Stuttgart. Einfach nur ins Warme und dann schnell weg hier. Die Temperaturen bewegten sich schon auf den Gefrierpunkt zu, als sich die Spieler des SV Waldhof bei den fast 2000 nach Großaspach gereisten Fans für ihre Unterstützung bedankten. Eine Pflichtübung, bei der sich das anfängliche Schweigen aus der Kurve dann doch noch in aufmunternde Gesänge verwandelte. Zu feiern gab es nichts nach der 0:2 (0:2)-Niederlage beim VfB Stuttgart II am späten Samstagnachmittag. Ganz im Gegenteil. Durch die Katakomben gingen die SVW-Profis schnellen Schrittes. Das Ziel: die wärmende Kabine, Duschen, danach ab in den Bus.
Nach Niederlage gegen Stuttgart II: Waldhof Mannheim wieder im Schlamassel
Es glich ein wenig einer Flucht von dem Ort, an dem sich der SV Waldhof mit Nachdruck wieder als potenzieller Abstiegskandidat in Erinnerung gerufen hat. Statt die Schwaben mit einem Sieg auf sieben Punkte zu distanzieren und ein wenig entspannter in die drei verbleibenden Drittliga-Spiele vor der Winterpause gehen zu können, sind die Kurpfälzer wieder mittendrin im Schlamassel der Teams, die nur knapp über den bedrohlichen Plätzen liegen.
„Die Abstimmung hat von vorn bis hinten nicht gestimmt. Wir haben einfach schlecht gespielt. So passieren dann zwei dumme Tore“, berichtete Angreifer Kennedy Okpala von einer ersten Halbzeit, die Fragen über den Tag hinaus aufwirft. Nicht nur, dass die Mannheimer in der Offensive wieder einmal komplett harmlos blieben. In den ersten 45 Minuten fehlten plötzlich auch die Basics. Zweikampfhärte, taktische Disziplin, das Verteidigen als Mannschaft. Die Stuttgarter U 21 kam bei zwei zielstrebig ausgespielten Umschaltsituationen ohne größere Gegenwehr zu leichten Toren durch Thomas Kastanaras (12.) und Leonhard Münst (34.), Torhüter Jan-Christoph Bartels verhinderte mit einer Glanztat gegen Kastanaras sogar ein mögliches 0:3 zur Pause (26.).
Es war bis dahin ein erschreckender Auftritt für alle, die es mit dem SV Waldhof halten. Vorn ideenlos, hinten anfällig. Selbst wenn man in die Bewertung miteinbezieht, dass Okpala im Strafraum einmal unter Umständen elfmeterwürdig zu Fall gebracht wurde (23.).
„Bei den Toren standen wir zu offen. Da haben wir uns naiv auskontern lassen“, sagte Trainer Bernhard Trares, der von der Tribüne aus das Grauen auf dem Rasen mitansehen musste. Der 59-Jährige war nach seiner vierten Gelben Karte gesperrt und wurde an der Seitenlinie von Co-Trainer Benjamin Sachs vertreten. Daran lag es aber kaum, dass die Mannheimer eine Halbzeit zum Vergessen hinlegten. Eher schon bestätigte der miese Auftritt im Schwäbischen die sinkende Formkurve der vergangenen Wochen.
Aus den zurückliegenden fünf Spielen hat der SVW nur fünf Punkte geholt. Und diese magere Bilanz wird noch erheblich geschönt durch den faden 2:1-Heimsieg gegen Hannover II. Ein Gegner, der bei allem Respekt über kaum mehr als besseres Regionalliga-Niveau verfügt.
Und jetzt kommen die drei Top-Teams
Als seine DFB-Sperre eine halbe Stunde nach dem Abpfiff abgelaufen war, fand Trares klare Worte zur weiterhin größten Problemzone seines Teams. „Wir ziehen zu wenig Kapital aus unseren Offensivaktionen, das verpufft bei uns alles. Unser großes Thema ist: Wie kommen wir zu Chancen? Das Bemühen ist da, aber wir sind nicht effektiv genug. Stuttgart war sicher schlagbar“, kritisierte der 59-Jährige. Nach der Pause stressten die Mannheimer den VfB zeitweise mal mit aggressivem Pressing, Leidenschaft und Körpersprache stimmten zumindest wieder. Aber außer ein paar Halbchancen brachte der SVW offensiv nichts zustande. Das Tor zum 1:2, das vielleicht dazu geführt hätte, noch einmal „in die Köpfe der Stuttgarter“ (Sachs) zu kommen, fiel nicht.
Rico Benatelli zog in Großaspach einmal mehr wirkungslos seine Kreise und leitete mit einem Ballverlust das 0:1 ein, Janne Sietan und Julian Rieckmann wirken damit überfordert, gleichzeitig hinten abräumen und dann auch noch vernünftige Aktionen nach vorn in die Wege leiten zu sollen. Martin Kobylanski und Adrian Fein waren unter Trares mal kurz Stammkräfte, spielen aber jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Wenn dann noch Nachlässigkeiten bei der taktischen Disziplin, in der Rückwärtsbewegung und den Zweikämpfen hinzukommen wie gegen Stuttgart II, ist der SV Waldhof in der 3. Liga in dieser Zusammensetzung weit entfernt von Siegen. Dieses spielerisch limitierte Team muss in jeder Begegnung an sein Leistungsmaximum kommen, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein.
Trares stand in der Kälte vor dem Mannschaftsbus in Großaspach, als er mit Blick auf die vor der Winterpause noch anstehenden Partien gegen die drei Top-Teams Energie Cottbus (H), Dynamo Dresden (A) und Arminia Bielefeld (H) einen Satz sagte, der auch als Motto für den Rest der Saison beim SV Waldhof durchgehen könnte: „Ich weiß, wie schwer das wird.“
Der Aufstiegstrainer von 2019, in den ersten Wochen nach seiner Rückkehr zum SVW wie ein Heilsbringer gefeiert, kämpft längst selbst mit den unübersehbaren Defiziten im Kader, was vor allem Dynamik, Tempo und Kreativität im zentralen Mittelfeld anbelangt.
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Er trifft aber auch Entscheidungen, die nicht funktionieren und für Diskussionen sorgen. So musste der erst 19-Jährige Manuel Braun nach einem wackligen Auftritt als Linksverteidiger und einer Gelben Karte bei seinem Startelf-Debüt in Großaspach schon zur Pause wieder für den bisherigen Stammspieler Sascha Voelcke runter. Und Nicklas Shipnoski saß zunächst wieder auf der Bank, obwohl er den Siegtreffer gegen Hannover miteingeleitet hatte und auch sonst einer der Wenigen ist, die im Angriff mal für Torgefahr sorgen können.
Ein bisschen Hoffnung macht momentan nur, dass sich die Mannheimer im Carl-Benz-Stadion seit dem Trares-Comeback bisher weitaus stabiler als auswärts präsentiert haben - unter dem neuen und alten Coach gab es vier Heimsiege und ein Unentschieden vor eigenem Publikum. Der nächste Gegner Energie Cottbus (Samstag, 14 Uhr) reist allerdings als Sensationstabellenführer nach Mannheim. „Es kann vielleicht sein, dass du gegen die mal einen Umschaltmoment bekommst und selbst ein bisschen tiefer stehst“, sagte der Waldhof-Trainer.
Trares weiß, dass die aktuell 20 Zähler nicht für ein sorgenfreies Weihnachtsfest reichen. „Wir brauchen einen totalen Fokus und müssen versuchen, noch so viele Punkte wie möglich zu sammeln.“ Dieser totale Fokus auf das Sportliche dürfte beinhalten, dass PR-Aktionen wie nur zwei Tage vor dem Stuttgart-Spiel, als einige Waldhof-Profis bei Hauptsponsor Galeria an der Kasse mithalfen, zumindest vorerst auf Eis gelegt werden dürften.
Das nächste Spiel: SV Waldhof gegen Energie Cottbus, Samstag, 7. Dezember, 14 Uhr - bei uns im Ticker. Alle Spiele der 3. Liga auch live bei MagentaSport.
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