Mannheim. Der Plan klingt vielversprechend. Der SV Waldhof, der einst spätere Nationalspieler wie Jürgen Kohler, Christian Wörns oder Hanno Balitsch ausbildete und als in der ganzen Republik respektierte Talentschmiede galt, soll seine besten Jugendspieler wieder langfristig an sich binden können. Das Instrument dazu: Ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zertifiziertes professionelles Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), damit die talentiertesten jungen Kicker aus der Region nicht mehr ihr Glück in Hoffenheim, Karlsruhe oder Mainz suchen, sondern ihren Weg in Mannheim gehen.
Doch bei diesem Vorhaben sind nach Informationen dieser Redaktion erhebliche Probleme aufgetaucht. Der DFB hat dem SVW vorerst die Zulassung für sein im März 2020 beantragtes NLZ verweigert und Nachbesserungen am Konzept verlangt. Es geht dabei vor allem um Verflechtungen zwischen dem von der Dietmar-Hopp-Stiftung gegründeten Verein „Anpfiff ins Leben“ (AIL) und dem Drittligisten.
Die Hopp-Initiative AIL, zu deren Partnervereinen neben dem Waldhof auch die TSG 1899 Hoffenheim oder Regionalligist FC Astoria Walldorf gehören, hat den Bau des Jugendförderzentrums am Alsenweg im Jahr 2008 finanziert und unterhält dieses seitdem. AIL bezahlt unter anderem Simon Landa und Daniel Hecht, die beiden Leiter des SVW-Nachwuchsbereichs.
Problem Hoffenheim
Dem DFB missfallen die Überschneidungen, gerade mit Hinblick auf die parallele AIL-Beteiligung am Hoffenheimer NLZ. Der Verband hat den Mannheimern für eine Anerkennung in einem Schreiben vom vergangenen Donnerstag deshalb zur Bedingung gemacht, die Verbindungen zwischen Verein und AIL im Nachwuchsbereich zu lösen.
Unter anderem müssten noch AIL-Mitarbeiter wie Landa und Hecht einen Arbeitsvertrag direkt beim SVW bekommen. „Wir werden mit ,Anpfiff ins Leben’ und dem DFB Gespräche führen, um das Problem zu lösen“, sagte der für das NLZ-Projekt zuständige Vizepräsident Horst Seyfferle dieser Redaktion. Der DFB hielt sich zu dem Thema bedeckt. „Wir befinden uns weiterhin in einem laufenden Anerkennungsprozess. Der DFB steht hier in Austausch mit den Verantwortlichen des SV Waldhof Mannheim“, teilte der Verband auf Anfrage mit.
Die Trennung von AIL würde den SV Waldhof viel Geld kosten. Ein Insider schätzt, dass „Anpfiff ins Leben“ am Alsenweg pro Jahr Leistungen im Gegenwert von zwischen 300 000 und 400 000 Euro erbringt. Diese Summe müsste dann der ohnehin klamme e.V. des SVW zusätzlich stemmen - de facto liefe es wahrscheinlich darauf hinaus, dass Präsident und Mäzen Bernd Beetz auch für diese zusätzlichen Kosten aufkommen müsste.
Der 71-Jährige hatte die Professionalisierung im Jugendbereich bei seinem Amtsantritt selbst angestoßen. „Mit dem NLZ setzen wir einen wichtigen Pfeiler für den langfristigen Erfolg unseres SV Waldhof Mannheim, zu dem wir uns als Familie verpflichtet haben“, sagte Beetz bei der Einreichung der Unterlagen beim DFB vor anderthalb Jahren. Im Dezember 2020 unterstützte Beetz den Aufbau des NLZ mit einer weiteren Spende von 100 000 Euro, bei den künftigen Betriebskosten des Nachwuchszentrums ist der Investor ohnehin mit einem hohen sechsstelligen Betrag eingeplant.
Ein vereinseigenes und vom DFB zertifiziertes NLZ ist ab der 2. Liga ein verpflichtender Bestandteil der Lizenzanforderungen - und sportlich sind die Kurpfälzer als Spitzenteam der 3. Liga nahe dran an diesen Sphären. Koordinator des Waldhof-Talentschuppens soll U-23-Trainer Oscar Corrochano werden.
Zulassung am 1. Januar als Ziel
Die Mannheimer haben im Jugendbereich in den vergangenen Jahren den Anschluss an die benachbarten Erst- und Zweitligisten verloren. Top-Talente aus Mannheim wie der jetzt bei Brighton in der Premier League spielende Pascal Groß oder der Freiburger Profi Manuel Gulde gingen statt zum SVW nach Hoffenheim, wo die zahlungskräftige TSG eines der modernsten Trainingszentren Europas aufgebaut hat.
Im Südwesten verfügen neben Hoffenheim momentan 13 weitere Vereine über ein NLZ: Eintracht Frankfurt, Mainz 05, SC Freiburg, VfB Stuttgart (alle Bundesliga), SV Sandhausen, SV Darmstadt 98, Karlsruher SC, 1. FC Heidenheim (alle 2. Liga), 1. FC Kaiserslautern, SV Wehen Wiesbaden, Würzburger Kickers (alle 3. Liga), SV Elversberg (Regionalliga) und die Stuttgarter Kickers (Oberliga). Trotz der Verzögerungen durch die ungeklärten AIL-Thematik hält der SV Waldhof an seinem Zeitplan fest, die NLZ-Zulassung ab dem 1. Januar 2022 zu bekommen.
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