Schriesheim. Seit einigen Jahren gilt für die Bundesstraße 3 im Ortskern von Schriesheim Tempo 30. Durchgesetzt wird dies mit einem festinstallierten Radargerät. Doch das hat Folgen: Um dieses und noch dazu die zahlreichen Ampeln auf der B 3 zu umgehen, weichen viele Autofahrer auf die parallelen Routen aus, so in die Max-Planck-Straße. Dort besteht zwar ebenfalls Tempo 30, aber kein Radargerät und keine Ampel. Die Folgen sind entsprechend.
Die Anwohner dieser Wohnstraße, in der auch das Kurpfalz-Bildungszentrum liegt, sind nicht länger bereit, das hinzunehmen. Sie haben sich an die Fraktionen gewandt. Die einzige, die sich gemeldet habe, „und zwar postwendend“, wie ein Anwohner lobt, war die Grüne Liste. Stadträtin Hannah Mieger-Höfer organisierte einen Ortstermin, bei dem sie selbst jedoch nicht teilnehmen konnte, allerdings mit gutem Grund, wie Fraktionschef Christian Wolf mitteilte: Am Montagabend hat sie ein Kind zur Welt gebracht.
Bodenschwellen sind nicht hilfreich oder gar kontraproduktiv
In der Zustandsbeschreibung sind sich alle einig. Es wird gerast, auch und vor allem von Pizza-Diensten und DHL-Sprintern. Die Schwellen hätten keine hindernde Wirkung. „Manchen dienen sie sogar als Sprungschanze“, formuliert eine Dame. Und wenn gebremst wird, sei das für den Lärm kontraproduktiv: „Erst wird abgebremst und dann wieder kräftig Gas gegeben.“
Da die Straße eng ist, weichen Autos auf den Gehweg aus - und halten dabei aber nicht an, sondern fahren dort weiter. Ein Mann, dessen Enkel im Hof spielen, artikuliert seine Sorge, was geschehe, wenn sie die Hoftür öffnen und in einem solchen Moment auf dem Gehweg stehen.
Die Mehrheit will keine Einbahnstraße
Was tun? Einig ist man sich, vermehrt auf die Geschwindigkeitsbegrenzung hinzuweisen. „Es gibt nur ein Tempo-30-Schild“, beklagt ein Mann und empfiehlt Ladenburg als Vorbild: Dort sind auf dem Fahrbahnbelag große Tempo-30-Hinweise aufgemalt: „Die Kosten für die Farbe sollten wir der Stadt Schriesheim wert sein.“ Auch ein Blitzgerät wie auf der B3 erachten die meisten als hilfreich. Um das Befahren der Gehwege zu verhindern, sollten dort vermehrt Poller aufgestellt werden.
Doch darüber hinaus werden durchaus unterschiedliche Meinungen deutlich. Ein Anwohner schlägt eine Unterbrechung der Straße durch Poller wie in der Carl-Benz-Straße vor. Dagegen gibt es heftigen Widerspruch. Ein anderer plädiert für eine Einbahnstraße, was ebenfalls kritisch gesehen wird, auch von Wolf: „Alle Experten sagen uns, dass dann eher gerast wird.“ „Dann muss man die Straße eben umbauen und verengen“, heißt es. Das wollen manche aber auch nicht: „Dann haben Müllautos Probleme und auch Rettungswagen.“
Grüne Liste bringt Initiative im Gemeinderat ein
„Wir sehen, dass es unterschiedliche Meinungen gibt“, bilanziert Wolf: „Insofern ist es für uns schwierig, konkrete Lösungen zu fordern.“ Daher kündigt er an, die Verwaltung eher allgemein zu beauftragen, Wege zu einer Verkehrsberuhigung aufzuzeigen - auch, weil es dadurch leichter wird, andere Fraktionen zu gewinnen. Bei der Verwaltungsspitze sieht er dafür wenig Hoffnung: „Ich habe nicht den Eindruck, dass der Bürgermeister an diesem Thema großes Interesse hat.“
Um deutlich zu machen, wie wichtig ihnen das ist, wollen die Anwohner am kommenden Mittwoch zur Gemeinderatssitzung gehen und dort das Wort ergreifen.
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