Mannheim. Auch wenn das Thermometer am Mittwochmittag auf dem Trainingsplatz erstmals in diesem Jahr stramm Richtung 30 Grad marschierte, hielt das Jan-Christoph Bartels nicht davon ab, nach der Übungseinheit am Vormittag noch eine kleine Sonderschicht dranzuhängen. Zunächst ging es darum, ein paar von Fridolin Wagner geschlagene Flanken abzufangen, danach war noch die Abwehr von Bällen aus der Nahdistanz dran. Auch wenn sich der Torwart des SV Waldhof in dieser Saison mal wieder mit der Rolle hinter Timo Königsmann arrangieren musste - nachlassen will der 23-Jährige auf keinen Fall.
„Man kann überall noch ein bisschen etwas herausholen“, führt Bartels etwa die Raumverteidigung und das Eins-gegen-Eins-Spiel an. Auch die fußballerischen Fähigkeiten müssen gepflegt werden. „Deshalb gehört das für mich dazu“, schätzt Bartels die Extra-Minuten, die er zum Saisonende nun auch nochmals im Wettkampf veredeln kann. Schließlich darf die Nummer zwei des SVW bekanntermaßen im Schlussspurt ran und absolviert nach der Partie beim SV Wehen Wiesbaden (1:1) auch das Ligafinale am Samstag (14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) und das Finale um den Landespokal eine Woche später.
„Er hat sich vorbildlich verhalten und bringt eine super Trainingsleistung“, begründete Trainer Patrick Glöckner den Wechsel und sieht in der Trainingsleistung seiner Nummer zwei auch einen Grund dafür, dass „Timo Königsmann in dieser Saison so eine gute Leistung gebracht hat. Jan scharrt unheimlich mit den Hufen und hat trotzdem eine besonnene Art und Weise, die Dinge zu akzeptieren“.
Entsprechend empfindet Bartels seine Einsätze auf der Zielgerade auch nicht als lässliches Dankeschön, sondern als Chance. „Ich freue mich über jede Minute - gerade, wenn man jetzt mal eine Saison hintendran gewesen ist, ist das sicher nicht einfach“, sagt Bartels, der seit dem vergangenen Oktober und Königsmanns Corona-Pause kein Ligaspiel mehr absolviert hatte. „Aber für mich ist das einfach wichtig, um mich weiterzuentwickeln“, sagt Bartels, der weiter um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen will. Sein Vertrag läuft schließlich noch bis 2023, die offene Vertragssituation bei seinem Teamkollegen Königsmann und die Vakanz auf der Trainerposition könnten Bartels Situation zusätzlich beeinflussen. „Das sind natürlich Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe, aber ich glaube hundertprozentig daran, dass ich hier eine Zukunft habe“, blickt Bartels nach vorne und sieht sich weiter als festen Bestandteil der Blau-Schwarzen.
Diese Perspektive, aber auch den Wunsch vom Status einer Nummer zwei weg zu kommen, habe er so auch gegenüber Torwarttrainer Dennis Tiano und Sportchef Tim Schork kommuniziert - wohl wissend, dass es vor allem an ihm selbst hängt, damit Anspruch und Wirklichkeit bald übereinstimmen. Auch die noch vor ihm liegenden 180 Minuten sieht er dabei als Chance. „Da möchte ich natürlich zeigen, was ich draufhabe, um mich für die nächste Saison anzubieten.“
Das 1:1 in Wiesbaden betrachtete der Keeper als Teilerfolg, aber er wäre ein schlechter Schlussmann, wenn die Null nicht das erklärte Ziel wäre. Immerhin gab ihm der jüngste Auftritt in seiner Geburtsstadt Wiesbaden auch persönlich einiges mit. „Meine Großeltern waren auch im Stadion und konnten mal sehen, was ich so treibe“, lacht der Schlussmann, der beim benachbarten 1. FSV Mainz 05 ausgebildet wurde und alle Nachwuchsmannschaften des DFB bis zur U 20 durchlief.
Nach dem Ligafinale gegen den TSV Havelse freut sich Bartels schon jetzt auf das Pokalendspiel gegen den FC Türkspor Mannheim, das das Ticket für den DFB-Pokal bringen soll. Dort stand Bartels schließlich in der 2. Runde gegen Union Berlin im Tor. Eine Situation, die Bartels nach Möglichkeit gerne wiedererleben möchte. „Das sind die Spiele, die es ausmachen“, sagt Bartels mit Blick auf den K.o.-Charakter dieser Begegnungen. Und für Verlängerungen ist der 23-Jährige dank seiner Sonderschichten ja vorbereitet.
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