Mannheim. Georg Harpf haderte. Er wusste: Hätte er den letzten Versuch optimal getroffen, wäre es weit gegangen. Ganz weit. Statt die 20-Meter-Marke zu überqueren, landete die Kugel bei 19,81 Metern. Damit holte sich der 18-Jährige von der LG Stadtwerke München am ersten Tag der Bauhaus-Juniorengala in Mannheim zwar souverän den Sieg. Rundum zufrieden war der Favorit jedoch nicht: „Körperlich habe ich mich richtig gut gefühlt. Leider haben sich technische Fehler in meine Stöße eingeschlichen.“
Harpf machte dennoch seinen Frieden mit dem Michael-Hoffmann-Stadion. Im Vorjahr war er noch enttäuscht abgereist. Zwar hatte er als Dritter einen Podiumsplatz belegt, aber die gut 18 Meter hatten nicht sein Leistungsvermögen wiedergegeben. Diesmal wollte er es besser machen - und distanzierte im ersten Durchgang mit seinen 19,05 Metern die Konkurrenz gleich um mehr als einen Meter.
Wolkenbruch bei Junierengala in Mannheim: Harpf war danach plötzlich voll da
Seine sechs Mitstreiter hatte Harpf locker im Griff, das Wetter konnte er aber nicht kontrollieren. Vor seinem vierten Versuch gab es einen Wolkenbruch, der Wettkampf musste unterbrochen werden. Die Kugelstoßer versuchten, sich unter einem Zelt vor dem peitschenden Regen zu schützen, was ihnen immerhin einigermaßen gelang. Als es nach einigen Minuten weiterging, war Harpf plötzlich voll da. Im fünften Versuch steigerte er sich auf 19,73 Meter, zum Abschluss seines dominanten Wettkampfs ließ er die Siegesweite von 19,81 Meter folgen. Rang zwei belegte Shaun-Paul Fritzsche vom SV Vorwärts Zwickau (17,71 m), Dritter wurde Theodor Eltz (SV Halle/17,65 m).
„Die Bedingungen waren auch nach dem Regenguss okay. Ich konnte sehr gut durchdrehen“, sagte Harpf. Warum er nach der witterungsbedingten Pause immer besser in den Wettkampf fand? „Bei mir hat sich eine gewisse Lockerheit eingestellt. Ich war nicht mehr so verkrampft. Wenn die Technik sauber gewesen wäre, wäre die Kugel locker über die 20-Meter-Marke geflogen.“
Harpf überzeugt auch auf internationaler Bühne
Auch auf internationaler Bühne hat der Schützling von Andreas Bücheler bereits überzeugt. Silber bei der U-18-EM 2022, vierter Platz bei der U-20-EM 2023. In diesem Jahr will Harpf Ende August bei der U-20-WM in Lima (Peru) diese Leistungen bestätigen. „Bei der WM peile ich eine persönliche Bestleistung an. Mal sehen, wozu die dann reicht“, betonte der 18-Jährige, der vor der DM in Koblenz (26. bis 28. Juli) noch einige kleinere Wettkämpfe bestreiten möchte, um seine Form stetig zu überprüfen.
Mit im Gepäck hat Harpf dann auch wieder Musik von ABBA. Zu den Klängen der schwedischen Popikonen brachte er sich am Samstag für seinen Wettkampf in Mannheim in Stimmung. Vor einigen Jahren hatte sich Harpf noch mit Metal und Hardrock gepusht. „Ich habe festgestellt, dass ich zu ABBA am besten entspannen kann“, sagte der gebürtige Ingolstädter, der Anfang Februar die Sechs-Kilo-Kugel beim Hallenmeeting in Rochlitz schon auf 20,61 Meter gestoßen hatte.
Sportler aus 24 Nationen kamen nach Pfeifferswörth
Nicht nur für die deutschen Leichtathletik-Talente ist Mannheim eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg zur WM nach Südamerika. 480 Sportlerinnen und Sportler aus 24 Nationen hatten in diesem Jahr für das Nachwuchsmeeting im Pfeifferswörth gemeldet. Auch Naiara Perez verließ Mannheim mit einem guten Gefühl. Die Spanierin gewann am Samstag den Krimi im Stabhochsprung. Bis zur Höhe von 4,10 Metern hatte Sima Askinezere die Nase vorn. Die Lettin blieb bis dahin ohne Fehlversuch. Die Entscheidung fiel bei 4,20 Metern. Während Askinezere diese Höhe riss, zeigte Perez große Nervenstärke. Im dritten Versuch blieb die Latte liegen.
„Ich bin sehr dankbar, dass ich heute hier sein durfte. Und dass ich meine erst eine Woche alte persönliche Bestleistung einstellen konnte, ist natürlich super. Das gibt mir Zuversicht für den weiteren Saisonverlauf“, sagte die 19-Jährige, die sich auch für die U-20-WM in Lima hohe Ziele setzt: „Zunächst einmal geht es darum, das Finale zu erreichen. Dann ist alles möglich. Ich weiß aber, dass die Konkurrenz nicht schläft.“ Vielleicht meistert sie in Peru die 4,31 Meter, die Perez in Mannheim auflegen ließ, aber dreimal riss.
Weiter geht die 30. Bauhaus-Juniorengala im Michael-Hoffmann-Stadion am Sonntag (11 Uhr) mit dem Hochsprung der männlichen U 20, für 14.30 Uhr ist der letzte Staffelwettkampf (4x400 Meter Mixed) angesetzt. Raphael Botta vom TSV Amicitia Viernheim hat für den Weitsprung (ab 11.10 Uhr) gemeldet.
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