Fußball

Nach 0:0 in Aachen: Der SV Waldhof Mannheim sucht neue DNA

Der SV Waldhof versucht sich nach dem Trainerwechsel zu Bernhard Trares fußballerisch neu zu erfinden, muss aber auch die Ergebnisse im Blick behalten. Ein Spagat, wie das 0:0 in Aachen beweist

Von 
Thorsten Hof
Lesedauer: 
Die rustikale Grätsche war ein gern gewähltes Mittel in der Regenschlacht von Aachen. Hier packt sie beherzt der Ex-Waldhöfer Bentley Baxter Bahn (rechts) gegen Waldhofs Lukas Klünter aus. © Michael Ruffler

Mannheim/Aachen. War es der über 90 Minuten mühsam vergossene Schweiß, der Aachener Dauerregen oder wahrscheinlich dann doch eine Mischung aus beidem? Wie eine Bande nasser Katzen kamen die Drittliga-Profis des SV Waldhof und ihre Kontrahenten von Gastgeber Alemannia Aachen nach dem 0:0 vom Mittwochabend in den Kabinentrakt des schmucken Aachener Tivoli-Stadions. Schnell unter die Dusche und mit einer Schale Pasta zum Mannschaftsbus lautete die Marschroute für die meisten, SVW-Kapitän Marcel Seegert hatte es allerdings nicht ganz so eilig.

Podcast

Trares ist zurück: „Buwe Gebabbel“ diskutiert den Trainerwechsel

Veröffentlicht
Von
Alexander Müller
Mehr erfahren

„Das sind genau meine Spiele. Flutlicht, Regen, volles Stadion“, hatte der Innenverteidiger offenbar seinen Spaß an der zähen Auseinandersetzung und den besonderen Umständen. Und dass endlich wieder mal die Null stand, freute den Abwehrchef natürlich ganz besonders. „Wir haben jetzt einen Sieg, auswärts ein Zu-Null-Spiel, das sollte uns ein gewisses Grundvertrauen geben“, meinte der 30-Jährige - ohne auszublenden, dass Aachen zum Glück der Waldhöfer nicht effektiver mit seinem leichten Plus an Möglichkeiten umgegangen war und es im Spielaufbau der Mannheimer über weite Strecken doch weiter mächtig hakte.

Matchplan, Spielidee, Ergebnis - jede Menge Anforderungen für Spieler der SV Waldhof

„Das Übergangspiel war tatsächlich etwas zäh. Gerade das Spiel ins letzte Drittel“, hatte Seegert wohl vor allem den Mannheimer Auftritt im ersten Durchgang im Hinterkopf, als selten klare Anspielstationen in der gelben Staffelung der Aachener auszumachen waren oder der Ball schneller wieder weg als gewonnen war.

Den Waldhöfern war deutlich anzumerken, dass sie sich deutlich bemühten, der Fußball-Idee ihres neuen Trainers Bernhard Trares Gestalt zu geben, dabei aber ebenso wenig den konkreten Matchplan für die Partie bei Aufsteiger Aachen sowie das in der aktuellen Lage nicht ganz unerhebliche Ergebnis nicht aus den Augen verlieren wollten. Für einige ein sichtlich herausforderndes Unterfangen.

„Der Trainer hat uns übernommen, als wir zuletzt eigentlich nur auf Ergebnisse aus waren und da war die Spielweise vielleicht zweitrangig“, blickte Kapitän Seegert nochmals auf die Ära Antwerpen zurück. „Jetzt ist es schon wichtig, dass wir uns an eine gewisse Spielweise herantasten und wieder eine gemeinsame DNA finden, wo wir sagen können: das ist Waldhof Mannheim und das macht uns aus. Jetzt müssen wir eben die Mischung finden aus spielen wollen - und dennoch die Ergebnisse einfahren“, sagte Seegert. Schließlich stehen die Blau-Schwarzen trotz zwei Spielen ohne Niederlage weiter auf einem Abstiegsplatz.

Coach Trares schöpfte allerdings Mut aus den erreichten Zwischenzielen. „Klar, wünsche ich mir nach vorne etwas mehr Elan, um die ein oder andere Chance auch auswärts herausspielen zu können. Aber in dem Prozess sind wir einfach. Manchmal hat vielleicht auch der Mut gefehlt, aus engen Räumen herauszuspielen“, meinte der 59-Jährige, der aber die positiven Dinge betont haben wollte.

„Wir haben versucht, den Druck bei Aachen herauszunehmen und das ist uns schon gelungen“, meinte der neue SVW-Trainer, der auch seine Hintermannschaft lobte, die gerade in der Innenverteidigung und im ersten Spielaufbau tatsächlich nicht so fehleranfällig wie zuletzt war. „Dass man auch verteidigen kann, dass man die Null halten und bis zum Schluss konzentriert spielen kann - das sollte uns schon ein bisschen helfen“, war der Bergsträßer schon mit kleinen Schritten zufrieden. „Wir nehmen den Punkt mit, ich glaube, das war ein gerechtes Unentschieden.“

Erstes Spiel ohne Gegentor seit Mitte März für den SV Waldhof

Für Trares war ein Spiel ohne Gegentreffer dabei gar nicht einmal die Sensation des Abends, während andere aus leidvoller Erfahrung mit dem Zählen offenbar schon aufgehört hatten. „Ich weiß gar nicht mehr, wann das war“, räumte Sportchef Anthony Loviso ein und musste aktiv an das 1:0 gegen Bielefeld aus dem März erinnert werden. „Das ist echt lange her“, lächelte der Deutsch-Italiener etwas gequält, sieht den Waldhof aber ebenfalls auf dem Weg.

„Wenn wir etwas genauer sind, wäre vielleicht noch etwas mehr gegangen“, bemängelte auch Loviso, dass im Aufbauspiel zu oft die falschen Entscheidungen getroffen wurden - selbst wenn die bespielten Räume die eigentlich richtigen waren. „Aber wir agieren hier bei einer Mannschaft, die sehr intensiven Fußball spielt und die viel presst“, zollte Loviso dem engagierten Aufsteiger Respekt, der einige Möglichkeiten hatte, den entscheidenden Treffer zu setzen.

Mehr zum Thema

Fußball (mit Fotostrecke)

Warum Waldhof-Trainer Trares mit dem 0:0 auf dem Aachener Tivoli leben kann

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren
Fußball

Das sind die fünf Erkenntnisse des Trares-Comebacks beim SV Waldhof

Veröffentlicht
Von
Alexander Müller
Mehr erfahren
Fußball

Starke Leistung: Abifade empfiehlt sich für Waldhof-Startelf

Veröffentlicht
Von
Alexander Müller
Mehr erfahren

Die größte Chance des Spiels sah Waldhof-Trainer Trares allerdings beim Versuch seines Top-Stürmers Terrence Boyd, den Julian Rieckmann nach seinem Ballgewinn unmittelbar vor der Halbzeit stark vorbereitet hatte. Der Ball landete aber nur am Außennetz. „Ich hab nach links gezielt - und das der rechts daneben gegangen ist, kann ich mir selbst nicht erklären“, blickte der Waldhof-Stürmer nach dem Spiel fragend auf seine durchnässten und gezeichneten Kickstiefel.

Vielleicht war es der Regen, der Schweiß - oder eben eine Mischung aus beidem. Aber schon am Samstag gegen Essen können es die Mannheimer schließlich noch ein bisschen besser machen. „Sieben Punkte aus der englischen Woche wäre schon der Maßstab“, meinte auch Kapitän Seegert als es ihn dann doch zum Bus zog.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

Thema : SV Waldhof Mannheim

  • Schwetzingen SV Waldhof Mannheim: Ex-Waldhöfer Bartels findet neuen Club

    85 Spiele hatte der 26-Jährige für den SV Waldhof Mannheim absolviert, bevor sich die Wege im Sommer trennten. Wo er ab sofort als Torhüter auf dem Feld stehen wird.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof SV Waldhof Mannheim: Ex-Waldhöfer Bartels findet neuen Club

    85 Spiele hatte der 26-Jährige für den SV Waldhof Mannheim absolviert, bevor sich die Wege im Sommer trennten. Wo er ab sofort als Torhüter auf dem Feld stehen wird.

    Mehr erfahren
  • SV Waldhof Zehn Tore beim Testspiel des SV Waldhof Mannheim

    Beim Testspiel gegen Zweitligist Darmstadt hält der SV Waldhof Mannheim gut mit. Bei dem Spektakel unter Ausschluss der Öffentlichkeit fallen zehn Tore. Ein Neuzugang bekommt ein Sonderlob.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke