Konzept - Der SVW setzt alle Hebel in Bewegung, um seinen Nachwuchsspielern in einem NLZ künftig ein erstklassiges Trainingsumfeld zu bieten

SVW-Nachwuchsleistungszentrum: Talentschmiede auf Profi-Niveau

Von 
Alexander Müller und Thorsten Hof
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Auch die U 15 des SV Waldhof trainiert im Schatten des Seppl-Herberger-Stadions am Alsenweg. © PIX-Sportfotos/Michael Ruffler

Mannheim. Dort, wo die Trikots einstiger prominenter Jugendspieler des SV Waldhof an der Wand hängen, stapeln sich momentan Tische, Stühle und andere Einrichtungsgegenstände in den Fluren. Das Jugendförderzentrum des Drittligisten am Alsenweg wird aufgehübscht, die alten Teppichböden weichen pflegeleichteren Fliesen. Doch nicht nur äußerlich wird aktuell an der Jugendarbeit gewerkelt, die der Traditionsclub seit 2008 mit seinem Partner "Anpfiff ins Leben e.V." (AIL) im Schatten des Seppl-Herberger-Stadions konzentriert, sondern die Nachwuchsförderung wird auch inhaltlich und personell auf ein neues Niveau gehoben: Aus dem bestehenden Jugendförderzentrum soll künftig ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ, siehe Infokasten) werden.

"Wir denken, dass wir im Frühjahr mal auf den Bewerbungsknopf drücken können", sieht Simon Landa den SVW auf einem guten Weg. Wann der DFB dann prüft, ob alle Bedingungen erfüllt sind, hängt dagegen ganz vom Verband ab, sagt der ehemalige Torhüter, der mit Daniel Hecht von "Anpfiff ins Leben" das bisherige Förderzentrum geleitet hat. Dieses Duo soll dann auch einem künftigen NLZ vorstehen.

Corocchano will "roten Faden"

Bis es soweit ist, müssen noch einige Formulare ausgefüllt werden, beispielsweise Mannschaftszahlen samt Kadergrößen und Spielklassen von der U 8 bis zur U 23 übermittelt werden oder Organigramme und Konzeptionen verfasst werden. Wie dick die Bretter sind, die da gebohrt werden müssen , zeigt nicht zuletzt der mächtige grüne Ordner, den Michael "Mike" Schüssler vor sich liegen hat. Der ehemalige SVW-Profi war schon früher in die Jugendarbeit des Traditionsclubs eingebunden und koordiniert im Auftrag des Präsidiums die Bemühungen um den Nachwuchs. Schüssler will vor allem die Euphorie um den erfolgreichen Drittliga-Aufsteiger nutzen, um in der Jugendarbeit wieder an alte Zeiten anzuknüpfen: "Wir haben momentan so eine Dynamik, dass es fahrlässig wäre, diese Chance nicht zu nutzen."

Präsident Bernd Beetz hatte sich die Etablierung eines NLZ bei seiner Wahl 2018 ebenfalls auf die Fahnen geschrieben und ließ inzwischen Taten folgen. Schließlich ist ein NLZ nicht zuletzt Zulassungsvoraussetzung für den Spielbetrieb der 2. Liga - dem Fernziel des maßgeblichen Mäzens. "Die Familie Beetz hat hierfür einen Sonderetat freigeschaltet. Alleine hätte der Hauptverein das nicht stemmen können", bestätigt Vize-Präsident Horst Seyfferle, dass ein sechsstelliger Betrag zur Verfügung gestellt wurde. Erst so konnte umgesetzt werden, was der DFB für ein NLZ zwingend vorschreibt und neben der Infrastruktur unumgänglich ist: Die Anstellung von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern im sportlichen Bereich.

Neben dem bisherigen U-17-Coach Gil da Silva ab dem 1. Mai kommt hier vor allem Oscar Corrochano eine Schlüsselrolle zu. Der Deutsch-Spanier, der in seiner aktiven Zeit auch schon das SVW-Trikot trug, ist bereits seit dem 1. Januar im Einsatz und soll sich schwerpunktmäßig um die Spiel- und Trainingsanalyse der Leistungsteams kümmern und die Verzahnung der Nachwuchsmannschaften über die U 19 und die U 23 bis zu den Profis gewährleisten. "Dabei geht es auch um einen roten Faden, um die Frage: Wie wollen wir Fußball spielen?" beschreibt der Fußball-Lehrer seinen Ansatz, der die Waldhof-Tradition personenunabhängig mit modernem Fußball verknüpfen soll. Erfahrungen hat der gebürtige Hanauer in dieser Hinsicht bereits im NLZ des Bundesligisten Eintracht Frankfurt gesammelt. Mittelfristig geht es vor allem darum, Talente länger als bisher im Verein halten zu können. Denn die Verantwortlichen wissen: Die Zeiten, als der SVW der große Magnet in der Kurpfalz und den angrenzenden Regionen war,

sind lange vorbei. Aktuell werden vielversprechende Jugendspieler schon in jungen Jahren nach Mainz, Karlsruhe oder nach Hoffenheim gelockt. Mit Standorten wie Darmstadt, Kaiserslautern oder Sandhausen sieht sich der SV Waldhof inzwischen aber wieder auf Augenhöhe.

Bei vielen Scouts im Fokus

Die weit verbreitete Ansicht, dass die TSG Hoffenheim als Gegenleistung für die von Dietmar Hopp initiierte Förderung im schulischen, beruflichen und sozialen Bereich über "Anpfiff ins Leben" (AIL) und den ursprünglichen Bau des Förderzentrums das erste Zugriffsrecht auf die besten Waldhof-Talente habe, will Landa so übrigens nicht stehen lassen. "Die haben wie andere auch ihre Scouts an unseren Plätzen stehen", sagt Landa. "Aber während viele andere Clubs direkt an die Spieler gehen, haben wir hier einen offenen Austausch und profitieren vielleicht auch mal davon, wenn es bei der TSG einmal einer nicht schafft. Bei anderen Clubs, sind die Spieler dagegen dauerhaft weg."

Auch "AIL"-Sportchef Matthias Born befürchtet durch die SVW-Pläne keine Probleme mit dem Kooperationspartner. "Für uns ändert sich durch ein NLZ nichts. Wir begleiten und unterstützen das", sagte der Trainer von Regionalligist FC Astoria Walldorf. Eine kleine Einschränkung gebe es aber doch, erklärte Born: "Alle entstehenden Mehrkosten sind vom Verein zu tragen."

Waldhof-Jugend

  • Trotz der langen sportlichen Durststrecke bei der ersten Mannschaft bis zum Drittliga-Aufstieg 2019 haben sich die Jugendmannschaften des SV Waldhof in den oberen Ligen gehalten.
  • Die U 19 (A-Jugend) kämpft als Spitzenreiter der Oberliga um die Rückkehr in die Bundesliga. Die U 17 (B-Jugend) liegt in der Verbandsliga auf dem vierten Platz, die U 15 (C-Jugend) in der Oberliga auf Rang 6.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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