Mannheim. Sechs Wochen Waldhof-Pause können für die eingefleischten Fans trotz Fußball-EM im Fernsehen und live in den deutschen Stadien wohl ziemlich lange sein. Nicht zuletzt deshalb kamen trotz des kühlen Regenwetters rund 500 Neugierige am Sonntagnachmittag ins Carl-Benz-Stadion, um den Trainingsauftakt „ihres“ SV Waldhof zu verfolgen. Pünktlich um 14 Uhr wurden die bislang 24 Spieler für die neue Spielzeit nach ihren Rückennummern aufsteigend einzeln vorgestellt. Den Auftakt machte dabei mit der Nummer zwei Zugang Sascha Voelcke von Rot-Weiss Essen. Nicht weniger interessant war allerdings, wer trotz gültigem Vertrag eben nicht auf dem Rasen stand. Und die aufmerksamen Beobachter machten gleich ein ganzes Quintett aus, das trotz eines Arbeitspapiers über den 1. Juli hinaus keine Zukunft mehr beim SV Waldhof hat.
„Wir haben diese Spieler freigestellt, damit sie sich einen neuen Verein suchen können“, bestätigte Waldhof-Sportchef Anthony Loviso, dass mit den beiden Torhütern Jan-Christoph Bartels und Lucien Hawryluk sowie Minos Gouras, Jonas Albenas und Charles-Jesaja Herrmann nicht mehr geplant wird. Ähnliches gelte für Angelo Gattermayer, der in seiner Heimat Österreich nach einem neuen Club sucht. Bereits am Wochenende hatte sich der SVW von Kevin Goden (Alemannia Aachen) und Jalen Hawkins (Ziel unbekannt) getrennt. Auch der Vertrag mit Per Lockl (zu den Stuttgarter Kickers) wurde in der vergangenen Woche aufgelöst.
Torwart Luis Klatte im Probetraining
Das verbliebene Personal, das noch auf der Torhüter-Position und im Angriff aufgestockt werden dürfte, absolvierte danach eine rund 90-minütige Einheit, die gleich sehr ballorientiert war. Mit von der Partie war dabei auch Linksverteidiger Jonas Carls, der in der vergangenen Spielzeit etwas unter den Erwartungen blieb und zeitweise ebenfalls als Kandidat für einen vorzeitigen Abschied gehandelt wurde. „Wir kennen die Qualitäten von Jonas, jetzt liegt es an ihm. Über die Spielzeit entscheidet dann am Ende die Trainingsleistung und somit er selbst“, soll Carls laut Loviso nochmals eine Chance erhalten. Empfehlen darf sich in der ersten Trainingswoche auch Torwart Luis Klatte (24), der in der vergangenen Spielzeit Stammtorhüter beim Nordost-Regionalligisten SV Babelsberg 03 war und dort alle 34 Partien absolvierte, dessen auslaufender Vertrag bei den Filmstädtern nun aber nicht verlängert wurde.
„Wir nehmen auf jeden Fall noch einen Torhüter dazu“, bekräftige Sportchef Loviso, dass hier noch eine Planstelle offen ist. In Mannheim kann Klatte nun zeigen, ob er eine Alternative zu Omer Hanin und Malwin Zok sein kann. Beim Auftakttraining war zudem Keeper Kritsana Pummarrin aus der U 21 dabei. Er darf zu Beginn der Vorbereitung ebenso Profi-Luft schnuppern wie sein U-21-Teamkollege Daniel Ristow (19), der als talentierter Offensivspieler gilt.
Bei so vielen neuen Namen fiel es auch dem altgedienten Kapitän Marcel Seegert gar nicht so leicht den Überblick zu behalten - zumal es in den zurückliegenden Wochen in Sachen Neuzugängen teilweise ungewohnt schnell und manchmal Schlag auf Schlag ging.
WhatsApp-Gruppe platzt aus allen Nähten
„Ich musste noch nie so früh eine so große WhatsApp-Gruppe einrichten. Ich dachte manchmal, das hört gar nicht auf“, flachste der Abwehrchef der Blau-Schwarzen, ist aber froh, schon zu diesem Zeitpunkt auf eine feste Truppe zu schauen, die sich nach den sportmedizinischen Untersuchungen am Freitag und Samstag in diversen Kleingruppen am Sonntag in dieser neuen Zusammensetzung nun zum ersten Mal sah.
Der erste Eindruck stimmte den Kapitän dabei durchaus positiv. „Wir haben jetzt schon einen Kern von erfahrenen Spielern, die in der vergangenen Spielzeit auf dem Platz waren“, führte Seegert etwa Terrence Boyd oder Lukas Klünter an. „Jetzt haben wir noch Rico Benatelli, der schon mehrfach gezeigt hat, dass er einer Mannschaft extrem helfen kann, oder Nicklas Shipnoski als gestandenen Spieler. Das ist ein gutes Gerüst mit anständigen Neuzugängen. Ich denke, dass wir schon zu 80, 90 Prozent zusammen sind und jetzt geht es darum, schnell hochzufahren.“ So soll laut „Cello“ die Basis gelegt werden, um nicht noch einmal so eine Zitter-Saison wie 23/24 erleben müssen.
Erste Tabellenhälfte mit Kontakt nach oben der Maßstab
Damit verbindet Seegert auch einen ganz bestimmten Anspruch. „Mit Ausnahme der vergangenen Spielzeit müssen die Jahre davor schon der Maßstab sein“, peilt der Kapitän selbstbewusst auf jeden Fall die erste Tabellenhälfte an. „Und dann entscheiden ein paar Punkte, ob du Siebter oder Dritter bist“, wünscht sich der Innenverteidiger eine sorgenfreie Saison, in der die Mannheimer vielleicht auch mal wieder Tuchfühlung nach oben haben. „Mit dieser Option macht es einfach richtig Spaß“, sagt Seegert.
Damit befindet sich der Spielführer mit dem maximalen Mannheimer Stallgeruch auf einer Wellenlänge mit Neuzugang Shipnoski, der nach Stationen in Saarbrücken, Düsseldorf, Regensburg und zuletzt Bielefeld ebenfalls jede Menge Lokalkolorit einbringen kann. „Mit meinem Opa aus Weinheim war ich hier früher oft im Stadion, meine Mutter kommt aus Feudenheim“, freut sich der gebürtige Wormser, dass die Wege zu Freunden und Familie nun wieder kürzer sind.
Allerdings treibt den 26-Jährigen nach einem schwierigen Jahr bei der ebenfalls lange vom Abstieg bedrohten Arminia vor allem die Hoffnung auf bessere Zeiten an. „Der Waldhof hat in der Rückrunde ein paar echt gute Spiele abgeliefert und sich jetzt noch einmal punktuell verstärkt. Von daher ist da bestimmt viel möglich, aber das hängt natürlich auch vom Saisonstart ab und ob wir schnell zu einem Team zusammenwachsen“, sagte Shipnoski zu den Waldhof-Perspektiven.
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