Mannheim/Viernheim. Franz Wagner gehörte nicht zu den ganz großen Leistungsträgern in der deutschen U-18-Nationalmannschaft, die im April 2018 die Titelverteidigung beim Albert-Schweitzer-Turnier (AST) in Mannheim und Viernheim perfekt machte. Heute ist der 22-Jährige aber Weltmeister - und als NBA-Profi eines der Aushängeschilder des Deutschen Basketball Bunds (DBB).
In der Mannheimer GBG Halle holte sich Wagner den ultimativen Feinschliff für seine Karriere. Noch im selben Monat gab er sein Bundesliga-Debüt für Alba Berlin. Nach zwei Collegejahren in Michigan gelang dem Small Forward 2021 der Sprung zu den Orlando Magic in die NBA, ein Jahr später folgte das Debüt im A-Nationalkader und der Gewinn der EM-Bronzemedaille. Im Spätsommer 2023 führte Wagner, der als bester Spieler des Endspiels ausgezeichnet wurde, das DBB-Team an der Seite von Kapitän Dennis Schröder zum sensationellen erstmaligen Gewinn der Weltmeisterschaft.
Dirk Nowitzki: „Das AST hat mich weitergebracht“
Es sind auch solche Biografien, denen das AST vor der am Samstag startenden 30. Ausgabe seinen Ruf als Bühne für spätere Top-Stars verdankt. Die Ehrung als wertvollster Spieler (MVP) in Mannheim ist dabei kein Freischein zur großen Laufbahn, denn die Korbjäger befinden sich mit 15 bis 18 Jahren mitten in ihrer Entwicklung. Manch einem Talent steht als jüngerem Jahrgang noch keine Führungsrolle im eigenen Team zu - so wie eben Wagner, der 2018 als 16-Jähriger der drittjüngste Akteur im Kader von U-18-Bundestrainer Alan Ibrahimagic war.
Das AST-Programmheft, das der DBB traditionell in den Hallen auslegt, kann mit den Jahren zu einem wertvollen Zeitdokument reifen. Denn die Liste an späteren Weltstars, die in Mannheim und Viernheim Station machten, ist lang.
„Das Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim ist für viele junge Spieler eine ganz wichtige Station in ihrer Karriere. So war es auch bei mir, als ich 1996 mit dem deutschen Team dabei sein durfte“, wird etwa der deutsche NBA-Champion Dirk Nowitzki in der 2016er Turnierbeilage zitiert: „Ich habe sehr positive Erinnerungen an die tolle Atmosphäre in den Hallen und kann sagen, dass das Albert-Schweitzer-Turnier mich weitergebracht hat.“
Mit Paul Zipser setzte ein Heidelberger über das AST 2012 zu einer Karriere an, die ihn über den USC Heidelberg und den FC Bayern München zu den Chicago Bulls in die NBA führte. Der ebenfalls aus Heidelberg stammende Nationalspieler Pascal Roller, der mit dem DBB-Team WM-Dritter 2002 und Vize-Europameister 2005 wurde, nahm 1993 und 1994 am AST teil, das damals noch in der Sports Arena im Benjamin-Franklin-Village stattfand. „Das hatte schon Ähnlichkeit mit einer Europa- oder einer Weltmeisterschaft“, erinnert er sich.
„Magic“ Johnson trumpfte 1975 auf
Mit Detlef Schrempf spielte einst auch der deutsche NBA-Star der 80er und 90er Jahre auf dem AST-Parkett vor. Spätere DBB-Nationalspieler wie Robin Benzing, Per Günther, Stephan Baeck, Heiko Schaffartzik oder Maik Zirbes sammelten ebenfalls wertvolle Spielpraxis in Mannheim.
Nicht weniger klangvoll kommt die Liste der internationalen Basketball-Größen daher, für die der DBB keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Vor allem der Name Earvin Johnson Jr., der als „Magic“ Johnson in die Historie des Sports einging, sticht heraus. Der spätere Superstar der Los Angeles Lakers und Olympiasieger von 1992 triumphierte beim AST 1975 mit dem US-Team. Auch den Ehrenteller für den besten Spieler nahm „Magic“ mit, wie ein Zeitungsbericht aus jener Zeit belegt. Spieler wie Toni Kukoc, Arvydas Sabonis und der 1993 bei einem Autounfall in Deutschland tödlich verunglückte Drazen Petrovic („Mozart“) dürften vor ältere Basketball-Fans nostalgisch werden lassen.
1993 führte Tim Duncan die USA zum Erfolg beim Albert-Schweitzer-Turnier. Beim AST 1994 machte es ihm Vince Carter nach. 1998 verhinderte Spanien das siebte US-Gold in Serie - mit einem gewissen Pau Gasol im Kader. Doch nicht jedem späteren NBA-Stern war der Titelgewinn in Mannheim beschieden. Tony Parker erreichte im Jahr 2000 nur Platz fünf mit Frankreichs U18. Enes Kanter, der MVP des Schweitzer-Turniers 2008, scheiterte im Finale mit der Türkei an Griechenland.
Die pandemiebedingten Absagen des AST 2020 und 2022 haben eine Lücke gerissen. Nicht wenige Kenner beim DBB sind sich sicher, dass zum Beispiel der als neues „Wunderkind“ gepriesene NBA-Youngster Victor Wembanyama dem Publikum in der Metropolregion vorenthalten geblieben ist. Doch ab Samstag wird die Liste fortgeführt - garantiert, wie der Blick in die 1958 begonnene Turniergeschichte zeigt.
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