtathletik

Mannheim bangt um seine renommierte Juniorengala

Die Bauhaus-Juniorengala gilt als weltweit geachtetes Event für junge Leichtathleten - und steht auf der Kippe. Ob sie 2024 zum 30. Mal in Mannheim stattfinden kann, ist fraglich. Der Grund ist simpel, aber schwierig zu lösen

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Christian Rotter
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Sportlerinnen und Sportler aus 25 Nationen waren bei der Bauhaus-Juniorengala 2023 im Michael-Hoffmann-Stadion am Start. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Die Uhr tickt. Und diesmal ist es kein Countdown, der die Vorfreude steigert. Im Gegenteil. Eine der international bedeutendsten Sportveranstaltungen in Mannheim steht vor dem Aus. Ob die 30. Auflage der Bauhaus-Juniorengala im Sommer 2024 im Michael-Hoffmann-Stadion bei der MTG Mannheim über die Bühne gehen kann, ist fraglicher denn je.

„Es ist nicht zu leugnen, dass wir in einer schwierigen Situation stecken“, betont MTG-Vorstandsmitglied Rüdiger Harksen, bei dem auch die Fäden der Juniorengala-Organisation zusammenlaufen. Der Hintergrund ist dieser: Mit der BASF hat sich einer der beiden Hauptsponsoren des Leichtathletik-Juniorenmeetings im Pfeifferswörth zurückgezogen. Die MTG muss nun ein fünfstelliges Euro-Loch füllen. Dass das nicht einfach ist bei der in vielen Unternehmen angespannten Lage, ist ebenfalls klar.

Kommentar Aus für die Bauhaus-Juniorengala? Das kann niemand wollen

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Viele Einzelbeiträge das Ziel

Harksen und seine Mitstreiter werfen die Flinte allerdings nicht ins Korn. Sie investieren all ihre Energie, um die Bauhaus-Juniorengala zu retten. „Ich glaube nicht, dass es einen Eins-zu-Eins-Ersatz für die BASF gibt“, sagt Harksen. „Unser Ziel muss es vielmehr sein, Sponsoren zu finden, die mit Einzelbeiträgen den zurzeit fehlenden Gesamtbetrag auffangen.“

Auch um für dieses Thema zu sensibilisieren, lud die MTG in der vergangenen Woche zu einem hochkarätigen Sponsorenabend ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung im Hilton-Hotel stand der Vortrag von Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis, der das DEB-Team im Mai zur historischen WM-Silbermedaille geführt hatte. „Ich hatte glänzende Augen, denn das, was Harry ausgeführt hat, war auch immer meine Triebfeder“, betonte Harksen, der nicht nur über Jahrzehnte MTG-Leichtathletinnen und -Athleten in die Weltspitze geführt hat, sondern auch als DLV-Bundestrainer tätig war.

Stars wie Mihambo und Harting schon am Start

Die Worte von Kreis seien eine „herausragende Inspiration“ gewesen. Bei der Kommunikation zwischen Trainer und Mannschaft seien nun einmal Empathie, Charakter, Glaube und Vertrauen entscheidende Bestandteile. „Diese Werte versuchen wir auch bei der MTG zu vermitteln“, betont Harksen.

Und das eben nicht nur im täglichen Training und bei den Wettkämpfen, sondern vor allem auch bei der Bauhaus-Juniorengala, wenn diese Werte in die Welt getragen werden. „Unter schärfsten Wettkampfbedingungen - dann, wenn es um Normen für WM oder EM geht - wird Fair Play gelebt. Nicht umsonst blicken heutige oder ehemalige Leichtathletik-Stars wie Malaika Mihambo oder Robert Harting emotional auf ihre Juniorengala-Teilnahme zurück“, sagt Harksen.

Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis (links) ging in seinem Vortrag auf die Werte ein, die auch Rüdiger Harksen und die MTG Mannheim vorleben. © Michael Ruffler

Entscheidung bis Ende November

Am Sponsorenabend machte der 69-Jährige eine leichte positive Tendenz bei den möglichen Unterstützern aus. „Unsere Botschaft ist angekommen. Viele haben betont, dass sie sich ein Engagement überlegen werden“, sagt Harksen, der auf die Dringlichkeit hinweist. Im Dialog mit den internationalen Partnern legte der Deutsche Leichtathletik-Verband die Bauhaus-Juniorengala auf das Wochenende 22./23. Juni 2024 fest. „Unser faires Anliegen muss es nun sein, spätestens bis Ende November darüber zu informieren, ob wir die Juniorengala stemmen können - oder nicht“, unterstreicht Harksen.

Es wäre bitter, wenn die MTG ausgerechnet im Jahr ihres 125. Geburtstages das Leichtathletik-Fest, an dem in diesem Jahr 25 Nationen teilgenommen hatten, abgeben müsste. „Im nicht-kommerziellen Bereich gibt es in Mannheim auf internationalem Topniveau keine vergleichbare Veranstaltung“, betont Harksen, der auf seinen Hilferuf an die Stadt und das Stadtmarketing auch schon positive Signale erhalten hat: „Es wäre ein großer Verlust für Mannheim, wenn die Bauhaus-Juniorengala nicht mehr hier stattfinden würde. Es geht ja auch darum, wie die Sportstadt Mannheim international wahrgenommen wird.“

Wichtige Wertevermittlung

Die internationalen Gäste reisten immer mit vielen positiven bleibenden Eindrücken ab. Es entstanden Freundschaften, die bis heute geblieben sind. „Wer sich bei der Juniorengala einbringt, fördert keinen Kommerz, sondern junge Menschen. Gibt es eine bessere Investition?“, stellt Harksen eine rhetorische Frage. „Gerade in einer Welt, in der die Werte dramatisch verrutschen, ist der Sport ein Instrument, um richtige Werte zu vermitteln.“

Bei der Bauhaus-Juniorengala lernten dies junge Menschen zwischen 17 und 19 Jahren - bis zu diesem Jahr in Mannheim. 29 Mal war die Leichtathletik-Welt zu Gast bei Freunden. Die 30. Auflage steht auf der Kippe. Die Uhr tickt.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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