Mannheim. "Weltweit größtes Junioren-Meeting“, „Karriere-Sprungbrett“, „Mini-WM“ – viele Superlative schmücken die Juniorengala. Doch sie sind mehr als Schmuck. Eine Nachfrage beim Leichtathletik-Nachwuchs, aber auch bei ehemaligen und in der Blüte ihrer Karriere stehenden Sportlerinnen und Sportlern beleuchtet den Stellenwert einer Gala, die 1994 als Drei-Länderkampf zwischen Polen, Russland und Deutschland begann und an der mittlerweile über 20 Nationen aus allen fünf Kontinenten um Startmöglichkeiten bitten. Seit 2005 hat die Bauhaus-Juniorengala für die U 20 Trial-Charakter. Während bis 2007 auch die U 18 und die U 23 zum Zug kamen, konzentriert sie sich seit 2008 auf die U 20.
Viele Athleten starteten ihre Karriere bei der MTG Mannheim
Für viele namhafte deutsche Athletinnen und Athleten war Mannheim tatsächlich ein Sprungbrett. Kugelstoßerin Christina Schwanitz, Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, Hürdensprinterin Carolin Nytra, Speerwerfer Matthias de Zordo oder Sprinter Julian Reus schafften es in die Weltspitze. Tatjana Pinto (Sprint), Cindy Rohleder und Gregor Traber (Hürden) sorgten lange Jahre für Schlagzeilen. Mit Weitspringerin Malaika Mihambo von der LG Kurpfalz verdiente sich sogar eine spätere Olympiasiegerin bei der Juniorengala ihre ersten Sporen.
Wenn man einmal internationale Luft geschnuppert hat, möchte man dieses Gefühl nicht mehr missen
Auch Diskuswerferin Shanice Craft (heute Halle, damals MTG) startete vor heimischem Publikum international durch, war zwischen 2009 und 2011 bei Junioren-WM, Junioren-EM und Olympischen Jugendspielen unschlagbar. „Ich war dreimal bei der Juniorengala dabei. Für mich war sie immer ein Ziel, weil ich schon als Kind jedes Jahr geholfen und zu den Athleten aufgeschaut habe“, erinnert sich die 31-Jährige. „Der Start hat mir viel Sicherheit bei den internationalen Meisterschaften gegeben, an denen ich danach teilgenommen habe“, stand Craft seither bei der U 23 und den Aktiven siebenmal auf dem EM-Podest, 2015 sogar ganz oben.
Bauhaus Junioren-Gala Sprungbrett für Andreas Hoffmann
Auch ihr langjähriger Vereinskollege Andreas Hofmann begann seine Karriere bei der Gala: „Sie war ein Sprungbrett für meinen ersten Einsatz im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Wenn man einmal internationale Luft geschnuppert hat, möchte man dieses Gefühl nicht mehr missen“, denkt er gerne an 2009 zurück. „Es war für mich als junger Athlet eine tolle Erfahrung, weil es nicht nur die letzte Quali für die Junioren-EM war, sondern auch, weil es für mich als Athlet der MTG Mannheim etwas Besonderes war, im eigenen Stadion mein Können zu zeigen.“
Wer, als die Juniorengala Fahrt aufnahm, dem Nachwuchs bereits entwachsen war, bedauert, dass es solch ein Angebot in der eigenen Jugend noch nicht gab. Wie der ehemalige Hochspringer und mehrfache deutsche Meister Wolfgang Kreißig (3. Junioren-EM 1989, 8. Olympia Atlanta 1996, 9. Sidneyy 2000, Persönliche Bestleistung: 2,34 Meter), der bei der MTG seine spätere Ehefrau und ebenfalls Weltklasse-Hochspringerin Alina Astafei kennenlernte.
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„Auf jeden Fall hätte ich mir so ein Angebot gewünscht. Im Bereich der Juniorinnen und Junioren gibt es außerhalb der internationalen Meisterschaften nur wenige internationale Sportfeste auf Topniveau. Die Juniorengala bietet damit eine hervorragende Gelegenheit, sich auf die internationalen Meisterschaften unter vergleichbaren Konkurrenzbedingungen vorzubereiten.“
Auch wenn der 51-jährige Jurist in Stuttgart lebt, fühlt er sich der Gala noch sehr verbunden. „Ich bin seit vielen Jahren regelmäßig Zuschauer. Ich finde die Veranstaltung großartig, da sie mit großem Aufwand und viel Herzblut organisiert und durchgeführt wird und – kombiniert mit der schnellen Laufbahn und den fachkundigen Zuschauerinnen und Zuschauern – beste Bedingungen für Spitzenleistungen bietet.“
Auch ehemalige Sportlerinnen bei der Bauhaus-Junioren-Gala eingebunden
Seine einstige MTG-Kollegin, die zwischen 1990 und 2000 achtfache deutsche Hürden-Meisterin, Olympia- sowie mehrfache WM- und EM-Teilnehmerin Caren Sonn-Welz, ist nicht nur eine immer begeisterte Zuschauerin, sondern durch ihren Beruf als Grafik-Designerin aktiv eingebunden. „Ich bin bei den Anfängen der Gala bei Einlageläufen öfter gestartet. Schon das war großartig. Aber es wäre sehr hilfreich für mich gewesen, wenn ich auch schon als junge Athletin die Möglichkeit gehabt hätte, internationale Luft zu schnuppern“, ist sie sich sicher.
„Die ganze Veranstaltung ist fantastisch organisiert, die Stimmung immer grandios, man fiebert mit den Junioren und Juniorinnen mit und feuert sie an. Für uns Ehemalige ist es außerdem schön, andere Weggefährten/innen von früher wiederzusehen.“
Bei der Juniorengala-Premiere 1994 war Hürdensprinterin Kirsten Bolm dabei. „Das war damals die Quali für die Junioren-WM und der zweitwichtigste Wettkampf der Saison“, holte die heute 49-jährige zehnfache deutsche Meisterin (2000 – 2007) in Lissabon ihr erstes internationales Gold. Es folgten neben Olympia 2004 in Athen als Karriere-Höhepunkte zweimal Silber und Bronze bei Europameisterschaften. „Ganz toll ist, dass sich das Meeting international entwickelt hat – somit ein einmaliges Event in dieser Altersklasse ist.“
Das kann die inzwischen 19-jährige Ruth Hildebrand nur unterschreiben. „Als jüngere Athletin dort zu starten, war ein Traum. Und als ich 2021 Jahr das erste Mal an der Gala teilnehmen durfte, ging der Traum in Erfüllung. Die Einladung war eine Bestätigung, dass sich das harte Training lohnte“, freute sich das Sprungtalent über den Start bei der Junioren-EM in Tallinn im Weitsprung. Als Dreispringerin war sie 2022 bei der Junioren-WM (5./Persönliche Bestleistung 13,21 m) und 2023 bei der Junioren-EM dabei. „Die Gala war auch für meine Konkurrentinnen immer eine große Motivation im Training, denn sie ist ein großer und wichtiger Wettkampf. Sie hat uns motiviert.“
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