Viernheim. Seine erste Reaktion ist: Verblüffung. Kabarett und Hospiz - passt das zusammen? Kabarettist Peter Gutschalk aus Lampertheim hat nicht sofort eine Antwort, als das Viernheimer Hospiz Schwester Paterna ihn fragt, ob er ein Kabarettstück über das Thema Hospiz schreiben würde. „Ich hatte mich bis zu diesem Moment, wie wohl die meisten Menschen, nicht mit dem Thema befasst“, sagt er. Aber noch während Gutschalk der Frage lauscht, erwacht schon seine Neugier. Er will mehr wissen: über das Hospiz, die Menschen, die dort leben, über das Sterben. Und vor allem: Was hat sich das Hospiz dabei gedacht, ausgerechnet ein Kabarettstück in Auftrag zu geben?
„Wir wollten etwas Neues wagen“, erklärt Ines Steyrleuthner, eine der beiden Leiterinnen des Hospizes. Sie möchte damit das Thema Tod auf eine andere Art angehen, das Leben in seiner ganzen Vielfalt feiern und auf die Schippe nehmen. „Da passt ein Mundart-Kabarettist doch bestens“, findet sie - und ganz besonders dieser Künstler: „Peter Gutschalk liebt das Leben und die Menschen. Er bringt den nötigen Respekt und die Achtung vor der Verletzlichkeit der Menschen mit.“ Was sie mit ihm zusammen erreichen will: „Es geht darum, den Mut zu haben, dieses ernste Thema so zu nehmen wie es sein soll: leicht und schwer wie das normale Leben auch ist.“
Lampertheimer Kabarettist: „Da steckt so viel Menschlichkeit drin!“
Leicht und schwer - zwischen diesen beiden Polen taumelt Gutschalk, während er über den Auftrag nachdenkt. „Ich fand das Thema sofort spannend“, sagt er. Aber als er kurz darauf zum ersten Mal vor der Hospiz-Tür steht, ist er beklommen. Es ist nicht zu leugnen: In diesem Haus sterben Menschen. Aber das, merkt er schnell, ist nur ein Teil dessen, was das Hospiz ausmacht. „Da steckt so viel Menschlichkeit drin!“, sagt der Kabarettist mit Nachdruck. „Ich dachte vorher: Ein Hospiz ist bestimmt wie ein Krankenhaus. Aber es ist eher wie ein Gästehaus!“
Begeistert erzählt er von den zugewandten Mitarbeitern, den Wünschen, die sie erfüllen, der Normalität, die trotz der Nähe des Todes zwischen diesen Wänden herrsche, dem Lachen. Gutschalk sieht sich um - und hört zu. „Ich habe viele Geschichten aus dem Hospiz gehört. Das hat mich berührt“, sagt er. „Und es hat mich beeindruckt, was dort geleistet wird!“ Vor allem aber, „hat es mir die Angst genommen vor dem Hospiz.“
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Nach diesem ersten Besuch ist für den Lampertheimer klar: „Ich nehme die Herausforderung an!“ Er macht sich Notizen, saugt alle Eindrücke auf, begeistert sich immer mehr für das Thema. „Das Stück entwickelte sich weiter in meinem Kopf, meinem Herz und meiner Seele“, erzählt er.
Der 64-Jährige, der im Hauptberuf bei Daimler Busses in der Entwicklung arbeitet, steht schon seit rund 40 Jahren in seiner Freizeit auf der Bühne, elf Jahre davon im Ensemble des Ludwigshafener Prinzregenten-Theaters. Acht Soloprogramme hat er selbst geschrieben.
Auch diesmal schreibt er drauf los. Und hat „ziemlich schnell ein Konzept zusammen“. Mit Herzklopfen trägt er Ines Steyrleuthner sein Stück vor. „Als ich fertig war, war erstmal: Schweigen“, erzählt er und muss lachen. Erst nach für ihn quälend langen Sekunden habe Steyrleuthner gesagt: „Wow. Genauso habe ich mir das vorgestellt.“ Zur Sicherheit beschließen die beiden, das Stück vor einem Testpublikum aufzuführen. Danach ist für sie endgültig klar: Kabarett und Hospiz passen definitiv zusammen.
Erlös soll dem Viernheimer Hospiz zugutekommen
„Kabarett muss nicht lustig sein“, erklärt Gutschalk. Es könne das aber natürlich - „gerade weil das Kabarett uns Menschen den Spiegel vorhält.“ Und ja, auch beim Thema Tod könne gelacht werden. In seinem Stück „Hospiz? Kenn isch nid!“ gehe es um das Leben, um die Menschen. Genauer: Um einen Protagonisten, der mit dem Tod konfrontiert wird, mit dem Hospiz - und jede Menge Menschliches erlebt.
„Es wäre unheimlich schön, wenn die Zuschauer am Ende mit einem Lächeln rausgehen würden. Und ihnen die Angst vor dem Hospiz genommen wurde.“ Das, so Gutschalk, soll sein Beitrag zu der Hospizarbeit sein. „Ich möchte mithelfen, darauf aufmerksam zu machen, was dort Wunderbares geleistet wird“, sagt er. Deshalb nehme er keine Gage. Der Erlös solle ganz dem Hospiz zugutekommen.
Umrahmt wird das Stück von zwei Viernheimer Musikerinnen: der Harfenistin Fabienne Partsch und Sängerin Megan Hill. „Zusammen bieten wir einen Abend mit echter Kleinkunst pur, handgemacht, von Menschen für Menschen“, sagt Gutschalk. Mut müssten die Zuschauer nicht mitbringen. Nur Neugier. Und der Tod? „Der gehört eben zum Leben“, meint Gutschalk pragmatisch.
Karten für das Kabarett-Stück am Samstag, 14. Oktober, 19 Uhr in der alten TSV-Halle gibt es für 15 Euro an der Abendkasse und im Kartenvorverkauf im Hospiz Schwester Paterna, in der Buchhandlung Schwarz auf Weiß, bei ARTee oder in Lampertheim im Friseur Salon-Papa und im Reformhaus Henkelmann.
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