Schriesheim. In Schriesheims Stadtteil Altenbach wird gefeiert: Der Turnverein begeht - wegen der Corona-Zwangspause mit einem Jahr Verzug - sein 50. Jubiläum, und dies fernab eingefahrener Wege. „Wir haben uns gegen ein Festbankett mit vielen Reden entschieden“, erläutert die Vorsitzende Suzanne Epp. Stattdessen gibt es über das Jahr verteilt sportliche und gesellige Veranstaltungen vor allem für Kinder: „Viel zu lange konnten wir ihnen wegen Corona nichts bieten.“ Erster Höhepunkt war an diesem Freitagabend ein Sommerfest für die aktuell 313 Mitglieder - Anlass für den „MM“, einen Blick zurück auf die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte dieses Vereins zu werfen.
Und dieser fällt in den Beginn der 1970er Jahre. Altenbach, seit 1. Januar 1972 ein Stadtteil von Schriesheim, hat damals ein starkes Wachstum hinter sich. Zwischen 1961 und 1972 steigt die Einwohnerzahl von 1100 auf fast 1700. Viele junge Familie mit Kindern siedeln sich an. Und die wollen sich sportlich betätigen.
Der Andrang war groß
Es entsteht eine private Turn- und Gymnastikgruppe, die im Saal des Gasthauses „Zum Löwen“ zusammenkommt. Der Andrang ist groß. Doch je größer er wird, desto größer gerade beim Turnen die Notwendigkeit für eine Unfall- und eine Haftpflichtversicherung, um die Übungsleiter von dem rechtlichen Obligo zu entlasten - so profan ist der Anlass, sich zu organisieren. Dabei ist zunächst kein eigener Verein angedacht, sondern der Anschluss an den Fußballclub TSG. Die Mentalitätsunterschiede zwischen Fußballern und Turnern, das wird bereits in den vorbereitenden Gesprächen deutlich, sind jedoch zu groß.
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So erfolgt am 12. Januar 1972 im (inzwischen abgerissenen) Alten Rathaus von Altenbach die Gründungsversammlung des Turnvereins. Im wahrsten Sinne des Wortes erster Vorsitzender wird Günter Junge, studierter Bauingenieur und bis zu seiner Pensionierung im Verteidigungsministerium in Bonn tätig, daher mit Organisations- und Führungserfahrung. Für den Aufbau der inhaltlichen Arbeit sorgt seine Frau Gwendolyn, ausgebildete Gymnastiklehrerin, die diesen Beruf in einem Kurort in Schleswig-Holstein auch ausübt, bevor das Ehepaar 1962 nach Altenbach zieht.
Nach einem Jahr bereits 179 Mitglieder
Die Arbeit der beiden und ihrer Mitstreiter hat Erfolg. Am Ende des Gründungsjahres zählt der neue Verein bereits 179 Mitglieder - rund zehn Prozent der Bevölkerung vor Ort. Mit Eröffnung der Mehrzweckhalle 1976 erhalten die Turner räumlich optimale Rahmenbedingungen.
Bald kommt eine neue Abteilung hinzu. Viele Mitglieder des Vereins spielen gerne Tennis, können diesen Sport jedoch damals nur im benachbarten Dorf beim SC Wilhelmsfeld nachgehen. So entsteht 1979 beim TV Altenbach eine Tennisabteilung, der auch der spätere Ortsvorsteher und Architekt Alfred Burkhardt angehört. Unter seiner Leitung beginnt 1982 der Bau der Tennisplätze. Das Eröffnungsspiel im Jahr darauf bestreiten Bürgermeister Peter Riehl und der CDU-Bundestagsabgeordnete Gerhard Zeitel.
1984 folgt ein eigenes Clubhaus. Es wird Herzstück einer Abteilung, die dank des Tennisbooms durch Boris Becker und Steffi Graf rasch expandiert. Bereits in ihrer ersten Saison zählt sie 145 Mitglieder, davon 35 Jugendliche. Doch auch das Ende des Tennisbooms schlägt sich in Altenbach nieder: Nach dem Spitzenwert von 173 Aktiven im Jahre 1991 sinkt ihre Zahl auf heute 56.
Judokas sind Aushängeschild
Die neue Abteilung bringt aber auch Probleme. In den 1990er Jahren wird der Mentalitätsunterschied zwischen ihr und den Turnern immer deutlicher, führt zu heftigen Konflikten innerhalb des Vereins. 1997 erklären die Vorsitzende Eva Zuber und mehrere Vorstandskollegen ihren Rücktritt. Mit ihrem Nachfolger, dem Speditionsunternehmer Rolf Stecher, beruhigt sich Ende der 1990er Jahre die Lage jedoch wieder.
Zu einem Aushängeschild des Vereins werden in den 2000er Jahren die Judokas. 20 Jahre werden sie von Dieter Lukhaup trainiert, sind sogar bei Süddeutschen Meisterschaften erfolgreich. Als „Luki“ 2010 aufhört und sich kein Nachfolger findet, bedeutet dies das Ende dieser Sparte.
2004 übernimmt Christian Wolf aus der Tennisabteilung von Rolf Stecher den Vorsitz. Unter seiner Führung erfolgt ein Ausbau des Angebots für Kinder. 2015 übergibt er ein geordnetes Haus an Suzanne Epp. Unter ihrer Führung werden vor allem der Fitnessbereich, aber auch der Gesundheitssport intensiviert und professionalisiert.
2020 bricht auch über den TVA Corona herein. Noch mehr als dadurch wird er durch die Arbeiten in der Mehrzweckhalle ausgebremst, die länger dauern als geplant. Wie gut für das jetzige Jubelfest, dass es inzwischen die „Drehscheibe“ gibt.
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