Verkehr

Freie Fahrt in der Schmalen Seite in Schriesheim

Die Schmale Seite in Schriesheim ist nach langer Bauzeit wieder befahrbar, doch nicht alle sind zufrieden.

Von 
Jasper Rothfels
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Erst die Ansprache, dann die Durchfahrt: der Schriesheimer Bürgermeister Christoph Oeldorf bei der Eröffnung der sanierten Schmalen Seite. © Jasper Rothfels

Schriesheim. Als am Freitag um 14.02 Uhr erstmals seit vielen Monaten wieder ein Auto regulär durch die Schmale Seite in Schriesheim rollt, applaudieren Anwohner kräftig, und die Insassen freuen sich. Der historische Moment folgt auf eine wechselvolle Eröffnungsfeier. Dabei drückt der Bürgermeister Christoph Oeldorf einerseits seine Freude über die neu gestaltete Straße aus, den ersten „fertigen“ Bauabschnitt beim Mammutprojekt Talstraßensanierung. Andererseits bekommt er Kritik von Anwohnern zu hören, die der Stadt mangelnde Kommunikation vorwerfen und Probleme während des Baus beklagen, der mehrere Monate länger dauerte als geplant.

Als Oeldorf ankündigt, dass die Talstraßensanierung wohl ab Mittwoch weitergeht und der Einbahnstraßen-Abschnitt zwischen Schotterers- und Gaulsbrücke dann für 18 Monate gesperrt wird, sind Betroffene ebenfalls wenig erfreut. Wann die Stadt gedenke, die Talstraßenbewohner über diese Maßnahmen zu informieren, fragt Anwohner Helmut Baum. „Das müsste schon passiert sein“, sagt Oeldorf. „Nee“, sagt Baum. „Dann schauen wir nochmal nach“, verspricht der Bürgermeister.

Die jahrelangen Arbeiten in der Talstraße in Schriesheim haben bereits im August 2023 begonnen. Dieses Bild entstand im Sommer 2024. © Marcus Schwetasch

Insgesamt dauert die Sanierung der Talstraße bis 2030

Am 14. August 2023 hatte die Sanierung der etwa 350 Meter langen Schmalen Seite begonnen, einem von fünf Abschnitten des Talstraßenprojekts, das bis 2030 dauern soll. Dabei fließen zwölf Millionen Euro in die Erneuerung von Fahrbahn und Infrastruktur der Wasser-, Abwasser- und Stromversorgung. Rohre für Glasfaser werden verlegt, und der öffentliche Raum wird neu gestaltet. Die Sanierung der Schmalen Seite, einer wichtigen Verbindung Richtung Odenwald, war mit temporären Sperrungen und Umleitungen verbunden. Wer per Pkw „nach oben“ wollte, musste durch den Tunnel, manche Fahrrad-, Pkw- und sogar Lkw-Fahrer fuhren verbotenerweise den Einbahnstraßen-Abschnitt der Talstraße in die falsche Richtung. Im September 2024 wurde die Zufahrt zum Burg- und Huberweg freigegeben, und Anwohner konnten die Baustelle umfahren.

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Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen verzögern die Arbeiten

Am Freitag dankt Oeldorf vor Mitgliedern des Gemeinderats, zu denen auch die Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer (Grüne) und Sebastian Cuny (SPD) gehören, zunächst dem Ingenieurbüro und der Baufirma. Eine moderne Straße sei das Rückgrat der Infrastruktur und ein technisches Bauwerk, so das Stadtoberhaupt. Und weil in der Schmalen Seite auch Vorkehrungen zum Starkregenschutz getroffen worden seien, hätten die Arbeiten länger gedauert. Er dankt den Anwohnern für das gemeinsame Beschreiten dieses Weges: „Er ist nicht immer einfach, aber notwendig, und ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen.“

Schriesheims Bürgermeister Christoph Oeldorf (l.) im Gespräch mit Bürgern über die Sanierung der Talstraße. © Jasper Rothfels

Anwohner Alexander Mitev hat da seine eigene Ansicht. Vor seinem Haus verlaufe die Straße nun einige Zentimeter höher als zuvor – mit Folgen, so der Geologe: „Bei uns und bei einigen anderen konnte das Gefälle vom Gehweg gar nicht mehr hergestellt werden, dass es vom Haus zur Straße läuft.“ Beim Starkregen neulich sei deshalb Wasser auf sein Gelände geflossen. Mitev warnte nach eigenen Angaben bei Bauamt und Bauarbeitern davor, aber ohne Erfolg. „Da sind Sie jetzt zu speziell, da müssen wir nochmal genau schauen“, entgegnet Oeldorf.

Den Autos „von oben“ bleibt vorübergehend nur der Tunnel

Auf die Frage, welche Route vom Berg kommende Radfahrer künftig in den Ort nehmen sollen, sagt er, sie müssten in der Schmalen Seite ihr Rad über den Gehweg schieben – wenn sie nicht durch die neue Baustelle fahren könnten. Den Autos „von oben“ bleibt der Tunnel. Folgen für den Schriesheimer Handel fürchten Oeldorf und der 1. Vorsitzende des örtlichen Bundes der Selbständigen, Rolf Edelmann, nicht. Der Altenbacher Ortsvorsteher Carsten Junghans (Freie Wähler) sagt, der Tunnel sei ja gebaut worden, um den Verkehr von der Innenstadt fernzuhalten.

Bei den Bauarbeiten in der Talstraße in Schriesheim werden unter anderem neue Wasserleitungen verlegt. © Marcus Schwetasch

Eine 59-Jährige aus der Schmalen Seite fragt, ob es während der neuen Arbeiten eine Ampelschaltung geben werde, damit man von der Einbahnstraße Schmale Seite hinunterkomme, ohne – wie in der ersten Bauphase – den Umweg über den Tunnel nehmen zu müssen. Man hätte das gern, es werde aber nicht genehmigt, sagt Oeldorf. Denn Anwohner wüssten dann bei der Fahrt aus der Garage nicht, ob sie gerade links oder rechts abbiegen müssten. Die Frau möchte auch wissen, ob man über die Bachgasse, die die Schmale Seite und die Talstraße verbindet, noch abfahren könne. Doch der Vertreter der Baufirma sagt, die Oberfläche des neuen Bauabschnitts werde – wie in der Schmalen Seite – in einem Zug hergestellt. Das bedeute, dass komplett gesperrt sei. Einfahrten ins Baufeld seien nach Absprache mit der Baufirma mitunter aber möglich, ergänzt Oeldorf.

Reservierte Ausweichparkplätze auf dem Festplatz waren blockiert

Die 59-Jährige berichtet, dass sie wegen des Baus ihr Haus lange nicht per Auto erreichen konnte: „Wir mussten alles tragen.“ Und auf dem Festplatz seien die für Betroffene reservierten Parkplätze besetzt gewesen. Weil es keine Parkausweise gegeben habe, sei das nicht geahndet worden. Talstraßenbewohner Baum, der sich nicht mehr in der Lage sieht, Einkäufe vom Festplatz nach Hause zu schleppen, greift zum Sekt, den städtische Mitarbeiter in der Mittagshitze neben Wasser und O-Saft reichen. „Wir müssen jetzt genug Alkohol trinken, damit wir die nächsten zwei Jahre überstehen“, flachst der 66-Jährige.

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