Viernheim. Unverändert groß ist wenige Tage nach dem WM-Triumph die Euphorie von Fans und Funktionären über den spektakulären Erfolg des Basketball-Nationalteams. „Ich freue mich riesig“, sagt Marc Resch, Basketball-Abteilungsleiter des TSV Amicitia. „Das bringt uns einen Push, insbesondere für das AST.“ Das 30. Albert-Schweitzer-Turnier der weltbesten U18-Korbjäger findet nach Corona-bedingter Pause vom 29. März bis 6. April 2024 in Viernheim und Mannheim statt. Uwe Albersmeyer, Jugendsekretär des Deutschen Basketball-Bundes (DBB), erwartet nun umso mehr eine „interessante Woche“ – bei einem gewohnt „attraktiven Teilnehmerfeld“. Was diese „extrem junge und sehr geerdete Mannschaft“ mit dem Finalsieg gegen Serbien ausgelöst habe, sei enorm. Diese Begeisterung werde sicher auch bei der inoffiziellen Junioren-Weltmeisterschaft in der Metropolregion zu spüren sein. Viele Talente, die beim AST auftraten, hätten es später auf die große Bühne – wie etwa zur jetzigen WM – geschafft, betont Albersmeyer.
Ein besonders berühmter AST-Teilnehmer ist Sportikone Dirk Nowitzki. Ein anderer heißt Franz Wagner. Der 22-Jährige gehörte 2018 dem deutschen Team an, das das Albert-Schweitzer-Turnier gewann. Heute spielt er mit seinem Bruder Moritz für die Orlando Magic in der NBA und ist einer der Stars der Nationalmannschaft. Beim sensationellen Triumph in Asien war Franz – nach zwischenzeitlicher Verletzung – eine der Stützen der DBB-Auswahl.
Neben Wagner sind Resch bei dem Turnier in Indonesien, Japan und den Philippinen noch einige andere Akteure aufgefallen, die bereits in der Viernheimer Waldsporthalle auf Korbjagd gegangen waren. „Bei uns kann man Jugendliche sehen, die später den jeweiligen Nationalteams angehören – ob aus Italien, Frankreich oder Australien“, sagt der Abteilungschef stolz. Dies dürften sich die Zuschauer des AST durchaus bewusst machen. „Die Jungs dort sind auf dem Sprung nach oben.“ Aber nicht nur für die Fans wird das kommende Albert-Schweitzer-Turnier ein besonderes werden, glaubt Marc Resch. Auch für die Helfer im Verein habe es einen „neuen Anstrich“ bekommen. „Wir sind voller Vorfreude.“
Bis zum Beginn des Großereignisses liegt aber noch eine komplette Saison vor den Viernheimer Basketballern, die mit der TSG Weinheim eine Ballgemeinschaft (BG) bilden. 260 Spiele gilt es zu bewältigen, berichtet Resch. Über einen Mangel an Interesse am Basketballsport konnte er sich schon vor dem WM-Erfolg der Deutschen nicht beklagen – EM-Bronze vor einem Jahr hatte den ersten starken Impuls gegeben. Aktuell gehen vier Herrenmannschaften, ein Damen- und 16 Jugendteams für die BG an den Start. Das Niveau ist beachtlich, die männliche U16 spielt im Verbund mit Mannheim sogar in der höchsten deutschen Spielklasse, der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL). Und die erste Herrenmannschaft ist in der Oberliga aktiv.
BG setzt sich hohe Ziele
Doch damit soll nicht Schluss sein. Bei den Junioren der U18 haben die Verantwortlichen ebenso die erste Liga im Blick, die dort Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) heißt. Die Männer streben den Aufstieg in die Regionalliga an.
Um die Basis für die Zukunft zu legen, setzen die beiden kooperierenden Vereine aus Hessen und Baden-Württemberg auf intensive Jugendarbeit. Bei zwei viertägigen Camps in den Sommerferien waren 80 junge Basketballer aktiv, eigene Mitglieder und externe Kinder. Im vergangenen Jahr seien es noch insgesamt 50 Teilnehmer gewesen, sagt Marc Resch. Der Zuspruch bei der weltweit beliebten Ballsportart steige erkennbar. Das liege zumindest in Teilen an den steigenden Geburtenzahlen. DBB-Funktionär Albersmeyer kann dies nur bestätigen. „Im Gegensatz zu vielen anderen Teamsportarten wachsen wir.“ Die Pandemie habe den positiven Trend nicht umkehren können. Gerade die Jahrgänge der U12 seien aktuell stark vertreten, sagt Uwe Albersmeyer.
Sollte es durch den Erfolg der Nationalmannschaft einen weiteren Schub für den Sport geben, würde dies Abteilungsleiter Resch in erster Linie freuen. Aber er sieht auch eine große Herausforderung auf sich und die ehrenamtlichen Kräfte in den Vereinen zukommen. In Viernheim fehle es schon heute an Hallenkapazitäten, in anderen Kommunen sei das nicht anders. Um den Trainingsbetrieb im Basketball aufrechtzuerhalten oder gar auszudehnen, bedürfe es einer geeigneten Infrastruktur, sagt er. Dazu gehörten auch höhenverstellbare Körbe für den Nachwuchs, die in nur unzureichender Zahl zur Verfügung stünden. Darüber hinaus brauche es Helfer zur Organisation der Heimspiele. Und natürlich Trainer. „Übungsleiter kosten Geld“, weist Resch sogleich auf finanzielle Folgen des Aufschwungs hin. Denn eines ist dem Basketball-Experten wichtig: Es gehe nicht nur darum, Jugendliche im Training zu betreuen. „Wir haben auch einen Anspruch an die Qualität.“
Historischer Sieg gegen die USA
Diese ist nämlich Voraussetzung, um auch in Zukunft Siege im Verein oder mit der Nationalmannschaft zu feiern. Der Abteilungsvorsitzende des TSV Amicitia schätzt es, dass der Fokus in Deutschland gerade einmal nicht auf dem „schwächelnden Fußball“ liege, sondern auf anderen Sportarten. „Auch dort werden klasse Leistungen und spannende Wettkämpfe geboten.“ Somit genießt Marc Resch die grandiosen Bilder, die das deutsche Team bei der Reise bis zum erfolgreichen Finale in Manila in seinem Kopf hinterlassen hat. Die Halbfinalbegegnung gegen die USA war aus seiner Sicht ein „nahezu perfektes Spiel“, sagt er sichtlich bewegt. „Ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal erleben werde.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das deutsche Basketball-Märchen