Fußball

Die fünf Erkenntnisse aus dem Transfersommer des SV Waldhof

SIeben Neuzugänge hat der SV Waldhof bereits für die neue Saison präsentiert. Welche Erkenntnisse lassen sich aus der bisherigen Transferpolitik ziehen? Und ist das Team schon konkurrenzfähig zusammengestellt? Unsere Analyse

Von 
Alexander Müller
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Wunschlösung im defensiven Mittelfeld: Waldhof-Zugang Maximilian Thalhammer (hier im Trikot von Jahn Regensburg). © dpa

Mannheim. Noch sind es zwei Wochen, bis der SV Waldhof am 29. Juni in die Vorbereitung für die Drittliga-Saison 2024/2025 startet. Mit dem Offensivtalent Arlind Rexhepi (20) von der zweiten Mannschaft des Hamburger SV stellten die Mannheimer am Freitag bereits ihren siebten Neuzugang vor. Wir analysieren die fünf Erkenntnisse aus dem bisherigen Transfersommer des SVW.

1. Sportdirektor Anthony Loviso zieht die richtigen Lehren aus der verkorksten Vorsaison und beseitigt die Schwachstellen im Kader konsequent

Zu große Anfälligkeit bei Standardsituationen und hohen Bällen, Probleme mit der Körperlichkeit auf den zentralen Positionen. Vereinfacht gesagt waren das die Hauptgründe, warum der SVW in den vergangenen Jahren bei der Anzahl der Gegentore stets Quoten wie ein Abstiegskandidat aufwies. Dieses Defizit geht Loviso im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten gezielt an. Die für die Innenverteidigung  geholten Verstärkungen Janne Sietan (21 Jahre/1,85 Meter/Babelsberg) und Niklas Hoffmann (27/1,94/SV Horn, Österreich) sowie „Wunschlösung“ Maximilian Thalhammer (26/1,91/VfL Osnabrück) im zentralen Mittelfeld bringen allesamt die nötige Größe und Robustheit mit, um in der körperlich ausgelegten 3. Liga dagegenzuhalten.

Gerade Thalhammer, Hoffmann, der aus Essen gekommene Sascha Voelcke und der frühere Bielefelder Nicklas Shipnoski (beide offensive Außenbahn) bringen zudem die nötige höherklassige Erfahrung mit und müssen nicht erst langsam an das Anforderungsprofil in der 3. Liga herangeführt werden. Sie dürften sofort funktionieren – das hilft in den ersten Monaten der Saison gewaltig.

Der SVW hat auf dem Transfermarkt zwar nicht ins oberste Regal gegriffen – was nach den teuren Nachbesserungen im vergangenen Winter finanziell wohl schwierig geworden wäre. Aber Loviso hat auf den ersten Blick intelligente personelle Lösungen gefunden, eine charmante Mischung aus gestandenen Profis und jungen Spielern mit Entwicklungspotenzial.  

Was wäre jetzt noch wünschenswert? Eine vielversprechende Alternative im Sturmzentrum zu Torjäger Terrence Boyd und Eigengewächs Kennedy Okpala, nach dem fränkischen Talent Seyhan Yigit (20/1. FC Nürnberg II) noch ein weiterer Außenverteidiger von Drittliga-Format. Dann sieht dieser Kader schon ziemlich verheißungsvoll aus. Zumindest wenn man von dem hinter vorgehaltener Hand formulierten Ziel, diesmal eine „sorgenfreie Saison“ zu spielen, ausgeht.  

2. Das Gerüst des neuen SVW-Teams steht so früh wie seit Jahren nicht mehr

Seit dem Aufstieg in die 3. Liga 2019 hatte der SVW immer Probleme, zumindest große Teile seines Teams zum Vorbereitungsstart beisammen zu haben. Es gab stets fehlende wichtige Mosaiksteine auf einzelnen Positionen und Last-Minute-Verpflichtungen, die dann häufig die Erwartungen nicht erfüllten. Das ist diesmal anders. Würde die Saison morgen losgehen, wären die Mannheimer bereits konkurrenzfähig aufgestellt. Das hängt wohlgemerkt aber nicht nur mit Lovisos bislang überzeugender Transferpolitik, sondern auch mit den Verstärkungen im Winter, die das Niveau erheblich angehoben haben, zusammen: Mittelstürmer Boyd, der überzeugende Rechtsverteidiger Lukas Klünter, Standardexperte Martin Kobylanski und der neue Stammtorwart Omer Hanin.  

3. Die Neuzugänge sind auf die Bedürfnisse und Spielweise von Trainer Marco Antwerpen zugeschnitten

Marco Antwerpen kennt die Tücken der qualitativ dichten 3. Liga. Er weiß, was in der kleinsten deutschen Profiklasse gefordert ist. Es geht  in erster Linie um defensive Stabilität, Mentalität, die richtigen körperlichen Voraussetzungen, eigene Standardsituationen  – und in der Offensive ein paar Könner, die den Unterschied ausmachen können. „Wir stehen täglich in Kontakt“, sagt Sportdirektor Loviso zu seiner Zusammenarbeit mit dem Trainer, der den SVW vor dem Abstieg gerettet hat. Und man darf getrost davon ausgehen, dass Zugänge wie Hoffmann oder Thalhammer auch auf die speziellen Bedürfnisse des Antwerpen-Fußballs zugeschnitten sind.  

4. Der SV Waldhof hat bisher Probleme, seine Bankdrücker los zu werden, um den Kader auf die gewünschte Größe zu bringen

Stand jetzt hätte der SVW 26 Feldspieler und vier Torhüter für die nächste Spielzeit unter Vertrag. Das ist natürlich viel zu viel. Loviso hatte als Zielmarke für die Größe des Kaders etwa 22 Feldspieler und drei Torhüter ausgegeben.  Aber bisher hat der Waldhof keine Abnehmer für Kandidaten wie Jonas Albenas, Jesaja Herrmann, Per Lockl, Tim Sechelmann oder auch Minos Gouras gefunden, die den Verein trotz laufender Verträge verlassen dürfen, weil Antwerpen nicht mehr auf sie setzt.

Lockl schaut sich nach Medienberichten aus seiner hessischen Heimat zumindest nach einem neuen Arbeitgeber um. Wechselwillig ist auch Flügelstürmer Kevin Goden, um den Aufsteiger Alemannia Aachen buhlt, der aber eigentlich weiter eingeplant war. Hier fordert der SVW eine Ablöse.  

5. In den Vorjahren hatte der SVW regelmäßig Probleme, die U-23-Regel zu erfüllen. Aber vor dieser Saison sind die Kurpfälzer in diesem Bereich frühzeitig gut aufgestellt

Die Drittligisten müssen zu jedem Spiel mindestens vier Profis aufbieten, die für eine DFB-Auswahl spielberechtigt sind und das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Einhaltung der U-23-Regel stellte die jeweiligen Waldhof-Trainer in den vergangenen Jahren immer wieder vor Herausforderungen – teilweise mussten arrivierte Kräfte wie der legendäre Marc Schnatterer auf die Tribüne, um mit einem Spieler aus der eigenen Jugend, der keine realistische Aussicht auf einen Einsatz hatte, den Spieltagskader aufzufüllen.

Auch daraus hat Loviso die richtigen Lehren gezogen. In Sietan, Voelcke, Yigit und Rexhepi hat der Waldhof frühzeitig vier weitere U-23-Spieler verpflichtet, mit Okpala und Ersatztorwart Malwin Zok stehen jetzt schon sechs junge Spieler im Kader, die die U-23-Regel erfüllen. Das dürfte genügen, um ohne größere Kopfstände durch die Saison zu kommen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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