Mannheim. Ein entspanntes Osterfest war in akuter Gefahr. Erst nachdem sein Team mit einem wahren Kraftakt einen 0:1-Rückstand gegen den SC Freiburg II in den letzten Minuten noch in einen überaus glücklichen 2:1-Sieg verwandelt hatte, konnte Waldhof-Trainer Christian Neidhart halbwegs unbeschwert die Fahrt ins heimische Osnabrück antreten, wo er zwei Tage mit seiner Familie verbrachte.
„Irgendwie ging ein Ruck durch die Mannschaft. Jeder hat gespürt, dass wir mit der letzten Situation das Spiel noch gewinnen können“, sagte Neidhart. Baxter Bahns Siegtreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit wahrte die Mannheimer Außenseiterchancen im Aufstiegsrennen. Kurz zuvor hatte Fridolin Wagner (85.) die Freiburger Führung durch Julian Stark (27.) ausgeglichen.
Pfeifkonzerte zur Halbzeit und vereinzelte „Neidhart-raus“-Rufe
Die Stimmung im Carl-Benz-Stadion hatte am Samstag ihren Kipppunkt erreicht. Völlig desolat präsentierte sich der nach drei Niederlagen in Serie verunsicherte SVW. Gar nichts gelang. Die jungen Freiburger führten die Kurpfälzer eine Stunde lang vor und vergaßen dabei nur, ihre Dominanz bei mehreren vergebenen Großchancen in einen höheren Vorsprung zu verwandeln. „Wenn es 2:0 oder 3:0 steht, ist hier wahrscheinlich Highlife in allen Gassen“, unkte Neidhart.
Zur Pause hatte es bereits ein Pfeifkonzert gesetzt, vereinzelt waren „Neidhart-raus“-Rufe zu hören. Man kann sich vorstellen, welche Dynamik womöglich in Gang geraten wäre, hätte diese Partie keine unerwartete Wendung mehr genommen. „Purer Wille, pure Einstellung, pure Leidenschaft“ (Marc Schnatterer) - so kämpfte sich der Waldhof in diese Begegnung zurück und hielt den Aufstiegstraum am Leben. Zumindest rechnerisch - bei weiter fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsrang. Nicht aber von der Leistung her, denn die war lange Zeit erschreckend schwach.
Marco Höger urteilt: „Die schwächste Halbzeit der Saison“
„Manchmal sucht man Gründe, manchmal findet man sie. In erster Linie würde ich es an der Stärke von Freiburg festmachen, dass wir echt Probleme hatten. Aber sie haben die Tore nicht gemacht, wir waren diesmal effektiv und haben in der zweiten Halbzeit eine tolle Moral gezeigt“, meinte Neidhart. Der Mantel des Schweigens darf aber sicher nicht über „die schwächste Halbzeit der Saison“, wie Marco Höger als Experte bei „Magenta Sport“ urteilte, gelegt werden.
Zumal es erst besser wurde, als Neidhart mit den Einwechslungen von Dominik Martinovic, Pascal Sohm und auch des bei einem der letzten Spiele seiner Karriere engagierten Schnatterer korrigierend eingriff. Daniel Keita-Ruel hatte seine Startelf-Chance zuvor zu keiner Sekunde nutzen können. „Man sollte die erste Halbzeit nicht nur an Keita festmachen. Da spielen noch zehn andere mit“, nahm Neidhart den glücklosen Angreifer (erst ein Saisontor) in Schutz. Dass laut Augenzeugenberichten einige Schwachköpfe auf der Tribüne Keita-Ruel bei seiner Auswechslung rassistisch beleidigt haben sollen, ist ohnehin durch nichts zu rechtfertigen.
Bahn: „Dürfen uns als Jäger Minimalchance ausrechnen“
Als emotionaler Befreiungsschlag und Startpunkt für einen möglicherweise furiosen Endspurt taugte der schmeichelhafte Erfolg gegen den Talentschuppen aus dem Breisgau trotz der perfekten Dramaturgie gegen Ende nicht. Der SVW vermied mit einem Mentalitätssieg lediglich, dass diese mit hohen Zielen begonnene Saison schon Mitte April abgeschrieben werden muss.
„Mit einer Niederlage oder einem Unentschieden hätten wir das Aufstiegsrennen abhaken können. So dürfen wir uns als Jäger eine Minimalchance ausrechnen. Wir haben noch sieben Endspiele und sind jetzt in Essen gefordert“, so Bahn.
Dass diese Mannschaft auch in der entscheidenden Phase der Saison weit entfernt davon ist, stabile Leistungen abrufen zu können, macht mit Blick auf die bevorstehenden schwierigen Auswärtsspiele in Essen und Dresden aber wenig Hoffnung auf den notwendigen Schlussspurt. „Wenn du was willst, musst du weiter punkten. Das ist uns allen klar. Aber wir bauen jetzt nicht noch mehr Druck auf. Jeder kann die Tabelle lesen“, sagte Coach Neidhart, gestand jedoch auch offen: „Stabilität sieht anders aus.“
Ein wenig sinnbildlich für den angeschlagenen Zustand des Teams steht Kapitän Marcel Seegert, der sich gegen Freiburg mangels Alternativen in der Innenverteidigung mit Schmerzmitteln 90 Minuten durchquälen musste, obwohl seine Adduktorenverletzung Mitte der ersten Halbzeit wieder aufgebrochen war. „Hut ab, dass er sich in so einer Partie nicht herausgenommen, sondern durchgebissen hat“, sagte Neidhart über seinen Abwehrchef, der nach dem Abpfiff ausgelaugt in die Kabine getaumelt war.
Das nächste Spiel: Rot-Weiss Essen gegen SV Waldhof (Sonntag, 16. April, 14 Uhr). Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.
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